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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Viertes Buch.

Jch hielte es vor ein glücklich Omen, daß man die
Pfort eben öffnete/ als ich vor Villingen kam/ der
Officier von der Wacht examinirte mich/ und als er
vernam/ daß ich mich vor einen Freyreuter außgab/
von dem jenigen Regiment/ wobey mich Hertzbruder
gethan/ als er mich zu Philipsburg von der Muß-
quete erlonste/ wie auch/ daß ich auß dem Läger vor
Brey sach von den Weymarischen her käme/ unter
welche ich vor Wittenweyr gefangen und unterge-
stossen worden/ und nunmehr wieder zu meinem Re-
giment unter die Bayrische begehrte/ gab er mir ei-
nen Mußquetierer zu/ der mich zum Commandanten
führte. Derselbe lag noch in seiner Rube/ weil er
wegen seiner Geschäfften mehr als die halbe Nacht
wachend zugebracht hatte/ also daß ich wol andert-
halbe Stund vor seinem Quartier auffwarten muste/
und weil eben die Leut auß der Frühmeß giengen/ ei-
nen grossen Umbstand von Bürgern und Soldaten
bekam/ die alle wissen wolten/ wie es vor Breysach
stünde? Von welchem Geschrey der Commandant
erwachte/ und mich vor ihn kommen liesse:

Er fieng an mich zu examiniren/ und meine Auß-
sag war wie unterm Thor; Hernach fragte er mich
sonderliche Particularitäten/ von der Belägerung und
sonsten/ und damit bekennete ich alles/ wie daß ich
nemlich ein Tag oder vierzehen mich bey einem Kerl
auffgehalten/ der auch durch gangen/ und mit dem-
selben eine Gutsche angegriffen und geplündert hätte/
der Meynung/ von den Weymarischen so viel Beu-
ten zu holen/ daß wir uns darauß beritten machen/
und rechtschaffen mond[i]ert wieder zu unsern Regi-
mentern kommen möchten/ wir seyen aber erst gester

von
X jv
Viertes Buch.

Jch hielte es vor ein gluͤcklich Omen, daß man die
Pfort eben oͤffnete/ als ich vor Villingen kam/ der
Officier von der Wacht examinirte mich/ und als er
vernam/ daß ich mich vor einen Freyreuter außgab/
von dem jenigen Regiment/ wobey mich Hertzbruder
gethan/ als er mich zu Philipsburg von der Muß-
quete erlōſte/ wie auch/ daß ich auß dem Laͤger vor
Brey ſach von den Weymariſchen her kaͤme/ unter
welche ich vor Wittenweyr gefangen und unterge-
ſtoſſen worden/ und nunmehr wieder zu meinem Re-
giment unter die Bayriſche begehrte/ gab er mir ei-
nen Mußquetierer zu/ der mich zum Commandanten
fuͤhrte. Derſelbe lag noch in ſeiner Rube/ weil er
wegen ſeiner Geſchaͤfften mehr als die halbe Nacht
wachend zugebracht hatte/ alſo daß ich wol andert-
halbe Stund vor ſeinem Quartier auffwarten muſte/
und weil eben die Leut auß der Fruͤhmeß giengen/ ei-
nen groſſen Umbſtand von Buͤrgern und Soldaten
bekam/ die alle wiſſen wolten/ wie es vor Breyſach
ſtuͤnde? Von welchem Geſchrey der Commandant
erwachte/ und mich vor ihn kommen lieſſe:

Er fieng an mich zu examiniren/ und meine Auß-
ſag war wie unterm Thor; Hernach fragte er mich
ſonderliche Particularitaͤten/ von der Belaͤgerung und
ſonſten/ und damit bekennete ich alles/ wie daß ich
nemlich ein Tag oder vierzehen mich bey einem Kerl
auffgehalten/ der auch durch gangen/ und mit dem-
ſelben eine Gutſche angegriffen und gepluͤndert haͤtte/
der Meynung/ von den Weymariſchen ſo viel Beu-
ten zu holen/ daß wir uns darauß beritten machen/
und rechtſchaffen mond[i]ert wieder zu unſern Regi-
mentern kommen moͤchten/ wir ſeyen aber erſt geſter

von
X jv
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[485/0491] Viertes Buch. Jch hielte es vor ein gluͤcklich Omen, daß man die Pfort eben oͤffnete/ als ich vor Villingen kam/ der Officier von der Wacht examinirte mich/ und als er vernam/ daß ich mich vor einen Freyreuter außgab/ von dem jenigen Regiment/ wobey mich Hertzbruder gethan/ als er mich zu Philipsburg von der Muß- quete erlōſte/ wie auch/ daß ich auß dem Laͤger vor Brey ſach von den Weymariſchen her kaͤme/ unter welche ich vor Wittenweyr gefangen und unterge- ſtoſſen worden/ und nunmehr wieder zu meinem Re- giment unter die Bayriſche begehrte/ gab er mir ei- nen Mußquetierer zu/ der mich zum Commandanten fuͤhrte. Derſelbe lag noch in ſeiner Rube/ weil er wegen ſeiner Geſchaͤfften mehr als die halbe Nacht wachend zugebracht hatte/ alſo daß ich wol andert- halbe Stund vor ſeinem Quartier auffwarten muſte/ und weil eben die Leut auß der Fruͤhmeß giengen/ ei- nen groſſen Umbſtand von Buͤrgern und Soldaten bekam/ die alle wiſſen wolten/ wie es vor Breyſach ſtuͤnde? Von welchem Geſchrey der Commandant erwachte/ und mich vor ihn kommen lieſſe: Er fieng an mich zu examiniren/ und meine Auß- ſag war wie unterm Thor; Hernach fragte er mich ſonderliche Particularitaͤten/ von der Belaͤgerung und ſonſten/ und damit bekennete ich alles/ wie daß ich nemlich ein Tag oder vierzehen mich bey einem Kerl auffgehalten/ der auch durch gangen/ und mit dem- ſelben eine Gutſche angegriffen und gepluͤndert haͤtte/ der Meynung/ von den Weymariſchen ſo viel Beu- ten zu holen/ daß wir uns darauß beritten machen/ und rechtſchaffen mondiert wieder zu unſern Regi- mentern kommen moͤchten/ wir ſeyen aber erſt geſter von X jv

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/491>, abgerufen am 28.05.2024.