Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

geben habe; Daß mein Vatter noch
lebe/ habe ich bereits von euch mit hertzli-
cher Freud vernommen/ derowegen sol-
let ihr morgen unverzüglich widerum zu
ihme ziehen/ und ihm verkünden was
ihr bey mir gesehen und gehört habt/ da-
mit er sich wegen euers langen Ausblei-
bens nicht zu sehr bekümmere/ sondern
sich wegen meiner Wolfart erfreuen
möge.

Als er solches gesagt/ hat er seine Brü-
der nacheinander empfangen und son-
derlich den Benjamin hertzlich geküsset;
Sie hingegen weineten und giengen in
sich selber/ daß sie mit Verkauffung ei-
nes so frommen Brudern so übel ge-
handelt hätten; Keiner war frölicher
als Ruben und Benjamin; Joseph
aber tröstet die übrige/ und sagte es sol-
te sich keiner der geschehenen Ding mehr
erinnern; Weder sich damit zubetrü-
ben oder deswegen sich zu schämen/ noch
sich darmit zuerschrecken; Weil alles
aus gnädiger Ordnung und Vorseh-
ung Gottes geschehen wäre: Sie solten

viel-
K

geben habe; Daß mein Vatter noch
lebe/ habe ich bereits von euch mit hertzli-
cher Freud vernommen/ derowegen ſol-
let ihr morgen unverzuͤglich widerum zu
ihme ziehen/ und ihm verkuͤnden was
ihr bey mir geſehen und gehoͤrt habt/ da-
mit er ſich wegen euers langen Ausblei-
bens nicht zu ſehr bekuͤmmere/ ſondern
ſich wegen meiner Wolfart erfreuen
moͤge.

Als er ſolches geſagt/ hat er ſeine Bruͤ-
der nacheinander empfangen und ſon-
derlich den Benjamin hertzlich gekuͤſſet;
Sie hingegen weineten und giengen in
ſich ſelber/ daß ſie mit Verkauffung ei-
nes ſo frommen Brudern ſo uͤbel ge-
handelt haͤtten; Keiner war froͤlicher
als Ruben und Benjamin; Joſeph
aber troͤſtet die uͤbrige/ und ſagte es ſol-
te ſich keiner der geſchehenen Ding mehr
erinnern; Weder ſich damit zubetruͤ-
ben oder deswegen ſich zu ſchaͤmen/ noch
ſich darmit zuerſchrecken; Weil alles
aus gnaͤdiger Ordnung und Vorſeh-
ung Gottes geſchehen waͤre: Sie ſolten

viel-
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0215" n="213.[213]"/>
geben habe; Daß mein Vatter noch<lb/>
lebe/ habe ich bereits von euch mit hertzli-<lb/>
cher Freud vernommen/ derowegen &#x017F;ol-<lb/>
let ihr morgen unverzu&#x0364;glich widerum zu<lb/>
ihme ziehen/ und ihm verku&#x0364;nden was<lb/>
ihr bey mir ge&#x017F;ehen und geho&#x0364;rt habt/ da-<lb/>
mit er &#x017F;ich wegen euers langen Ausblei-<lb/>
bens nicht zu &#x017F;ehr beku&#x0364;mmere/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;ich wegen meiner Wolfart erfreuen<lb/>
mo&#x0364;ge.</p><lb/>
        <p>Als er &#x017F;olches ge&#x017F;agt/ hat er &#x017F;eine Bru&#x0364;-<lb/>
der nacheinander empfangen und &#x017F;on-<lb/>
derlich den Benjamin hertzlich geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et;<lb/>
Sie hingegen weineten und giengen in<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elber/ daß &#x017F;ie mit Verkauffung ei-<lb/>
nes &#x017F;o frommen Brudern &#x017F;o u&#x0364;bel ge-<lb/>
handelt ha&#x0364;tten; Keiner war fro&#x0364;licher<lb/>
als Ruben und Benjamin; Jo&#x017F;eph<lb/>
aber tro&#x0364;&#x017F;tet die u&#x0364;brige/ und &#x017F;agte es &#x017F;ol-<lb/>
te &#x017F;ich keiner der ge&#x017F;chehenen Ding mehr<lb/>
erinnern; Weder &#x017F;ich damit zubetru&#x0364;-<lb/>
ben oder deswegen &#x017F;ich zu &#x017F;cha&#x0364;men/ noch<lb/>
&#x017F;ich darmit zuer&#x017F;chrecken; Weil alles<lb/>
aus gna&#x0364;diger Ordnung und Vor&#x017F;eh-<lb/>
ung Gottes ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re: Sie &#x017F;olten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">viel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213.[213]/0215] geben habe; Daß mein Vatter noch lebe/ habe ich bereits von euch mit hertzli- cher Freud vernommen/ derowegen ſol- let ihr morgen unverzuͤglich widerum zu ihme ziehen/ und ihm verkuͤnden was ihr bey mir geſehen und gehoͤrt habt/ da- mit er ſich wegen euers langen Ausblei- bens nicht zu ſehr bekuͤmmere/ ſondern ſich wegen meiner Wolfart erfreuen moͤge. Als er ſolches geſagt/ hat er ſeine Bruͤ- der nacheinander empfangen und ſon- derlich den Benjamin hertzlich gekuͤſſet; Sie hingegen weineten und giengen in ſich ſelber/ daß ſie mit Verkauffung ei- nes ſo frommen Brudern ſo uͤbel ge- handelt haͤtten; Keiner war froͤlicher als Ruben und Benjamin; Joſeph aber troͤſtet die uͤbrige/ und ſagte es ſol- te ſich keiner der geſchehenen Ding mehr erinnern; Weder ſich damit zubetruͤ- ben oder deswegen ſich zu ſchaͤmen/ noch ſich darmit zuerſchrecken; Weil alles aus gnaͤdiger Ordnung und Vorſeh- ung Gottes geſchehen waͤre: Sie ſolten viel- K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/215
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 213.[213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/215>, abgerufen am 21.11.2024.