Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Junckern Traum wahr werde. Judas
antwortet ihm/ er solte ein bessers vom
Vatter gedencken/ sie wären alle so wol
als Joseph aus seinen Lenden geboren/
er würde als ein ehrlicher auffrechter
Mann ein solche Ungerechtigkeit an sei-
nem eignem Geblüt nicht verüben/ noch
ihm zur Schand in der Gruben nachsa-
gen lassen; Wer weiß? antwortet Dan/
was geschiehet? Haben wir nicht Ex-
empel genug am Jsmael/ dem gleiches
widerfahren? Dergleichen Streich
seynd nichts neues bey unserm Ge-
schlecht und Vorvattern gewesen; Ob
nun zwar Ruben der Aeltiste und Be-
redteste unter ihnen vorgewendet/ daß
jenes aus Willen und Antrieb der Sa-
rae geschehen; Die Rahel Josephs Mut-
ter wäre hingegen todt/ die ihrige aber
noch alle im Leben/ die den Vatter wol
anders bereden würden; Benebens
auch die Bedeut- und Auslegung der
Träume hönisch genug verlacht/ ihre
Gemühter anders zu biegen/ so hat er
doch nichts ausgerichtet/ sintemal diese

vier

Junckern Traum wahr werde. Judas
antwortet ihm/ er ſolte ein beſſers vom
Vatter gedencken/ ſie waͤren alle ſo wol
als Joſeph aus ſeinen Lenden geboren/
er wuͤrde als ein ehrlicher auffrechter
Mann ein ſolche Ungerechtigkeit an ſei-
nem eignem Gebluͤt nicht veruͤben/ noch
ihm zur Schand in der Gruben nachſa-
gen laſſen; Wer weiß? antwortet Dan/
was geſchiehet? Haben wir nicht Ex-
empel genug am Jſmael/ dem gleiches
widerfahren? Dergleichen Streich
ſeynd nichts neues bey unſerm Ge-
ſchlecht und Vorvattern geweſen; Ob
nun zwar Ruben der Aeltiſte und Be-
redteſte unter ihnen vorgewendet/ daß
jenes aus Willen und Antrieb der Sa-
ræ geſchehen; Die Rahel Joſephs Mut-
ter waͤre hingegen todt/ die ihrige aber
noch alle im Leben/ die den Vatter wol
anders bereden wuͤrden; Benebens
auch die Bedeut- und Auslegung der
Traͤume hoͤniſch genug verlacht/ ihre
Gemuͤhter anders zu biegen/ ſo hat er
doch nichts ausgerichtet/ ſintemal dieſe

vier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="18.[18]"/>
Junckern Traum wahr werde. Judas<lb/>
antwortet ihm/ er &#x017F;olte ein be&#x017F;&#x017F;ers vom<lb/>
Vatter gedencken/ &#x017F;ie wa&#x0364;ren alle &#x017F;o wol<lb/>
als Jo&#x017F;eph aus &#x017F;einen Lenden geboren/<lb/>
er wu&#x0364;rde als ein ehrlicher auffrechter<lb/>
Mann ein &#x017F;olche Ungerechtigkeit an &#x017F;ei-<lb/>
nem eignem Geblu&#x0364;t nicht veru&#x0364;ben/ noch<lb/>
ihm zur Schand in der Gruben nach&#x017F;a-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en; Wer weiß? antwortet Dan/<lb/>
was ge&#x017F;chiehet? Haben wir nicht Ex-<lb/>
empel genug am J&#x017F;mael/ dem gleiches<lb/>
widerfahren? Dergleichen Streich<lb/>
&#x017F;eynd nichts neues bey un&#x017F;erm Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht und Vorvattern gewe&#x017F;en; Ob<lb/>
nun zwar Ruben der Aelti&#x017F;te und Be-<lb/>
redte&#x017F;te unter ihnen vorgewendet/ daß<lb/>
jenes aus Willen und Antrieb der Sa-<lb/>
r<hi rendition="#aq">æ</hi> ge&#x017F;chehen; Die Rahel Jo&#x017F;ephs Mut-<lb/>
ter wa&#x0364;re hingegen todt/ die ihrige aber<lb/>
noch alle im Leben/ die den Vatter wol<lb/>
anders bereden wu&#x0364;rden; Benebens<lb/>
auch die Bedeut- und Auslegung der<lb/>
Tra&#x0364;ume ho&#x0364;ni&#x017F;ch genug verlacht/ ihre<lb/>
Gemu&#x0364;hter anders zu biegen/ &#x017F;o hat er<lb/>
doch nichts ausgerichtet/ &#x017F;intemal die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vier</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18.[18]/0022] Junckern Traum wahr werde. Judas antwortet ihm/ er ſolte ein beſſers vom Vatter gedencken/ ſie waͤren alle ſo wol als Joſeph aus ſeinen Lenden geboren/ er wuͤrde als ein ehrlicher auffrechter Mann ein ſolche Ungerechtigkeit an ſei- nem eignem Gebluͤt nicht veruͤben/ noch ihm zur Schand in der Gruben nachſa- gen laſſen; Wer weiß? antwortet Dan/ was geſchiehet? Haben wir nicht Ex- empel genug am Jſmael/ dem gleiches widerfahren? Dergleichen Streich ſeynd nichts neues bey unſerm Ge- ſchlecht und Vorvattern geweſen; Ob nun zwar Ruben der Aeltiſte und Be- redteſte unter ihnen vorgewendet/ daß jenes aus Willen und Antrieb der Sa- ræ geſchehen; Die Rahel Joſephs Mut- ter waͤre hingegen todt/ die ihrige aber noch alle im Leben/ die den Vatter wol anders bereden wuͤrden; Benebens auch die Bedeut- und Auslegung der Traͤume hoͤniſch genug verlacht/ ihre Gemuͤhter anders zu biegen/ ſo hat er doch nichts ausgerichtet/ ſintemal dieſe vier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/22
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 18.[18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/22>, abgerufen am 21.11.2024.