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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Geschichte erzählen, damit Sie Alles auf einmal wissen. Die junge Dame drüben ist eine weitläufige Verwandte, eine Stiefenkelin des alten Herrn von Schnorrigl, des alten Generals auf dem Hofgut. Sie selbst ist verwais't und verarmt, ein bedauernswerthes Geschöpf. Der alte Herr hat das Gut, das ihren Eltern gehörte, Schulden halber übernommen, mitsammt der Armen; ich mag die Leute nicht und rede selten oder gar nicht mit ihnen, wenn auch die arme Julia mein Liebling war und geblieben ist.

Julia heißt sie? rief der Vetter mit leuchtendem Auge, und seine Hand fuhr abermals durch die hobelspanblonden Haare.

Ja wohl, Julia heißt sie und hat das Gnadenbrod bei dem alten General.

Gnadenbrod, ich bitte Sie, wie herzlos, wie prosaisch, wie unästhetisch, Frau Conrectorin!

Nur Geduld, das Poetische wird schon kommen. Also meine Julia kenne ich schon von klein auf, früher nämlich besaßen ihre Eltern das Hofgut, der Vater ist lange todt, ihre Mutter, die Großnichte des Generals von Schnorrigl, war meine beste Freundin. Wir sahen uns alle Tage, und die kleine Julia war grade vier Jahre, als wir vor bald zwanzig Jahren hierher zogen, ich und mein seliger Mann, der Conrector.

Wir haben keine Kinder gehabt, aber die kleine Julia gehörte uns beinah noch mehr, als ihren Eltern, sie war oft wochenlang bei uns und wuchs unter unseren

Geschichte erzählen, damit Sie Alles auf einmal wissen. Die junge Dame drüben ist eine weitläufige Verwandte, eine Stiefenkelin des alten Herrn von Schnorrigl, des alten Generals auf dem Hofgut. Sie selbst ist verwais't und verarmt, ein bedauernswerthes Geschöpf. Der alte Herr hat das Gut, das ihren Eltern gehörte, Schulden halber übernommen, mitsammt der Armen; ich mag die Leute nicht und rede selten oder gar nicht mit ihnen, wenn auch die arme Julia mein Liebling war und geblieben ist.

Julia heißt sie? rief der Vetter mit leuchtendem Auge, und seine Hand fuhr abermals durch die hobelspanblonden Haare.

Ja wohl, Julia heißt sie und hat das Gnadenbrod bei dem alten General.

Gnadenbrod, ich bitte Sie, wie herzlos, wie prosaisch, wie unästhetisch, Frau Conrectorin!

Nur Geduld, das Poetische wird schon kommen. Also meine Julia kenne ich schon von klein auf, früher nämlich besaßen ihre Eltern das Hofgut, der Vater ist lange todt, ihre Mutter, die Großnichte des Generals von Schnorrigl, war meine beste Freundin. Wir sahen uns alle Tage, und die kleine Julia war grade vier Jahre, als wir vor bald zwanzig Jahren hierher zogen, ich und mein seliger Mann, der Conrector.

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[0018] Geschichte erzählen, damit Sie Alles auf einmal wissen. Die junge Dame drüben ist eine weitläufige Verwandte, eine Stiefenkelin des alten Herrn von Schnorrigl, des alten Generals auf dem Hofgut. Sie selbst ist verwais't und verarmt, ein bedauernswerthes Geschöpf. Der alte Herr hat das Gut, das ihren Eltern gehörte, Schulden halber übernommen, mitsammt der Armen; ich mag die Leute nicht und rede selten oder gar nicht mit ihnen, wenn auch die arme Julia mein Liebling war und geblieben ist. Julia heißt sie? rief der Vetter mit leuchtendem Auge, und seine Hand fuhr abermals durch die hobelspanblonden Haare. Ja wohl, Julia heißt sie und hat das Gnadenbrod bei dem alten General. Gnadenbrod, ich bitte Sie, wie herzlos, wie prosaisch, wie unästhetisch, Frau Conrectorin! Nur Geduld, das Poetische wird schon kommen. Also meine Julia kenne ich schon von klein auf, früher nämlich besaßen ihre Eltern das Hofgut, der Vater ist lange todt, ihre Mutter, die Großnichte des Generals von Schnorrigl, war meine beste Freundin. Wir sahen uns alle Tage, und die kleine Julia war grade vier Jahre, als wir vor bald zwanzig Jahren hierher zogen, ich und mein seliger Mann, der Conrector. Wir haben keine Kinder gehabt, aber die kleine Julia gehörte uns beinah noch mehr, als ihren Eltern, sie war oft wochenlang bei uns und wuchs unter unseren

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/18>, abgerufen am 03.12.2024.