Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfftes Buch.
wol/ sagte er/ daß du zimlich curio bist) in seinem
Reich eins und anders beschauen/ daß meines glei-
chen ohne zweifel selten seyn würde/ so solte ich in sei-
ner Jurisdiction sicher hin begleitet werden/ wohin ich
nur wolte/ und alsdann so wolte er mich mit einer
Verehrung abfertigen/ daß ich damit zu friden seyn
könte; da ich mich aber nichts entschliessen/ und ih-
me antworten konte/ wandte er sich zu etlichen die
eben in dem Abgrund deß Mare del Zur, sich begeben:
und dorten beydes wie auß einem Garten/ und wie
von einer Jagd/ Nahrung holen solten/ zu den sagte
er/ nemmt ihn mit/ und bringt ihn bald wider her/ da-
mit er noch heut wider auff den Erdboden gestellt
werde; zu mir aber sagte er/ ich könte mich in des-
sen auff etwas besinnen/ das in seiner Macht stünde/
umb solches mir zum Recompens und einer ewigen
Gedächtnuß mit auff den Erdboden zu geben; Also
wischte ich mit den Sylphis darvon durch ein Loch
welches etlich hundert Meil lang war/ ehe wir auff
den Grund deß obgedachten fridsamen Meers kamen/
darauff stunden Corallenzincken so groß als die Eich-
bäum/ von welchen sie zur Speise mit sich nahmen/
was noch nicht erhartet und geferbt war/ dann sie
pflegen sie zu essen/ wie wir die junge Hirschgeweyh/
da sahe man Schnecken-Häußlein so hoch als ein
zimlich Rondel/ und so breit als ein Scheuerthor;
Jtem Perlen so dick als Fäuste/ welche sie an statt
der Eyer assen/ und andere viel seltzamere Meer-
wunder die ich nicht all erzehlen kan/ der Boden lag
überall mit Smaragden/ Türckis/ Rubinen/ Dia-
mauten/ Saphiren und andern dergleichen Steinen
überstreit/ gemriniglich in der Grösse/ wie bey uns

Wacken-

Fuͤnfftes Buch.
wol/ ſagte er/ daß du zimlich curio biſt) in ſeinem
Reich eins und anders beſchauen/ daß meines glei-
chen ohne zweifel ſelten ſeyn wuͤrde/ ſo ſolte ich in ſei-
ner Juriſdiction ſicher hin begleitet werden/ wohin ich
nur wolte/ und alsdann ſo wolte er mich mit einer
Verehrung abfertigen/ daß ich damit zu friden ſeyn
koͤnte; da ich mich aber nichts entſchlieſſen/ und ih-
me antworten konte/ wandte er ſich zu etlichen die
eben in dem Abgrund deß Mare del Zur, ſich begeben:
und dorten beydes wie auß einem Garten/ und wie
von einer Jagd/ Nahrung holen ſolten/ zu den ſagte
er/ nem̃t ihn mit/ und bringt ihn bald wider her/ da-
mit er noch heut wider auff den Erdboden geſtellt
werde; zu mir aber ſagte er/ ich koͤnte mich in deſ-
ſen auff etwas beſinnen/ das in ſeiner Macht ſtuͤnde/
umb ſolches mir zum Recompens und einer ewigen
Gedaͤchtnuß mit auff den Erdboden zu geben; Alſo
wiſchte ich mit den Sylphis darvon durch ein Loch
welches etlich hundert Meil lang war/ ehe wir auff
den Grund deß obgedachten fridſamen Meers kamẽ/
darauff ſtunden Corallenzincken ſo groß als die Eich-
baͤum/ von welchen ſie zur Speiſe mit ſich nahmen/
was noch nicht erhartet und geferbt war/ dann ſie
pflegen ſie zu eſſen/ wie wir die junge Hirſchgeweyh/
da ſahe man Schnecken-Haͤußlein ſo hoch als ein
zimlich Rondel/ und ſo breit als ein Scheuerthor;
Jtem Perlen ſo dick als Faͤuſte/ welche ſie an ſtatt
der Eyer aſſen/ und andere viel ſeltzamere Meer-
wunder die ich nicht all erzehlen kan/ der Boden lag
uͤberall mit Smaragden/ Tuͤrckis/ Rubinen/ Dia-
mauten/ Saphiren und andern dergleichen Steinen
uͤberſtreit/ gemriniglich in der Groͤſſe/ wie bey uns

Wacken-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0575" n="569"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch.</hi></fw><lb/>
wol/ &#x017F;agte er/ daß du zimlich <hi rendition="#aq">curio</hi> bi&#x017F;t) in &#x017F;einem<lb/>
Reich eins und anders be&#x017F;chauen/ daß meines glei-<lb/>
chen ohne zweifel &#x017F;elten &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ &#x017F;o &#x017F;olte ich in &#x017F;ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;diction</hi> &#x017F;icher hin begleitet werden/ wohin ich<lb/>
nur wolte/ und alsdann &#x017F;o wolte er mich mit einer<lb/>
Verehrung abfertigen/ daß ich damit zu friden &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nte; da ich mich aber nichts ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ und ih-<lb/>
me antworten konte/ wandte er &#x017F;ich zu etlichen die<lb/>
eben in dem Abgrund deß <hi rendition="#aq">Mare del Zur,</hi> &#x017F;ich begeben:<lb/>
und dorten beydes wie auß einem Garten/ und wie<lb/>
von einer Jagd/ Nahrung holen &#x017F;olten/ zu den &#x017F;agte<lb/>
er/ nem&#x0303;t ihn mit/ und bringt ihn bald wider her/ da-<lb/>
mit er noch heut wider auff den Erdboden ge&#x017F;tellt<lb/>
werde; zu mir aber &#x017F;agte er/ ich ko&#x0364;nte mich in de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en auff etwas be&#x017F;innen/ das in &#x017F;einer Macht &#x017F;tu&#x0364;nde/<lb/>
umb &#x017F;olches mir zum <hi rendition="#aq">Recompens</hi> und einer ewigen<lb/>
Geda&#x0364;chtnuß mit auff den Erdboden zu geben; Al&#x017F;o<lb/>
wi&#x017F;chte ich mit den <hi rendition="#aq">Sylphis</hi> darvon durch ein Loch<lb/>
welches etlich hundert Meil lang war/ ehe wir auff<lb/>
den Grund deß obgedachten frid&#x017F;amen Meers kame&#x0303;/<lb/>
darauff &#x017F;tunden Corallenzincken &#x017F;o groß als die Eich-<lb/>
ba&#x0364;um/ von welchen &#x017F;ie zur Spei&#x017F;e mit &#x017F;ich nahmen/<lb/>
was noch nicht erhartet und geferbt war/ dann &#x017F;ie<lb/>
pflegen &#x017F;ie zu e&#x017F;&#x017F;en/ wie wir die junge Hir&#x017F;chgeweyh/<lb/>
da &#x017F;ahe man Schnecken-Ha&#x0364;ußlein &#x017F;o hoch als ein<lb/>
zimlich Rondel/ und &#x017F;o breit als ein Scheuerthor;<lb/>
Jtem Perlen &#x017F;o dick als Fa&#x0364;u&#x017F;te/ welche &#x017F;ie an &#x017F;tatt<lb/>
der Eyer a&#x017F;&#x017F;en/ und andere viel &#x017F;eltzamere Meer-<lb/>
wunder die ich nicht all erzehlen kan/ der Boden lag<lb/>
u&#x0364;berall mit Smaragden/ Tu&#x0364;rckis/ Rubinen/ Dia-<lb/>
mauten/ Saphiren und andern dergleichen Steinen<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;treit/ gemriniglich in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ wie bey uns<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wacken-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[569/0575] Fuͤnfftes Buch. wol/ ſagte er/ daß du zimlich curio biſt) in ſeinem Reich eins und anders beſchauen/ daß meines glei- chen ohne zweifel ſelten ſeyn wuͤrde/ ſo ſolte ich in ſei- ner Juriſdiction ſicher hin begleitet werden/ wohin ich nur wolte/ und alsdann ſo wolte er mich mit einer Verehrung abfertigen/ daß ich damit zu friden ſeyn koͤnte; da ich mich aber nichts entſchlieſſen/ und ih- me antworten konte/ wandte er ſich zu etlichen die eben in dem Abgrund deß Mare del Zur, ſich begeben: und dorten beydes wie auß einem Garten/ und wie von einer Jagd/ Nahrung holen ſolten/ zu den ſagte er/ nem̃t ihn mit/ und bringt ihn bald wider her/ da- mit er noch heut wider auff den Erdboden geſtellt werde; zu mir aber ſagte er/ ich koͤnte mich in deſ- ſen auff etwas beſinnen/ das in ſeiner Macht ſtuͤnde/ umb ſolches mir zum Recompens und einer ewigen Gedaͤchtnuß mit auff den Erdboden zu geben; Alſo wiſchte ich mit den Sylphis darvon durch ein Loch welches etlich hundert Meil lang war/ ehe wir auff den Grund deß obgedachten fridſamen Meers kamẽ/ darauff ſtunden Corallenzincken ſo groß als die Eich- baͤum/ von welchen ſie zur Speiſe mit ſich nahmen/ was noch nicht erhartet und geferbt war/ dann ſie pflegen ſie zu eſſen/ wie wir die junge Hirſchgeweyh/ da ſahe man Schnecken-Haͤußlein ſo hoch als ein zimlich Rondel/ und ſo breit als ein Scheuerthor; Jtem Perlen ſo dick als Faͤuſte/ welche ſie an ſtatt der Eyer aſſen/ und andere viel ſeltzamere Meer- wunder die ich nicht all erzehlen kan/ der Boden lag uͤberall mit Smaragden/ Tuͤrckis/ Rubinen/ Dia- mauten/ Saphiren und andern dergleichen Steinen uͤberſtreit/ gemriniglich in der Groͤſſe/ wie bey uns Wacken-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/575
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/575>, abgerufen am 22.11.2024.