Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Potiphar war noch nicht über ein
Stund lang hinweg/ als Selicha nach
dem Joseph schickte; welcher demselben
Tag schön geziert auffziehen muste/ weil
es ein Fest-tag war; Solcher Auffzug
verdoppelte nicht allein seine Schönheit/
sondern auch der Selicha Liebes-Be-
gierdten; Er erschiene mit einem unwil-
ligen Gehorsam welches er nie gethan
hatte/ dieweil er dienete; und fand die
Selicha auff einem Bette liegen in sol-
cher Postur/ wie man die Venus selbst
dey uns zu mahlen pflegt; Nur ihr Kopf
war mit etlichen Kleinodien: Der Hals
sambt den Armen mit Perlen: und die
Finger mit köstlichen Ringen geziert/
sonst aber war ihr gantzer Leib nackent/
und mit einem Leibfarben Seidenen
Teppich bedeckt; der so dün und durch-
sichtig war/ daß man ihre Schneeweis-
se Haut und alle Gliedmassen eigentlich
dardurch sehen konte; der Busen war
nur so weit bloß; daß man ihre harte
Brüst/ die so weiß als Alabaster schie-
nen/ eben halber nackent in die Höhe

star-

Potiphar war noch nicht uͤber ein
Stund lang hinweg/ als Selicha nach
dem Joſeph ſchickte; welcher demſelben
Tag ſchoͤn geziert auffziehen muſte/ weil
es ein Feſt-tag war; Solcher Auffzug
verdoppelte nicht allein ſeine Schoͤnheit/
ſondern auch der Selicha Liebes-Be-
gierdten; Er erſchiene mit einem unwil-
ligen Gehorſam welches er nie gethan
hatte/ dieweil er dienete; und fand die
Selicha auff einem Bette liegen in ſol-
cher Poſtur/ wie man die Venus ſelbſt
dey uns zu mahlen pflegt; Nur ihr Kopf
war mit etlichen Kleinodien: Der Hals
ſambt den Armen mit Perlen: und die
Finger mit koͤſtlichen Ringen geziert/
ſonſt aber war ihr gantzer Leib nackent/
und mit einem Leibfarben Seidenen
Teppich bedeckt; der ſo duͤn und durch-
ſichtig war/ daß man ihre Schneeweiſ-
ſe Haut und alle Gliedmaſſen eigentlich
dardurch ſehen konte; der Buſen war
nur ſo weit bloß; daß man ihre harte
Bruͤſt/ die ſo weiß als Alabaſter ſchie-
nen/ eben halber nackent in die Hoͤhe

ſtar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" n="98.[98]"/>
        <p>Potiphar war noch nicht u&#x0364;ber ein<lb/>
Stund lang hinweg/ als Selicha nach<lb/>
dem Jo&#x017F;eph &#x017F;chickte; welcher dem&#x017F;elben<lb/>
Tag &#x017F;cho&#x0364;n geziert auffziehen mu&#x017F;te/ weil<lb/>
es ein Fe&#x017F;t-tag war; Solcher Auffzug<lb/>
verdoppelte nicht allein &#x017F;eine Scho&#x0364;nheit/<lb/>
&#x017F;ondern auch der Selicha Liebes-Be-<lb/>
gierdten; Er er&#x017F;chiene mit einem unwil-<lb/>
ligen Gehor&#x017F;am welches er nie gethan<lb/>
hatte/ dieweil er dienete; und fand die<lb/>
Selicha auff einem Bette liegen in &#x017F;ol-<lb/>
cher Po&#x017F;tur/ wie man die Venus &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dey uns zu mahlen pflegt; Nur ihr Kopf<lb/>
war mit etlichen Kleinodien: Der Hals<lb/>
&#x017F;ambt den Armen mit Perlen: und die<lb/>
Finger mit ko&#x0364;&#x017F;tlichen Ringen geziert/<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t aber war ihr gantzer Leib nackent/<lb/>
und mit einem Leibfarben Seidenen<lb/>
Teppich bedeckt; der &#x017F;o du&#x0364;n und durch-<lb/>
&#x017F;ichtig war/ daß man ihre Schneewei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Haut und alle Gliedma&#x017F;&#x017F;en eigentlich<lb/>
dardurch &#x017F;ehen konte; der Bu&#x017F;en war<lb/>
nur &#x017F;o weit bloß; daß man ihre harte<lb/>
Bru&#x0364;&#x017F;t/ die &#x017F;o weiß als Alaba&#x017F;ter &#x017F;chie-<lb/>
nen/ eben halber nackent in die Ho&#x0364;he<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tar-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98.[98]/0102] Potiphar war noch nicht uͤber ein Stund lang hinweg/ als Selicha nach dem Joſeph ſchickte; welcher demſelben Tag ſchoͤn geziert auffziehen muſte/ weil es ein Feſt-tag war; Solcher Auffzug verdoppelte nicht allein ſeine Schoͤnheit/ ſondern auch der Selicha Liebes-Be- gierdten; Er erſchiene mit einem unwil- ligen Gehorſam welches er nie gethan hatte/ dieweil er dienete; und fand die Selicha auff einem Bette liegen in ſol- cher Poſtur/ wie man die Venus ſelbſt dey uns zu mahlen pflegt; Nur ihr Kopf war mit etlichen Kleinodien: Der Hals ſambt den Armen mit Perlen: und die Finger mit koͤſtlichen Ringen geziert/ ſonſt aber war ihr gantzer Leib nackent/ und mit einem Leibfarben Seidenen Teppich bedeckt; der ſo duͤn und durch- ſichtig war/ daß man ihre Schneeweiſ- ſe Haut und alle Gliedmaſſen eigentlich dardurch ſehen konte; der Buſen war nur ſo weit bloß; daß man ihre harte Bruͤſt/ die ſo weiß als Alabaſter ſchie- nen/ eben halber nackent in die Hoͤhe ſtar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/102
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 98.[98]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/102>, abgerufen am 24.11.2024.