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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
er gehabt/ zu L. hinderlassen/ und wiederum Käiserl.
Dienst gesucht/ massen er in verwichener Campagne
sich unter dem Grafen von Götz befunden/ und als
er von den Weymarischen gefangen worden/ und von
denselben sich wieder zu den Käiserl. begeben wollen/
neben seinem Cameraden einen Corporal sampt sechs
Mußquetierern die ihnen nachgesetzt/ und sie wieder
zurück führen sollen/ nider gemacht/ und ansehenliche
Beuten darvon gebracht/ massen er mit ihm selbsten
nach Wien kommen/ deß Willens/ sich abermal wi-
der der Röm. Käis. Mayt. Feinde gebrauchen zu las-
sen/ doch so fern er solche Conditiones haben könte/
die ihm anständig seyen/ dann keinen gemeinen Knecht
begehre er mehr zu agiren.

Damals war diese ansehliche Compagni mit dem
lieben Trunck schon dergestalt begeistert/ daß sie ihre
Curiosität den Jäger zu sehen/ contentirt haben wol-
te/ massen Hertzbruder geschickt wurde/ mich in einer
Gutsche zu holen; derselbe instruirt mich unterwegs/
wie ich mich bey diesen ansehenlichen Leuten halten
solte/ weil mein künfftig Glück daran gelegen wäre;
Jch antwortet derhalben als ich hin kam/ auff alles
sehr kurtz und apophthegmatisch/ also daß man sich
über mich zu verwundern anfienge/ dann ich redete
nichts/ es müste dann einen klugen Nachdruck haben;
in Summa/ ich erschien dergestalt/ daß ich jedem an-
genehm war/ weil ich ohne das vom H. Grafen von
der Wahl auch das Lob eines guten Soldaten hat-
te; Mithin kriegte ich auch einen Rausch/ und glaub
wol/ daß ich alsdenn auch hab scheinen lassen/ wie
wenig ich bey Hof gewesen; endlich war dieses das
End/ daß mir ein Obrister zu Fuß eine Compagni

unter

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
er gehabt/ zu L. hinderlaſſen/ und wiederum Kaͤiſerl.
Dienſt geſucht/ maſſen er in verwichener Campagne
ſich unter dem Grafen von Goͤtz befunden/ und als
er von den Weymariſchen gefangen worden/ und von
denſelben ſich wieder zu den Kaͤiſerl. begeben wollen/
neben ſeinem Cameraden einen Corporal ſampt ſechs
Mußquetierern die ihnen nachgeſetzt/ und ſie wieder
zuruͤck fuͤhren ſollen/ nider gemacht/ und anſehenliche
Beuten darvon gebracht/ maſſen er mit ihm ſelbſten
nach Wien kommen/ deß Willens/ ſich abermal wi-
der der Roͤm. Kaͤiſ. Mayt. Feinde gebrauchen zu laſ-
ſen/ doch ſo fern er ſolche Conditiones haben koͤnte/
die ihm anſtaͤndig ſeyen/ dann keinen gemeinen Knecht
begehre er mehr zu agiren.

Damals war dieſe anſehliche Compagni mit dem
lieben Trunck ſchon dergeſtalt begeiſtert/ daß ſie ihre
Curioſitaͤt den Jaͤger zu ſehen/ contentirt haben wol-
te/ maſſen Hertzbruder geſchickt wurde/ mich in einer
Gutſche zu holen; derſelbe inſtruirt mich unterwegs/
wie ich mich bey dieſen anſehenlichen Leuten halten
ſolte/ weil mein kuͤnfftig Gluͤck daran gelegen waͤre;
Jch antwortet derhalben als ich hin kam/ auff alles
ſehr kurtz und apophthegmatiſch/ alſo daß man ſich
uͤber mich zu verwundern anfienge/ dann ich redete
nichts/ es muͤſte dann einen klugen Nachdruck haben;
in Summa/ ich erſchien dergeſtalt/ daß ich jedem an-
genehm war/ weil ich ohne das vom H. Grafen von
der Wahl auch das Lob eines guten Soldaten hat-
te; Mithin kriegte ich auch einen Rauſch/ und glaub
wol/ daß ich alsdenn auch hab ſcheinen laſſen/ wie
wenig ich bey Hof geweſen; endlich war dieſes das
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[510/0516] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi er gehabt/ zu L. hinderlaſſen/ und wiederum Kaͤiſerl. Dienſt geſucht/ maſſen er in verwichener Campagne ſich unter dem Grafen von Goͤtz befunden/ und als er von den Weymariſchen gefangen worden/ und von denſelben ſich wieder zu den Kaͤiſerl. begeben wollen/ neben ſeinem Cameraden einen Corporal ſampt ſechs Mußquetierern die ihnen nachgeſetzt/ und ſie wieder zuruͤck fuͤhren ſollen/ nider gemacht/ und anſehenliche Beuten darvon gebracht/ maſſen er mit ihm ſelbſten nach Wien kommen/ deß Willens/ ſich abermal wi- der der Roͤm. Kaͤiſ. Mayt. Feinde gebrauchen zu laſ- ſen/ doch ſo fern er ſolche Conditiones haben koͤnte/ die ihm anſtaͤndig ſeyen/ dann keinen gemeinen Knecht begehre er mehr zu agiren. Damals war dieſe anſehliche Compagni mit dem lieben Trunck ſchon dergeſtalt begeiſtert/ daß ſie ihre Curioſitaͤt den Jaͤger zu ſehen/ contentirt haben wol- te/ maſſen Hertzbruder geſchickt wurde/ mich in einer Gutſche zu holen; derſelbe inſtruirt mich unterwegs/ wie ich mich bey dieſen anſehenlichen Leuten halten ſolte/ weil mein kuͤnfftig Gluͤck daran gelegen waͤre; Jch antwortet derhalben als ich hin kam/ auff alles ſehr kurtz und apophthegmatiſch/ alſo daß man ſich uͤber mich zu verwundern anfienge/ dann ich redete nichts/ es muͤſte dann einen klugen Nachdruck haben; in Summa/ ich erſchien dergeſtalt/ daß ich jedem an- genehm war/ weil ich ohne das vom H. Grafen von der Wahl auch das Lob eines guten Soldaten hat- te; Mithin kriegte ich auch einen Rauſch/ und glaub wol/ daß ich alsdenn auch hab ſcheinen laſſen/ wie wenig ich bey Hof geweſen; endlich war dieſes das End/ daß mir ein Obriſter zu Fuß eine Compagni unter

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/516>, abgerufen am 26.11.2024.