Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Bruder begangen/ über uns kommt?
Jetzt könt ihr augenscheinlich sehen/ das
wir seinetwegen gestrafft werden/ indem
wir darum vor unehrliche Leut gehalten
werden/ weil ihr ihn verkaufft habt;
Ach! das Gott erbarm/ hab ich euch
nicht genug abgemahnet und gewarnet?
Nun so die Göttliche Straff/ so selten
ausbleibt/ euch überfällt/ sehet so muß
unser unschuldiger Ehrlicher alter Vat-
ter so wohl als ich und Benjamin mit
euch eben so unschuldig leiden/ als bil-
lich jetzt Simeon gebunden wird/ weil
er hiebevor den frommen Joseph! aus
eurem Befehlch auch solcher Gestalt ge-
bunden; die Brüder ängstigten sich so
sehr/ heuleten und bereueten ihre Miß-
handlung dermassen/ daß Joseph aus
Brüderlichem Mitleiden und einge-
pflantzter Liebe/ sich des Weinens kaum
enthalten konte; sondern sich von seinen
[traurigen] Brüdern begeben muste/ als
[ihnen Ruben] eben wider ein Hertz zu-
[sprach/ und sa]gte; die Reu wäre zu spat
[und dem from]men Joseph damit wenig

geholf-

Bruder begangen/ uͤber uns kommt?
Jetzt koͤnt ihr augenſcheinlich ſehen/ das
wir ſeinetwegen geſtrafft werden/ indem
wir darum vor unehrliche Leut gehalten
werden/ weil ihr ihn verkaufft habt;
Ach! das Gott erbarm/ hab ich euch
nicht genug abgemahnet und gewarnet?
Nun ſo die Goͤttliche Straff/ ſo ſelten
ausbleibt/ euch uͤberfaͤllt/ ſehet ſo muß
unſer unſchuldiger Ehrlicher alter Vat-
ter ſo wohl als ich und Benjamin mit
euch eben ſo unſchuldig leiden/ als bil-
lich jetzt Simeon gebunden wird/ weil
er hiebevor den frommen Joſeph! aus
eurem Befehlch auch ſolcher Geſtalt ge-
bunden; die Bruͤder aͤngſtigten ſich ſo
ſehr/ heuleten und bereueten ihre Miß-
handlung dermaſſen/ daß Joſeph aus
Bruͤderlichem Mitleiden und einge-
pflantzter Liebe/ ſich des Weinens kaum
enthalten konte; ſondern ſich von ſeinen
[traurigen] Bruͤdern begeben muſte/ als
[ihnen Ruben] eben wider ein Hertz zu-
[ſprach/ und ſa]gte; die Reu waͤre zu ſpat
[und dem from]men Joſeph damit wenig

geholf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="186.[186]"/>
Bruder begangen/ u&#x0364;ber uns kommt?<lb/>
Jetzt ko&#x0364;nt ihr augen&#x017F;cheinlich &#x017F;ehen/ das<lb/>
wir &#x017F;einetwegen ge&#x017F;trafft werden/ indem<lb/>
wir darum vor unehrliche Leut gehalten<lb/>
werden/ weil ihr ihn verkaufft habt;<lb/>
Ach! das Gott erbarm/ hab ich euch<lb/>
nicht genug abgemahnet und gewarnet?<lb/>
Nun &#x017F;o die Go&#x0364;ttliche Straff/ &#x017F;o &#x017F;elten<lb/>
ausbleibt/ euch u&#x0364;berfa&#x0364;llt/ &#x017F;ehet &#x017F;o muß<lb/>
un&#x017F;er un&#x017F;chuldiger Ehrlicher alter Vat-<lb/>
ter &#x017F;o wohl als ich und Benjamin mit<lb/>
euch eben &#x017F;o un&#x017F;chuldig leiden/ als bil-<lb/>
lich jetzt Simeon gebunden wird/ weil<lb/>
er hiebevor den frommen Jo&#x017F;eph! aus<lb/>
eurem Befehlch auch &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt ge-<lb/>
bunden; die Bru&#x0364;der a&#x0364;ng&#x017F;tigten &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr/ heuleten und bereueten ihre Miß-<lb/>
handlung derma&#x017F;&#x017F;en/ daß Jo&#x017F;eph aus<lb/>
Bru&#x0364;derlichem Mitleiden und einge-<lb/>
pflantzter Liebe/ &#x017F;ich des Weinens kaum<lb/>
enthalten konte; &#x017F;ondern &#x017F;ich von &#x017F;einen<lb/><supplied>traurigen</supplied> Bru&#x0364;dern begeben mu&#x017F;te/ als<lb/><supplied>ihnen Ruben</supplied> eben wider ein Hertz zu-<lb/><supplied>&#x017F;prach/ und &#x017F;a</supplied>gte; die Reu wa&#x0364;re zu &#x017F;pat<lb/><supplied>und dem from</supplied>men Jo&#x017F;eph damit wenig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">geholf-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186.[186]/0190] Bruder begangen/ uͤber uns kommt? Jetzt koͤnt ihr augenſcheinlich ſehen/ das wir ſeinetwegen geſtrafft werden/ indem wir darum vor unehrliche Leut gehalten werden/ weil ihr ihn verkaufft habt; Ach! das Gott erbarm/ hab ich euch nicht genug abgemahnet und gewarnet? Nun ſo die Goͤttliche Straff/ ſo ſelten ausbleibt/ euch uͤberfaͤllt/ ſehet ſo muß unſer unſchuldiger Ehrlicher alter Vat- ter ſo wohl als ich und Benjamin mit euch eben ſo unſchuldig leiden/ als bil- lich jetzt Simeon gebunden wird/ weil er hiebevor den frommen Joſeph! aus eurem Befehlch auch ſolcher Geſtalt ge- bunden; die Bruͤder aͤngſtigten ſich ſo ſehr/ heuleten und bereueten ihre Miß- handlung dermaſſen/ daß Joſeph aus Bruͤderlichem Mitleiden und einge- pflantzter Liebe/ ſich des Weinens kaum enthalten konte; ſondern ſich von ſeinen traurigen Bruͤdern begeben muſte/ als ihnen Ruben eben wider ein Hertz zu- ſprach/ und ſagte; die Reu waͤre zu ſpat und dem frommen Joſeph damit wenig geholf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/190
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 186.[186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/190>, abgerufen am 23.11.2024.