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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

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erscheinen/ und mich in den vorfallenden
occasionen desto frischer gebrauchen zu las-
sen; davon wurde ich in Bälde wider gantz
heil/ glathärig/ und meines Cavalliers be-
gierig! der stellte sich auch bey mir ein/ ehe
die längste Nächt gar vergiengen/ weil er
der lieblichen Frühlingszeit so wenig als ich
mit Gedult erwarten konte;

Er kame mit vier Dienern/ da er mich
besuchte/ davon mich doch nur der eine se-
hen dorffte/ nemlich der jenige/ der mich
auch hingebracht hatte; es ist nicht zu glau-
ben/ mit was vor hertzbrechenden Worten
er sein Mitleiden/ das er mit mir trug/ be-
zeugete/ um daß ich in den leidigen Wittib-
stand gesetzt worden; mit was vor grossen
Verheissungen er mich seiner getreuen
Dienste versicherte; und mit was vor
Höfflichkeit er mir klagte/ daß er beydes mit
Leib und Seel vor Lutter mein Gefangner
worden wäre; Hoch geborne schönste Dam/
sagte er/ dem Leib nach hat mich mein fatum
zwar gleich wieder ledig gemacht/ und mich
doch in übrigen gantz und gar eueren Scla-
ven bleiben lassen/ welcher jetzt nichts an-

ders
F

erſcheinen/ und mich in den vorfallenden
occaſionen deſto friſcher gebrauchen zu laſ-
ſen; davon wurde ich in Baͤlde wider gantz
heil/ glathaͤrig/ und meines Cavalliers be-
gierig! der ſtellte ſich auch bey mir ein/ ehe
die laͤngſte Naͤcht gar vergiengen/ weil er
der lieblichen Fruͤhlingszeit ſo wenig als ich
mit Gedult erwarten konte;

Er kame mit vier Dienern/ da er mich
beſuchte/ davon mich doch nur der eine ſe-
hen dorffte/ nemlich der jenige/ der mich
auch hingebracht hatte; es iſt nicht zu glau-
ben/ mit was vor hertzbrechenden Worten
er ſein Mitleiden/ das er mit mir trug/ be-
zeugete/ um daß ich in den leidigen Wittib-
ſtand geſetzt worden; mit was vor groſſen
Verheiſſungen er mich ſeiner getreuen
Dienſte verſicherte; und mit was vor
Hoͤfflichkeit er mir klagte/ daß er beydes mit
Leib und Seel vor Lutter mein Gefangner
worden waͤre; Hoch geborne ſchoͤnſte Dam/
ſagte er/ dem Leib nach hat mich mein fatum
zwar gleich wieder ledig gemacht/ und mich
doch in uͤbrigen gantz und gar eueren Scla-
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[117/0119] erſcheinen/ und mich in den vorfallenden occaſionen deſto friſcher gebrauchen zu laſ- ſen; davon wurde ich in Baͤlde wider gantz heil/ glathaͤrig/ und meines Cavalliers be- gierig! der ſtellte ſich auch bey mir ein/ ehe die laͤngſte Naͤcht gar vergiengen/ weil er der lieblichen Fruͤhlingszeit ſo wenig als ich mit Gedult erwarten konte; Er kame mit vier Dienern/ da er mich beſuchte/ davon mich doch nur der eine ſe- hen dorffte/ nemlich der jenige/ der mich auch hingebracht hatte; es iſt nicht zu glau- ben/ mit was vor hertzbrechenden Worten er ſein Mitleiden/ das er mit mir trug/ be- zeugete/ um daß ich in den leidigen Wittib- ſtand geſetzt worden; mit was vor groſſen Verheiſſungen er mich ſeiner getreuen Dienſte verſicherte; und mit was vor Hoͤfflichkeit er mir klagte/ daß er beydes mit Leib und Seel vor Lutter mein Gefangner worden waͤre; Hoch geborne ſchoͤnſte Dam/ ſagte er/ dem Leib nach hat mich mein fatum zwar gleich wieder ledig gemacht/ und mich doch in uͤbrigen gantz und gar eueren Scla- ven bleiben laſſen/ welcher jetzt nichts an- ders F

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/119>, abgerufen am 25.11.2024.