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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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das nicht gleich gesagt, Frau Conrectorin, und spannen mich auf eine so entsetzliche Folter!

Ja wohl, Vetterchen, sie ist Wittwe, aber der alte General macht ein Geheimniß daraus, um etwaige neue Annäherungen und Romane unmöglich zu machen. Das arme Kind lebt unter strengster Aufsicht, darf keinen Brief fortschicken und keinen empfangen, den der Alte nicht gelesen, ebensowenig darf sie Besuche annehmen oder erwidern, ach, und das thut mir grade am allerwehsten, daß mir der Alte so zu sagen das Haus verboten hat, denn mich hält er für die Anstifterin des ganzen Unglücks, und er hätte mir wohl schon das Haus über dem Kopfe weggekauft, wenn es feil wäre, oder wenn ich Schulden hätte. Nun wissen Sie Alles, Vetter Isidörchen, wie die Sachen stehen. Am besten, Sie lassen sich jeden Gedanken an die schöne Frau Julia vergehen und machen, daß Sie in das Theater kommen. Die Poesie, die Traumwelt, das ist Ihr Reich, Vetterchen, die Wirklichkeit ist nichts für Sie! --

Vetter Isidor stand noch eine geraume Weile am Fenster und schaute mit gleichsam andächtigen Blicken zu dem Hofgut hinüber. Seine Hände waren auf dem Rücken gekreuzt und stützten sich dort auf den Knopf des Regenschirmes. Seine wasserblauen Augen hatten den schwärmerischsten Ausdruck, dessen sie fähig waren, und der flohfarbige Sommerpaletot schien seine dunkle Farbe noch um einen Grad tiefer nachgedunkelt zu haben,

das nicht gleich gesagt, Frau Conrectorin, und spannen mich auf eine so entsetzliche Folter!

Ja wohl, Vetterchen, sie ist Wittwe, aber der alte General macht ein Geheimniß daraus, um etwaige neue Annäherungen und Romane unmöglich zu machen. Das arme Kind lebt unter strengster Aufsicht, darf keinen Brief fortschicken und keinen empfangen, den der Alte nicht gelesen, ebensowenig darf sie Besuche annehmen oder erwidern, ach, und das thut mir grade am allerwehsten, daß mir der Alte so zu sagen das Haus verboten hat, denn mich hält er für die Anstifterin des ganzen Unglücks, und er hätte mir wohl schon das Haus über dem Kopfe weggekauft, wenn es feil wäre, oder wenn ich Schulden hätte. Nun wissen Sie Alles, Vetter Isidörchen, wie die Sachen stehen. Am besten, Sie lassen sich jeden Gedanken an die schöne Frau Julia vergehen und machen, daß Sie in das Theater kommen. Die Poesie, die Traumwelt, das ist Ihr Reich, Vetterchen, die Wirklichkeit ist nichts für Sie! —

Vetter Isidor stand noch eine geraume Weile am Fenster und schaute mit gleichsam andächtigen Blicken zu dem Hofgut hinüber. Seine Hände waren auf dem Rücken gekreuzt und stützten sich dort auf den Knopf des Regenschirmes. Seine wasserblauen Augen hatten den schwärmerischsten Ausdruck, dessen sie fähig waren, und der flohfarbige Sommerpaletot schien seine dunkle Farbe noch um einen Grad tiefer nachgedunkelt zu haben,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/38>, abgerufen am 03.12.2024.