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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Hören Sie nur endlich auf, Vetterchen; -- ich weiß es nun schon, wir sind wahre Ungeheuer, sagte die Conrectorin scherzend, aber wo wollen Sie denn hin?

Ich sehe schon, sagte der Vetter beleidigt, auch Sie wollen mich nicht verstehen, -- und er hatte sich von seinem Stuhl erhoben und zum Strohhut gegriffen, sowie zum Regenschirm. Ich muß eilen, daß ich in die Stadt komme, es ist spät geworden, heute Abend wird Romeo und Julia gegeben. -- Sehen Sie, Frau Conrectorin, das ist's, was ich meine, da ist Poesie, da ist Größe, da ist Leidenschaft; aber unsere Zeit, unsere Erziehung, unsere Julien, daß Gott erbarm' -- ich empfehle mich, Frau Conrectorin.

Die gutmüthige Frau lachte laut auf, als sie ihm die Hand zum Abschied gab. Also eine Julia suchen Sie, alter Romeo, ha, ha, Sie müßten sich gut ausnehmen auf einer Strickleiter, Vetter Isidörchen, und erst im Grabgewölbe, hu, hu! -- und die Frau wollte fast kein Ende finden im Lachen.

Ja, aber was haben Sie denn auf einmal? unterbrach sie sich plötzlich und blickte mit Staunen auf den langgewachsenen Idealisten, der am offenen Fenster stand, und eine tiefe Verbeugung machte, die er noch zwei- oder dreimal wiederholte. Gleichzeitig langte er rasch sein Opernglas aus den Taschen des Paletot und setzte das riesige Instrument an seine wasserblauen Augen.

Eilig schritt die Frau Conrectorin zu dem Nebenfenster und sch[i]elte durch die halbgeschlossenen Jalousieen.

Hören Sie nur endlich auf, Vetterchen; — ich weiß es nun schon, wir sind wahre Ungeheuer, sagte die Conrectorin scherzend, aber wo wollen Sie denn hin?

Ich sehe schon, sagte der Vetter beleidigt, auch Sie wollen mich nicht verstehen, — und er hatte sich von seinem Stuhl erhoben und zum Strohhut gegriffen, sowie zum Regenschirm. Ich muß eilen, daß ich in die Stadt komme, es ist spät geworden, heute Abend wird Romeo und Julia gegeben. — Sehen Sie, Frau Conrectorin, das ist's, was ich meine, da ist Poesie, da ist Größe, da ist Leidenschaft; aber unsere Zeit, unsere Erziehung, unsere Julien, daß Gott erbarm' — ich empfehle mich, Frau Conrectorin.

Die gutmüthige Frau lachte laut auf, als sie ihm die Hand zum Abschied gab. Also eine Julia suchen Sie, alter Romeo, ha, ha, Sie müßten sich gut ausnehmen auf einer Strickleiter, Vetter Isidörchen, und erst im Grabgewölbe, hu, hu! — und die Frau wollte fast kein Ende finden im Lachen.

Ja, aber was haben Sie denn auf einmal? unterbrach sie sich plötzlich und blickte mit Staunen auf den langgewachsenen Idealisten, der am offenen Fenster stand, und eine tiefe Verbeugung machte, die er noch zwei- oder dreimal wiederholte. Gleichzeitig langte er rasch sein Opernglas aus den Taschen des Paletot und setzte das riesige Instrument an seine wasserblauen Augen.

Eilig schritt die Frau Conrectorin zu dem Nebenfenster und sch[i]elte durch die halbgeschlossenen Jalousieen.

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[0013] Hören Sie nur endlich auf, Vetterchen; — ich weiß es nun schon, wir sind wahre Ungeheuer, sagte die Conrectorin scherzend, aber wo wollen Sie denn hin? Ich sehe schon, sagte der Vetter beleidigt, auch Sie wollen mich nicht verstehen, — und er hatte sich von seinem Stuhl erhoben und zum Strohhut gegriffen, sowie zum Regenschirm. Ich muß eilen, daß ich in die Stadt komme, es ist spät geworden, heute Abend wird Romeo und Julia gegeben. — Sehen Sie, Frau Conrectorin, das ist's, was ich meine, da ist Poesie, da ist Größe, da ist Leidenschaft; aber unsere Zeit, unsere Erziehung, unsere Julien, daß Gott erbarm' — ich empfehle mich, Frau Conrectorin. Die gutmüthige Frau lachte laut auf, als sie ihm die Hand zum Abschied gab. Also eine Julia suchen Sie, alter Romeo, ha, ha, Sie müßten sich gut ausnehmen auf einer Strickleiter, Vetter Isidörchen, und erst im Grabgewölbe, hu, hu! — und die Frau wollte fast kein Ende finden im Lachen. Ja, aber was haben Sie denn auf einmal? unterbrach sie sich plötzlich und blickte mit Staunen auf den langgewachsenen Idealisten, der am offenen Fenster stand, und eine tiefe Verbeugung machte, die er noch zwei- oder dreimal wiederholte. Gleichzeitig langte er rasch sein Opernglas aus den Taschen des Paletot und setzte das riesige Instrument an seine wasserblauen Augen. Eilig schritt die Frau Conrectorin zu dem Nebenfenster und schielte durch die halbgeschlossenen Jalousieen.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/13>, abgerufen am 21.11.2024.