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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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Potiphar nicht vorträglich seyn konte/
weil es ein ungleicher Zeug zusammen
war/ sich aber ihm zuwider setzen/ dunck-
te ihn unrathsam sein/ dieweil er seines
Herrn Willen wuste/ der sich allbereit
stellete/ wie alle alte vergeckte Buhler zu-
thun pflegen/ wann sie den Narrn an ir-
gends einer Schönheit gefressen haben/
und den Hasen lauffen lassen; Uber das
hatte Joseph Wind bekommen/ daß
Potiphar hiebevor beym Trunck gesagt/
er wünsche nichts mehrers als daß seine
Tochter ihr vollkommen Alter hätte/ so
damal eine Eilff Jahr alt war/ so wolte
er sie sonst niemand als seinem Joseph
zum Gemahl gönnen/ er selbst aber ledigs
Stands sterben/ damit er ihn und seine
Tochter zu desto reichern Erben hinter-
lassen möchte; Solte er nun diese bevor-
stehende Ehe widerrahten/ so würde es
ihm übel ausschlagen/ und Potiphar
aus allerley Argwohn bewogen/ ihme
an statt eines liebreichen Schwers zu ei-
nem grausamen Tyrannen werden; Als
welcher wol wuste/ daß Joseph hinter-

bracht

Potiphar nicht vortraͤglich ſeyn konte/
weil es ein ungleicher Zeug zuſammen
war/ ſich aber ihm zuwider ſetzen/ dunck-
te ihn unrathſam ſein/ dieweil er ſeines
Herꝛn Willen wuſte/ der ſich allbereit
ſtellete/ wie alle alte vergeckte Buhler zu-
thun pflegen/ wann ſie den Narꝛn an ir-
gends einer Schoͤnheit gefreſſen haben/
und den Haſen lauffen laſſen; Uber das
hatte Joſeph Wind bekommen/ daß
Potiphar hiebevor beym Trunck geſagt/
er wuͤnſche nichts mehrers als daß ſeine
Tochter ihr vollkommen Alter haͤtte/ ſo
damal eine Eilff Jahr alt war/ ſo wolte
er ſie ſonſt niemand als ſeinem Joſeph
zum Gemahl goͤnnen/ er ſelbſt aber ledigs
Stands ſterben/ damit er ihn und ſeine
Tochter zu deſto reichern Erben hinter-
laſſen moͤchte; Solte er nun dieſe bevor-
ſtehende Ehe widerrahten/ ſo wuͤrde es
ihm uͤbel ausſchlagen/ und Potiphar
aus allerley Argwohn bewogen/ ihme
an ſtatt eines liebreichen Schwers zu ei-
nem grauſamen Tyrannen werden; Als
welcher wol wuſte/ daß Joſeph hinter-

bracht
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[67.[67]/0071] Potiphar nicht vortraͤglich ſeyn konte/ weil es ein ungleicher Zeug zuſammen war/ ſich aber ihm zuwider ſetzen/ dunck- te ihn unrathſam ſein/ dieweil er ſeines Herꝛn Willen wuſte/ der ſich allbereit ſtellete/ wie alle alte vergeckte Buhler zu- thun pflegen/ wann ſie den Narꝛn an ir- gends einer Schoͤnheit gefreſſen haben/ und den Haſen lauffen laſſen; Uber das hatte Joſeph Wind bekommen/ daß Potiphar hiebevor beym Trunck geſagt/ er wuͤnſche nichts mehrers als daß ſeine Tochter ihr vollkommen Alter haͤtte/ ſo damal eine Eilff Jahr alt war/ ſo wolte er ſie ſonſt niemand als ſeinem Joſeph zum Gemahl goͤnnen/ er ſelbſt aber ledigs Stands ſterben/ damit er ihn und ſeine Tochter zu deſto reichern Erben hinter- laſſen moͤchte; Solte er nun dieſe bevor- ſtehende Ehe widerrahten/ ſo wuͤrde es ihm uͤbel ausſchlagen/ und Potiphar aus allerley Argwohn bewogen/ ihme an ſtatt eines liebreichen Schwers zu ei- nem grauſamen Tyrannen werden; Als welcher wol wuſte/ daß Joſeph hinter- bracht

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 67.[67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/71>, abgerufen am 21.11.2024.