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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Leo Armenius
Noch sonder Ruh alhier vol kummer durch gebracht.
Jtzt stieg er vnversehus allein die staffeln nieder.
Nicand. Allein!
Trab. Er rufft vnß zu: Verziht biß daß wir
wieder
Erscheinen auf dem Saal! Er ist nicht alß er pflag.
Jhm ligt was auff der brust/ Er wündscht nur nach dem tag/
Vnd fleucht das sanffte bett! vnß/ ferner/ ist verholen
Warumb er euch bey nacht zu ruffen anbefohlen.
Nicand. Der Keyser hält den Wolff nur leider! mit dem Ohr.
Dis/ diß ist was jhn kräuckt. Jch merckt es wol zuvor/
Daß man durch langes Recht sich würde so verweilen;
Biß Exabol. vnß selbst das vnglück würd' ereilen/
Was denckt man wol/ wormit Er diese nacht vmbgeh'
Was er vor mittel such'/ in welchem wahn er steh'
Wird man nicht in der Statt sich heimblich vnterwinden/
Durch vorbitt' oder macht jhn entlich zu entbinden?
Bricht er sich dißmal loß/ so ists/ (du wirst es seh'n.)
Vmbs Keysers Cron vnd Leib. Vmb mich vnd dich geschehn.
Erab. Die sach' ist freylich schwer. Doch daß man dem ge-
richte
Die schuld aufflegen wil; geht nicht. diß stück' ist lichte/
Daß er alßbald verhört. Verklagt durch eignen mund/
Selbst durch sich überzeugt/ daß er mit gutem grund
Einhellig stracks verdam't. Hierin' ist viel versehen/
Daß nicht dem Vrtheil auch in eil genung geschehen/
Nicand. Warumb hat man die frist der Rach in weg gelegt?
Exab. Der Keyser ward hierzu durch sein Gemahl bewegt:
Sie durch das hohe fest.
Nicand. sprich lieber/ durch die leh-
ren
Der Priester/ die sie pflegt alß Götter an zuhören:
Exab. Wer weiß nicht was ein Weib durch bitt' erhalten kan?
Nic. Ja die Princessin batt/ ein ander trieb sie an!
Warumb doch wil die schaar die dem Altar geschworen
Stets in dem Rathe seyn? sie hört durch ewer Ohren
Sie schleust durch ewren mund/ sie kümmert sich vmb feld/
Vmb läger/ Reich' vnd See: ja vmb die grosse welt/
Nur vmb die Kirche nicht! Jst denn so viel verbrochen
Wenn ein verletzter Fürst rechtmässig sich gerochen?
Gibt
Leo Armenius
Noch ſonder Ruh alhier vol kummer durch gebracht.
Jtzt ſtieg er vnverſehus allein die ſtaffeln nieder.
Nicand. Allein!
Trab. Er rufft vnß zu: Verziht biß daß wir
wieder
Erſcheinen auf dem Saal! Er iſt nicht alß er pflag.
Jhm ligt was auff der bruſt/ Er wuͤndſcht nur nach dem tag/
Vnd fleucht das ſanffte bett! vnß/ ferner/ iſt verholen
Warumb er euch bey nacht zu ruffen anbefohlen.
Nicand. Der Keyſer haͤlt dẽ Wolff nur leider! mit dem Ohr.
Dis/ diß iſt was jhn kraͤuckt. Jch merckt es wol zuvor/
Daß man durch langes Recht ſich wuͤrde ſo verweilen;
Biß Exabol. vnß ſelbſt das vngluͤck wuͤrd’ ereilen/
Was denckt man wol/ wormit Er dieſe nacht vmbgeh’
Was er vor mittel ſuch’/ in welchem wahn er ſteh’
Wird man nicht in der Statt ſich heimblich vnterwinden/
Durch vorbitt’ oder macht jhn entlich zu entbinden?
Bricht er ſich dißmal loß/ ſo iſts/ (du wirſt es ſeh’n.)
Vmbs Keyſers Cron vnd Leib. Vmb mich vnd dich geſchehn.
Erab. Die ſach’ iſt freylich ſchwer. Doch daß man dem ge-
richte
Die ſchuld aufflegen wil; geht nicht. diß ſtuͤck’ iſt lichte/
Daß er alßbald verhoͤrt. Verklagt durch eignen mund/
Selbſt durch ſich uͤberzeugt/ daß er mit gutem grund
Einhellig ſtracks verdam’t. Hierin’ iſt viel verſehen/
Daß nicht dem Vrtheil auch in eil genung geſchehen/
Nicand. Warumb hat man die friſt der Rach in weg gelegt?
Exab. Der Keyſer ward hierzu durch ſein Gemahl bewegt:
Sie durch das hohe feſt.
Nicand. ſprich lieber/ durch die leh-
ren
Der Prieſter/ die ſie pflegt alß Goͤtter an zuhoͤren:
Exab. Wer weiß nicht was ein Weib durch bitt’ erhaltẽ kan?
Nic. Ja die Princeſſin batt/ ein ander trieb ſie an!
Warumb doch wil die ſchaar die dem Altar geſchworen
Stets in dem Rathe ſeyn? ſie hoͤrt durch ewer Ohren
Sie ſchleuſt durch ewren mund/ ſie kuͤmmert ſich vmb feld/
Vmb laͤger/ Reich’ vnd See: ja vmb die groſſe welt/
Nur vmb die Kirche nicht! Jſt denn ſo viel verbrochen
Wenn ein verletzter Fuͤrſt rechtmaͤſſig ſich gerochen?
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[44/0056] Leo Armenius Noch ſonder Ruh alhier vol kummer durch gebracht. Jtzt ſtieg er vnverſehus allein die ſtaffeln nieder. Nicand. Allein! Trab. Er rufft vnß zu: Verziht biß daß wir wieder Erſcheinen auf dem Saal! Er iſt nicht alß er pflag. Jhm ligt was auff der bruſt/ Er wuͤndſcht nur nach dem tag/ Vnd fleucht das ſanffte bett! vnß/ ferner/ iſt verholen Warumb er euch bey nacht zu ruffen anbefohlen. Nicand. Der Keyſer haͤlt dẽ Wolff nur leider! mit dem Ohr. Dis/ diß iſt was jhn kraͤuckt. Jch merckt es wol zuvor/ Daß man durch langes Recht ſich wuͤrde ſo verweilen; Biß Exabol. vnß ſelbſt das vngluͤck wuͤrd’ ereilen/ Was denckt man wol/ wormit Er dieſe nacht vmbgeh’ Was er vor mittel ſuch’/ in welchem wahn er ſteh’ Wird man nicht in der Statt ſich heimblich vnterwinden/ Durch vorbitt’ oder macht jhn entlich zu entbinden? Bricht er ſich dißmal loß/ ſo iſts/ (du wirſt es ſeh’n.) Vmbs Keyſers Cron vnd Leib. Vmb mich vnd dich geſchehn. Erab. Die ſach’ iſt freylich ſchwer. Doch daß man dem ge- richte Die ſchuld aufflegen wil; geht nicht. diß ſtuͤck’ iſt lichte/ Daß er alßbald verhoͤrt. Verklagt durch eignen mund/ Selbſt durch ſich uͤberzeugt/ daß er mit gutem grund Einhellig ſtracks verdam’t. Hierin’ iſt viel verſehen/ Daß nicht dem Vrtheil auch in eil genung geſchehen/ Nicand. Warumb hat man die friſt der Rach in weg gelegt? Exab. Der Keyſer ward hierzu durch ſein Gemahl bewegt: Sie durch das hohe feſt. Nicand. ſprich lieber/ durch die leh- ren Der Prieſter/ die ſie pflegt alß Goͤtter an zuhoͤren: Exab. Wer weiß nicht was ein Weib durch bitt’ erhaltẽ kan? Nic. Ja die Princeſſin batt/ ein ander trieb ſie an! Warumb doch wil die ſchaar die dem Altar geſchworen Stets in dem Rathe ſeyn? ſie hoͤrt durch ewer Ohren Sie ſchleuſt durch ewren mund/ ſie kuͤmmert ſich vmb feld/ Vmb laͤger/ Reich’ vnd See: ja vmb die groſſe welt/ Nur vmb die Kirche nicht! Jſt denn ſo viel verbrochen Wenn ein verletzter Fuͤrſt rechtmaͤſſig ſich gerochen? Gibt

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/56>, abgerufen am 24.11.2024.