Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Julius Waldemar Grosse, geb. zu Erfurt am 25. April 1828, erhielt seine Gymnasialbildung in Magdeburg, wohin sein Vater als Militär-Oberprediger im Jahre 1833 versetzt worden war. Den Gedanken, Architekt zu werden, gab er, nachdem er schon das Staatsexamen als Geometer bestanden hatte, wieder auf und widmete sich 1849--52 in Halle der Jurisprudenz. Auch dieser Berufswahl machten ihn seine künstlerischen Neigungen wieder untreu. Von 1852--1854 besuchte er in München die k. Akademie, um sich zum Maler auszubilden, bis er als sein eigentliches Talent das dichterische erkannte, das schon auf der Universität in dramatischen Versuchen sich angekündigt hatte. Sein Aufenthalt in München, wo er vom Jahre 1855 bis 1869 an der Redaction verschiedener Zeitungen Theil nahm, wurde im Jahre 1856 durch eine italienische Reise unterbrochen. Drei Jahre später erfolgte seine Verheirathung mit einer Münchnerin, im Jahre 1870 seine Uebersiedlung nach Weimar, wo Julius Grosse seitdem als General-Secretär der Schillerstiftung lebt und in rascher Folge eine große Anzahl epischer Gedichte, Romane und Novellen veröffentlicht hat. (Rienzi, ein Trauerspiel, 1851. Gedichte, 1857. Epische Dichtungen, 1861. Untreu aus Mitleid, Roman, 1868. Die Novellen: Maria Mancini, Ein Revolutionär, Eine alte Liebe, Vox populi, 1869. Neue Gedichte : Aus bewegten Tagen, 1869. Dramen, 7 Bändchen, 1870. "Wider Frankreich," Gedichte, 1870. Erzählende Dichtungen, der Wasunger Noth, Abul Kazims Seelenwanderung, 1871--1872. Die Romane: Gegen den Strom, 3 Bände, 1871, Der neue Abälard, 1872, Offene Wunden, Novellen, 3 Bände, 1873, Der Stadtengel, 1874.) -- Mit so großem Beifall Grosse's epische Dichtungen aufgenommen worden sind, noch Schöneres und Erfreulicheres hat der Dichter unseres Erachtens in der Lyrik geleistet, was sicherlich zu allgemeinerer Anerkennung kommen würde, wenn er uns mit einem Bande "ausgewählter Gedichte" beschenken wollte, aus welchem alles jugendlich Unreife ausgeschieden wäre. Wie man ihn auf diesem Gebiete treffend mit Achim von Arnim verglichen und ihn den letzten Romantiker genannt Julius Waldemar Grosse, geb. zu Erfurt am 25. April 1828, erhielt seine Gymnasialbildung in Magdeburg, wohin sein Vater als Militär-Oberprediger im Jahre 1833 versetzt worden war. Den Gedanken, Architekt zu werden, gab er, nachdem er schon das Staatsexamen als Geometer bestanden hatte, wieder auf und widmete sich 1849—52 in Halle der Jurisprudenz. Auch dieser Berufswahl machten ihn seine künstlerischen Neigungen wieder untreu. Von 1852—1854 besuchte er in München die k. Akademie, um sich zum Maler auszubilden, bis er als sein eigentliches Talent das dichterische erkannte, das schon auf der Universität in dramatischen Versuchen sich angekündigt hatte. Sein Aufenthalt in München, wo er vom Jahre 1855 bis 1869 an der Redaction verschiedener Zeitungen Theil nahm, wurde im Jahre 1856 durch eine italienische Reise unterbrochen. Drei Jahre später erfolgte seine Verheirathung mit einer Münchnerin, im Jahre 1870 seine Uebersiedlung nach Weimar, wo Julius Grosse seitdem als General-Secretär der Schillerstiftung lebt und in rascher Folge eine große Anzahl epischer Gedichte, Romane und Novellen veröffentlicht hat. (Rienzi, ein Trauerspiel, 1851. Gedichte, 1857. Epische Dichtungen, 1861. Untreu aus Mitleid, Roman, 1868. Die Novellen: Maria Mancini, Ein Revolutionär, Eine alte Liebe, Vox populi, 1869. Neue Gedichte : Aus bewegten Tagen, 1869. Dramen, 7 Bändchen, 1870. „Wider Frankreich,“ Gedichte, 1870. Erzählende Dichtungen, der Wasunger Noth, Abul Kazims Seelenwanderung, 1871—1872. Die Romane: Gegen den Strom, 3 Bände, 1871, Der neue Abälard, 1872, Offene Wunden, Novellen, 3 Bände, 1873, Der Stadtengel, 1874.) — Mit so großem Beifall Grosse's epische Dichtungen aufgenommen worden sind, noch Schöneres und Erfreulicheres hat der Dichter unseres Erachtens in der Lyrik geleistet, was sicherlich zu allgemeinerer Anerkennung kommen würde, wenn er uns mit einem Bande „ausgewählter Gedichte“ beschenken wollte, aus welchem alles jugendlich Unreife ausgeschieden wäre. Wie man ihn auf diesem Gebiete treffend mit Achim von Arnim verglichen und ihn den letzten Romantiker genannt <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Julius Waldemar Grosse, geb. zu Erfurt am 25. April 1828, erhielt seine Gymnasialbildung in Magdeburg, wohin sein Vater als Militär-Oberprediger im Jahre 1833 versetzt worden war. Den Gedanken, Architekt zu werden, gab er, nachdem er schon das Staatsexamen als Geometer bestanden hatte, wieder auf und widmete sich 1849—52 in Halle der Jurisprudenz. Auch dieser Berufswahl machten ihn seine künstlerischen Neigungen wieder untreu. Von 1852—1854 besuchte er in München die k. Akademie, um sich zum Maler auszubilden, bis er als sein eigentliches Talent das dichterische erkannte, das schon auf der Universität in dramatischen Versuchen sich angekündigt hatte. Sein Aufenthalt in München, wo er vom Jahre 1855 bis 1869 an der Redaction verschiedener Zeitungen Theil nahm, wurde im Jahre 1856 durch eine italienische Reise unterbrochen. Drei Jahre später erfolgte seine Verheirathung mit einer Münchnerin, im Jahre 1870 seine Uebersiedlung nach Weimar, wo Julius Grosse seitdem als General-Secretär der Schillerstiftung lebt und in rascher Folge eine große Anzahl epischer Gedichte, Romane und Novellen veröffentlicht hat. (Rienzi, ein Trauerspiel, 1851. Gedichte, 1857. Epische Dichtungen, 1861. Untreu aus Mitleid, Roman, 1868. Die Novellen: Maria Mancini, Ein Revolutionär, Eine alte Liebe, Vox populi, 1869. Neue Gedichte : Aus bewegten Tagen, 1869. Dramen, 7 Bändchen, 1870. „Wider Frankreich,“ Gedichte, 1870. Erzählende Dichtungen, der Wasunger Noth, Abul Kazims Seelenwanderung, 1871—1872. 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Julius Waldemar Grosse, geb. zu Erfurt am 25. April 1828, erhielt seine Gymnasialbildung in Magdeburg, wohin sein Vater als Militär-Oberprediger im Jahre 1833 versetzt worden war. Den Gedanken, Architekt zu werden, gab er, nachdem er schon das Staatsexamen als Geometer bestanden hatte, wieder auf und widmete sich 1849—52 in Halle der Jurisprudenz. Auch dieser Berufswahl machten ihn seine künstlerischen Neigungen wieder untreu. Von 1852—1854 besuchte er in München die k. Akademie, um sich zum Maler auszubilden, bis er als sein eigentliches Talent das dichterische erkannte, das schon auf der Universität in dramatischen Versuchen sich angekündigt hatte. Sein Aufenthalt in München, wo er vom Jahre 1855 bis 1869 an der Redaction verschiedener Zeitungen Theil nahm, wurde im Jahre 1856 durch eine italienische Reise unterbrochen. Drei Jahre später erfolgte seine Verheirathung mit einer Münchnerin, im Jahre 1870 seine Uebersiedlung nach Weimar, wo Julius Grosse seitdem als General-Secretär der Schillerstiftung lebt und in rascher Folge eine große Anzahl epischer Gedichte, Romane und Novellen veröffentlicht hat. (Rienzi, ein Trauerspiel, 1851. Gedichte, 1857. Epische Dichtungen, 1861. Untreu aus Mitleid, Roman, 1868. Die Novellen: Maria Mancini, Ein Revolutionär, Eine alte Liebe, Vox populi, 1869. Neue Gedichte : Aus bewegten Tagen, 1869. Dramen, 7 Bändchen, 1870. „Wider Frankreich,“ Gedichte, 1870. Erzählende Dichtungen, der Wasunger Noth, Abul Kazims Seelenwanderung, 1871—1872. Die Romane: Gegen den Strom, 3 Bände, 1871, Der neue Abälard, 1872, Offene Wunden, Novellen, 3 Bände, 1873, Der Stadtengel, 1874.) —
Mit so großem Beifall Grosse's epische Dichtungen aufgenommen worden sind, noch Schöneres und Erfreulicheres hat der Dichter unseres Erachtens in der Lyrik geleistet, was sicherlich zu allgemeinerer Anerkennung kommen würde, wenn er uns mit einem Bande „ausgewählter Gedichte“ beschenken wollte, aus welchem alles jugendlich Unreife ausgeschieden wäre. Wie man ihn auf diesem Gebiete treffend mit Achim von Arnim verglichen und ihn den letzten Romantiker genannt
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(2017-03-15T10:31:15Z)
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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