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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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TrawrSpiel.
Den/ der nicht schuldig war vnredlich angegeben?
I. Richt. Philotas/ als das blut auß allen gliedern floß
Gab/ wie behertzt er war/ sich scharffen geisseln bloß/
VI. Richt. Hat Hippias nicht selbst der freunde sich be-
raubet:
Als er dem falschen schwur deß hart-gequälten glaubet?
Man rümbt das weib von Rom/ die fich zureissen ließ/
Vnd die/ die in der quaal die zung' in stücken bieß/
VII. Richt. Wie? wenn er allen grim der Marter überwünde!
Vnd steiff vnd vnverzagt auf trotzem schweigen stünde?
Denckt was das auff sich hab'.
VIII. Richt. auch scheint es/
wenn die pein.
Nach hohen Köpffen greifft: als fiele zweifel ein.
Als wenn die schuld nicht klar/ alß were man bemühet
Vmb vrsach jhrer noth/ die man vor augen siehet.
Die er nicht läugnen kan. wo jemand bey jhm hält
Dem wird sein vntergang zuschrecken vorgestellt:
Das mächtig in den weg/ die so verirr't zu bringen
Die sein entdecken leicht kan ins verzweifeln dringen/
Verzweifeln zu was mehr.
IX. Mit kurtzem; was jhr thut/
Thut bald. anfänglich läscht/ vielmehr ein tropffe blut
Dem eine fluth zu letzt.
I. Richt. Jch stim' es.
II. Jch.
III. wir
alle.
IV. Vnd wir.
V. Wer sich zu hoch erheben wil der falle.
VII. Setzt jhm den Holtzstoß auff.
VIII. Dem Morder.
IX.
plötzlich.
VI. bald.
I. Er brenn' vnd seine pracht/ die rasende gewalt
Vergeh' in Asch'.
II. Er brenn'.
III. Er bren'.
IV. Er brenn'
vnd schwinde!
V. Vnd werd'ein dampff der lufft vnd gauckelspiel der winde.
Leo. Jhr schliesset seinen todt:
VI. den längst verdien'ten lohn.
Leo. Verfaßt den Spruch! Er sterb alhier mit minder hohn.
Vnd mehrer sicherheit! der vns das Leben giebet
Der durch die Hertzen sieht/ weiß wie wir jhn geliebet:
Er kennt' der alles kennt' wie hoch wir jhn belohnt!
Wie offt wir seiner schuld auß trewer gunst verschon't.
Wie stoltz Er vnß gepocht! wie frech Er vnß gefluchet/
Wie offt er seinen Ruhmb durch vnsere schmach gesuchet.
Wie
TrawrSpiel.
Den/ der nicht ſchuldig war vnredlich angegeben?
I. Richt. Philotas/ als das blut auß allen gliedern floß
Gab/ wie behertzt er war/ ſich ſcharffen geiſſeln bloß/
VI. Richt. Hat Hippias nicht ſelbſt der freunde ſich be-
raubet:
Als er dem falſchen ſchwur deß hart-gequaͤlten glaubet?
Man ruͤmbt das weib von Rom/ die fich zureiſſen ließ/
Vnd die/ die in der quaal die zung’ in ſtuͤcken bieß/
VII. Richt. Wie? wenn er allen grim der Marter uͤberwuͤnde!
Vnd ſteiff vnd vnverzagt auf trotzem ſchweigen ſtuͤnde?
Denckt was das auff ſich hab’.
VIII. Richt. auch ſcheint es/
wenn die pein.
Nach hohen Koͤpffen greifft: als fiele zweifel ein.
Als wenn die ſchuld nicht klar/ alß were man bemuͤhet
Vmb vrſach jhrer noth/ die man vor augen ſiehet.
Die er nicht laͤugnen kan. wo jemand bey jhm haͤlt
Dem wird ſein vntergang zuſchrecken vorgeſtellt:
Das maͤchtig in den weg/ die ſo verirꝛ’t zu bringen
Die ſein entdecken leicht kan ins verzweifeln dringen/
Verzweifeln zu was mehr.
IX. Mit kurtzem; was jhr thut/
Thut bald. anfaͤnglich laͤſcht/ vielmehr ein tropffe blut
Dem eine fluth zu letzt.
I. Richt. Jch ſtim’ es.
II. Jch.
III. wir
alle.
IV. Vnd wir.
V. Wer ſich zu hoch erheben wil der falle.
VII. Setzt jhm den Holtzſtoß auff.
VIII. Dem Morder.
IX.
ploͤtzlich.
VI. bald.
I. Er brenn’ vnd ſeine pracht/ die raſende gewalt
Vergeh’ in Aſch’.
II. Er brenn’.
III. Er bren’.
IV. Er brenn’
vnd ſchwinde!
V. Vnd werd’ein dampff der lufft vnd gauckelſpiel der winde.
Leo. Jhr ſchlieſſet ſeinen todt:
VI. den laͤngſt verdien’ten lohn.
Leo. Verfaßt den Spruch! Er ſterb alhier mit minder hohn.
Vnd mehrer ſicherheit! der vns das Leben giebet
Der durch die Hertzen ſieht/ weiß wie wir jhn geliebet:
Er kennt’ der alles kennt’ wie hoch wir jhn belohnt!
Wie offt wir ſeiner ſchuld auß trewer gunſt verſchon’t.
Wie ſtoltz Er vnß gepocht! wie frech Er vnß gefluchet/
Wie offt er ſeinen Ruhmb durch vnſere ſchmach geſuchet.
Wie
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[27/0039] TrawrSpiel. Den/ der nicht ſchuldig war vnredlich angegeben? I. Richt. Philotas/ als das blut auß allen gliedern floß Gab/ wie behertzt er war/ ſich ſcharffen geiſſeln bloß/ VI. Richt. Hat Hippias nicht ſelbſt der freunde ſich be- raubet: Als er dem falſchen ſchwur deß hart-gequaͤlten glaubet? Man ruͤmbt das weib von Rom/ die fich zureiſſen ließ/ Vnd die/ die in der quaal die zung’ in ſtuͤcken bieß/ VII. Richt. Wie? wenn er allen grim der Marter uͤberwuͤnde! Vnd ſteiff vnd vnverzagt auf trotzem ſchweigen ſtuͤnde? Denckt was das auff ſich hab’. VIII. Richt. auch ſcheint es/ wenn die pein. Nach hohen Koͤpffen greifft: als fiele zweifel ein. Als wenn die ſchuld nicht klar/ alß were man bemuͤhet Vmb vrſach jhrer noth/ die man vor augen ſiehet. Die er nicht laͤugnen kan. wo jemand bey jhm haͤlt Dem wird ſein vntergang zuſchrecken vorgeſtellt: Das maͤchtig in den weg/ die ſo verirꝛ’t zu bringen Die ſein entdecken leicht kan ins verzweifeln dringen/ Verzweifeln zu was mehr. IX. Mit kurtzem; was jhr thut/ Thut bald. anfaͤnglich laͤſcht/ vielmehr ein tropffe blut Dem eine fluth zu letzt. I. Richt. Jch ſtim’ es. II. Jch. III. wir alle. IV. Vnd wir. V. Wer ſich zu hoch erheben wil der falle. VII. Setzt jhm den Holtzſtoß auff. VIII. Dem Morder. IX. ploͤtzlich. VI. bald. I. Er brenn’ vnd ſeine pracht/ die raſende gewalt Vergeh’ in Aſch’. II. Er brenn’. III. Er bren’. IV. Er brenn’ vnd ſchwinde! V. Vnd werd’ein dampff der lufft vnd gauckelſpiel der winde. Leo. Jhr ſchlieſſet ſeinen todt: VI. den laͤngſt verdien’ten lohn. Leo. Verfaßt den Spruch! Er ſterb alhier mit minder hohn. Vnd mehrer ſicherheit! der vns das Leben giebet Der durch die Hertzen ſieht/ weiß wie wir jhn geliebet: Er kennt’ der alles kennt’ wie hoch wir jhn belohnt! Wie offt wir ſeiner ſchuld auß trewer gunſt verſchon’t. Wie ſtoltz Er vnß gepocht! wie frech Er vnß gefluchet/ Wie offt er ſeinen Ruhmb durch vnſere ſchmach geſuchet. Wie

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/39>, abgerufen am 23.11.2024.