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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
und damals/ aber viel zu spat/ wurde ich erst gewahr/
was Ursach mich meine Braut so ohngerne nemmen
wollen/ das mich aber am allermeisten schmirtzte/
war/ daß ich mein spöttlich Anligen keinem Menschen
klagen dorffte. Jch konte zwar wol erkennen/ daß ich
nach dem Maaß der Billichkeit Schulden bezahlen
muste/ aber solche Erkantnus machte mich darumb
nichts desto gedultiger/ viel weniger frömmer/ sondern
weil ich mich so betrogen befande/ gedachte ich meine
Betrügerin wieder zu betrügen/ massen ich anfienge
grasen zu gehen/ wo ich zukommen konte/ über das
stack ich mehr bey guter Gesellschafft im Saurbrun-
nen/ als zu Hauß; Jn Summa/ ich liesse meine
Haußhaltung allerdings ein gut Jahr haben/ andern
theils war meine Frau eben so liederlich/ sie hatte ei-
nen Ochsen/ den ich ins Hauß schlagen lassen/ in et-
liche Körb eingesaltzen; und als sie mir auff ein Zeit
eine Span-Sau zurichten solte/ unterstunde sie sol-
ches wie einen Vogel zu ropffen/ wie sie mir dann
auch Krebs auff dem Rost/ und Forellen an einem
Spieß braten wollen; Bey diesen paar Exempeln
kan man ohnschwer abnehmen/ wie ich im übrigen
mit ihr bin versorgt gewesen/ nicht weniger tranck
sie auch das liebe Weingen gern/ und theilet andern
guten Leuten auch mit/ das mir dann mein künfftig
Verderben prognosticirte.

Einsmals spazierte ich mit etlichen Stutzern das
Thal hinunder/ eine Gesellschafft im undern Bad zu
besuchen/ da begegnet uns ein alter Baur/ mit einer
Geiß am Strick/ die er verkauffen wolte/ und weil
mich dünckte/ ich hätte dieselbe Person mehr gesehen/
fragte ich ihn/ wo er mit dieser Geiß her käme? Er

aber

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
und damals/ aber viel zu ſpat/ wurde ich erſt gewahr/
was Urſach mich meine Braut ſo ohngerne nemmen
wollen/ das mich aber am allermeiſten ſchmirtzte/
war/ daß ich mein ſpoͤttlich Anligen keinem Menſchen
klagen dorffte. Jch konte zwar wol erkennen/ daß ich
nach dem Maaß der Billichkeit Schulden bezahlen
muſte/ aber ſolche Erkantnus machte mich darumb
nichts deſto gedultiger/ viel weniger froͤm̃er/ ſondern
weil ich mich ſo betrogen befande/ gedachte ich meine
Betruͤgerin wieder zu betruͤgen/ maſſen ich anfienge
graſen zu gehen/ wo ich zukommen konte/ uͤber das
ſtack ich mehr bey guter Geſellſchafft im Saurbrun-
nen/ als zu Hauß; Jn Summa/ ich lieſſe meine
Haußhaltung allerdings ein gut Jahr haben/ andern
theils war meine Frau eben ſo liederlich/ ſie hatte ei-
nen Ochſen/ den ich ins Hauß ſchlagen laſſen/ in et-
liche Koͤrb eingeſaltzen; und als ſie mir auff ein Zeit
eine Span-Sau zurichten ſolte/ unterſtunde ſie ſol-
ches wie einen Vogel zu ropffen/ wie ſie mir dann
auch Krebs auff dem Roſt/ und Forellen an einem
Spieß braten wollen; Bey dieſen paar Exempeln
kan man ohnſchwer abnehmen/ wie ich im uͤbrigen
mit ihr bin verſorgt geweſen/ nicht weniger tranck
ſie auch das liebe Weingen gern/ und theilet andern
guten Leuten auch mit/ das mir dann mein kuͤnfftig
Verderben prognoſticirte.

Einsmals ſpazierte ich mit etlichen Stutzern das
Thal hinunder/ eine Geſellſchafft im undern Bad zu
beſuchen/ da begegnet uns ein alter Baur/ mit einer
Geiß am Strick/ die er verkauffen wolte/ und weil
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[528/0534] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi und damals/ aber viel zu ſpat/ wurde ich erſt gewahr/ was Urſach mich meine Braut ſo ohngerne nemmen wollen/ das mich aber am allermeiſten ſchmirtzte/ war/ daß ich mein ſpoͤttlich Anligen keinem Menſchen klagen dorffte. Jch konte zwar wol erkennen/ daß ich nach dem Maaß der Billichkeit Schulden bezahlen muſte/ aber ſolche Erkantnus machte mich darumb nichts deſto gedultiger/ viel weniger froͤm̃er/ ſondern weil ich mich ſo betrogen befande/ gedachte ich meine Betruͤgerin wieder zu betruͤgen/ maſſen ich anfienge graſen zu gehen/ wo ich zukommen konte/ uͤber das ſtack ich mehr bey guter Geſellſchafft im Saurbrun- nen/ als zu Hauß; Jn Summa/ ich lieſſe meine Haußhaltung allerdings ein gut Jahr haben/ andern theils war meine Frau eben ſo liederlich/ ſie hatte ei- nen Ochſen/ den ich ins Hauß ſchlagen laſſen/ in et- liche Koͤrb eingeſaltzen; und als ſie mir auff ein Zeit eine Span-Sau zurichten ſolte/ unterſtunde ſie ſol- ches wie einen Vogel zu ropffen/ wie ſie mir dann auch Krebs auff dem Roſt/ und Forellen an einem Spieß braten wollen; Bey dieſen paar Exempeln kan man ohnſchwer abnehmen/ wie ich im uͤbrigen mit ihr bin verſorgt geweſen/ nicht weniger tranck ſie auch das liebe Weingen gern/ und theilet andern guten Leuten auch mit/ das mir dann mein kuͤnfftig Verderben prognoſticirte. Einsmals ſpazierte ich mit etlichen Stutzern das Thal hinunder/ eine Geſellſchafft im undern Bad zu beſuchen/ da begegnet uns ein alter Baur/ mit einer Geiß am Strick/ die er verkauffen wolte/ und weil mich duͤnckte/ ich haͤtte dieſelbe Perſon mehr geſehen/ fragte ich ihn/ wo er mit dieſer Geiß her kaͤme? Er aber

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/534>, abgerufen am 24.11.2024.