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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Oden
4.

Jst mir alles Licht entzogen:
Muß der Sonnen güld'ner Schein/
Von mir außgebannet seyn/
Soll deß zarten Mondes kertzen
Die so offt die Welt vmbflogen
Weil ich zag' in herben Schmertzen/
Mir zu schawn seyn abgeschlagen!
Soll der Hellbestern'te Wagen
Nicht mir armen mehr auffgehn:
So wird des HErren Glantz. Das dunckel das mich deckt
Die Nacht/ die mich verhüllt: das grawen das mich schreckt
Wenden. weil sein Strahl
Jn dem trüben Thal
Mit viel glantz vmb mich wird stehn.
5.

Wol! Jch wil die last der plagen
Vnd den jammer-reichen spott
Den der Höchst erzörnte GOTT
Mir auf bende Schultern leget
Mit getroßtem Muth ertragen.
Daß Er jtzt so grimmig schläget
Hab ich Niemand schuld zu geben/
Alß dem rohen tollen Leben.
Das ich tag für tag verübt
Schlag/ straffe/ streich/ vnd schmeiß. Jch habe mehr verschuldt
Jch wil die Kinder Rutt ertragen mit geduldt
Schlag hier/ schone dort
Besser Rutt alß Mord.
Besser nun/ alßdann betrübt.
6.

GOTT wird was verborgen scheinet
Mehr denn Sonnenklar darthun
Läst er gleich mein Recht jtzt ruhn
Alß obs einmal aufgehoben;
Wird doch/ wenn kein Mensch vermeynet/
Jeder meine Sache loben.

Was
Oden
4.

Jſt mir alles Licht entzogen:
Muß der Sonnen guͤld’ner Schein/
Von mir außgebannet ſeyn/
Soll deß zarten Mondes kertzen
Die ſo offt die Welt vmbflogen
Weil ich zag’ in herben Schmertzen/
Mir zu ſchawn ſeyn abgeſchlagen!
Soll der Hellbeſtern’te Wagen
Nicht mir armen mehr auffgehn:
So wird des HErren Glantz. Das dunckel das mich deckt
Die Nacht/ die mich verhuͤllt: das grawen das mich ſchreckt
Wenden. weil ſein Strahl
Jn dem truͤben Thal
Mit viel glantz vmb mich wird ſtehn.
5.

Wol! Jch wil die laſt der plagen
Vnd den jammer-reichen ſpott
Den der Hoͤchſt erzoͤrnte GOTT
Mir auf bende Schultern leget
Mit getroßtem Muth ertragen.
Daß Er jtzt ſo grimmig ſchlaͤget
Hab ich Niemand ſchuld zu geben/
Alß dem rohen tollen Leben.
Das ich tag fuͤr tag veruͤbt
Schlag/ ſtraffe/ ſtreich/ vñ ſchmeiß. Jch habe mehr verſchuldt
Jch wil die Kinder Rutt ertragen mit geduldt
Schlag hier/ ſchone dort
Beſſer Rutt alß Mord.
Beſſer nun/ alßdann betruͤbt.
6.

GOTT wird was verborgen ſcheinet
Mehr denn Sonnenklar darthun
Laͤſt er gleich mein Recht jtzt ruhn
Alß obs einmal aufgehoben;
Wird doch/ wenn kein Menſch vermeynet/
Jeder meine Sache loben.

Was
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[122/0134] Oden 4. Jſt mir alles Licht entzogen: Muß der Sonnen guͤld’ner Schein/ Von mir außgebannet ſeyn/ Soll deß zarten Mondes kertzen Die ſo offt die Welt vmbflogen Weil ich zag’ in herben Schmertzen/ Mir zu ſchawn ſeyn abgeſchlagen! Soll der Hellbeſtern’te Wagen Nicht mir armen mehr auffgehn: So wird des HErren Glantz. Das dunckel das mich deckt Die Nacht/ die mich verhuͤllt: das grawen das mich ſchreckt Wenden. weil ſein Strahl Jn dem truͤben Thal Mit viel glantz vmb mich wird ſtehn. 5. Wol! Jch wil die laſt der plagen Vnd den jammer-reichen ſpott Den der Hoͤchſt erzoͤrnte GOTT Mir auf bende Schultern leget Mit getroßtem Muth ertragen. Daß Er jtzt ſo grimmig ſchlaͤget Hab ich Niemand ſchuld zu geben/ Alß dem rohen tollen Leben. Das ich tag fuͤr tag veruͤbt Schlag/ ſtraffe/ ſtreich/ vñ ſchmeiß. Jch habe mehr verſchuldt Jch wil die Kinder Rutt ertragen mit geduldt Schlag hier/ ſchone dort Beſſer Rutt alß Mord. Beſſer nun/ alßdann betruͤbt. 6. GOTT wird was verborgen ſcheinet Mehr denn Sonnenklar darthun Laͤſt er gleich mein Recht jtzt ruhn Alß obs einmal aufgehoben; Wird doch/ wenn kein Menſch vermeynet/ Jeder meine Sache loben. Was

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/134>, abgerufen am 21.11.2024.