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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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TrawrSpiel.
Ver. Jch kont aus meinem Hoff vmb argwohn zuvermeiden
Nicht eher biß der schlaff all' eingenommen/ scheiden.
Du weist warumb ich komm'/ ich habe den verlauff
Deß Wercks' dir heut' erzehlt/ halt mich nicht länger auff.
Jamb. Gantz nicht. Nur bleib behertzt/ man richtet an dem
ortte
Mitt zittern wenig auß/ enthalt dich aller wortte/
Schreit auß dem Zirckel nicht. Die schlingen binde loß
Entgürtte deinen Leib/ der lincke Fuß sey bloß.
Mein Sohn. Bring vns den Zeug/ durch den ich blitz errege/
Vnd Leichen auff erweck/ vnd Hecaten bewege.
Löß auff mein greises Haar/ Nimb diese Hauben hin/
Vnd diß gemeine Kleid. Du must den Schuch abzihn.
Wo ist der weisse Rock mit Bildern außgestücket?
Der auff gesetzte zeit/ durch keusche Hand gesticket?
Das Liecht von Jungfern-wachs vnd Kinderschmaltz ge-
macht
Die rutte die ich nächst/ alß zwischen Tag vnd Nacht
Die gleiche Sonnen stund/ auß vielen Haselstreuchern
Mit schwerer müh' erkohr. Gib Ypen/ gib zu räuchern.
Vmbwinde mir dreymalden Kopff mit diesem Band
Schütt aus die Todtenbein' steck an die dürre Hand;
So lang' alß hiervor vnß die liechten Finger brennen
Müß vnß kein frembder Mann. Kein fremdes aug' erkennen.
Diß sey der erste ring/ diß sey der letzte kreyß/
Hieher gehört der Kopff. Hieher das tuch mit schweiß
Der sterbenden genetzt; die eingebund'nen Hertzen
Hieher die Frawen haut/ die in den Kinder schmertzen
Durch diese faust erwürgt/ die kräutter zwischen ein:
Die ich mit Ertz abschnitt bey stillem mondenschein.
Gib achtung: ob ich recht die zeichen auffgeschrieben:
Ob nichts was nötig ist sey vnter wegen blieben.
Schrecklicher König der mächtigen Geister. Printze der Lüff-
te Besitzer derwelt:
Herrscher der jmmerdar-finsteren Nächte: Der Tod vnd Hel-
len gesetze vorstellt.
Der was vor ewigen zeitten verschwunden/
Der was die künfftig einbrechende stunden.
Den
D iij
TrawrSpiel.
Ver. Jch kont aus meinem Hoff vmb argwohn zuvermeiden
Nicht eher biß der ſchlaff all’ eingenommen/ ſcheiden.
Du weiſt warumb ich komm’/ ich habe den verlauff
Deß Wercks’ dir heut’ erzehlt/ halt mich nicht laͤnger auff.
Jamb. Gantz nicht. Nur bleib behertzt/ man richtet an dem
ortte
Mitt zittern wenig auß/ enthalt dich aller wortte/
Schreit auß dem Zirckel nicht. Die ſchlingen binde loß
Entguͤrtte deinen Leib/ der lincke Fuß ſey bloß.
Mein Sohn. Bring vns den Zeug/ durch den ich blitz erꝛege/
Vnd Leichen auff erweck/ vnd Hecaten bewege.
Loͤß auff mein greiſes Haar/ Nimb dieſe Hauben hin/
Vnd diß gemeine Kleid. Du muſt den Schuch abzihn.
Wo iſt der weiſſe Rock mit Bildern außgeſtuͤcket?
Der auff geſetzte zeit/ durch keuſche Hand geſticket?
Das Liecht von Jungfern-wachs vnd Kinderſchmaltz ge-
macht
Die rutte die ich naͤchſt/ alß zwiſchen Tag vnd Nacht
Die gleiche Sonnen ſtund/ auß vielen Haſelſtreuchern
Mit ſchwerer muͤh’ erkohr. Gib Ypen/ gib zu raͤuchern.
Vmbwinde mir dreymalden Kopff mit dieſem Band
Schuͤtt aus die Todtenbein’ ſteck an die duͤrꝛe Hand;
So lang’ alß hiervor vnß die liechten Finger brennen
Muͤß vnß kein frembder Mann. Kein fremdes aug’ erkennen.
Diß ſey der erſte ring/ diß ſey der letzte kreyß/
Hieher gehoͤrt der Kopff. Hieher das tuch mit ſchweiß
Der ſterbenden genetzt; die eingebund’nen Hertzen
Hieher die Frawen haut/ die in den Kinder ſchmertzen
Durch dieſe fauſt erwuͤrgt/ die kraͤutter zwiſchen ein:
Die ich mit Ertz abſchnitt bey ſtillem mondenſchein.
Gib achtung: ob ich recht die zeichen auffgeſchrieben:
Ob nichts was noͤtig iſt ſey vnter wegen blieben.
Schrecklicher Koͤnig der maͤchtigen Geiſter. Printze der Luͤff-
te Beſitzer derwelt:
Herꝛſcher der jmmerdar-finſteren Naͤchte: Der Tod vnd Hel-
len geſetze vorſtellt.
Der was vor ewigen zeitten verſchwunden/
Der was die kuͤnfftig einbrechende ſtunden.
Den
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[53/0065] TrawrSpiel. Ver. Jch kont aus meinem Hoff vmb argwohn zuvermeiden Nicht eher biß der ſchlaff all’ eingenommen/ ſcheiden. Du weiſt warumb ich komm’/ ich habe den verlauff Deß Wercks’ dir heut’ erzehlt/ halt mich nicht laͤnger auff. Jamb. Gantz nicht. Nur bleib behertzt/ man richtet an dem ortte Mitt zittern wenig auß/ enthalt dich aller wortte/ Schreit auß dem Zirckel nicht. Die ſchlingen binde loß Entguͤrtte deinen Leib/ der lincke Fuß ſey bloß. Mein Sohn. Bring vns den Zeug/ durch den ich blitz erꝛege/ Vnd Leichen auff erweck/ vnd Hecaten bewege. Loͤß auff mein greiſes Haar/ Nimb dieſe Hauben hin/ Vnd diß gemeine Kleid. Du muſt den Schuch abzihn. Wo iſt der weiſſe Rock mit Bildern außgeſtuͤcket? Der auff geſetzte zeit/ durch keuſche Hand geſticket? Das Liecht von Jungfern-wachs vnd Kinderſchmaltz ge- macht Die rutte die ich naͤchſt/ alß zwiſchen Tag vnd Nacht Die gleiche Sonnen ſtund/ auß vielen Haſelſtreuchern Mit ſchwerer muͤh’ erkohr. Gib Ypen/ gib zu raͤuchern. Vmbwinde mir dreymalden Kopff mit dieſem Band Schuͤtt aus die Todtenbein’ ſteck an die duͤrꝛe Hand; So lang’ alß hiervor vnß die liechten Finger brennen Muͤß vnß kein frembder Mann. Kein fremdes aug’ erkennen. Diß ſey der erſte ring/ diß ſey der letzte kreyß/ Hieher gehoͤrt der Kopff. Hieher das tuch mit ſchweiß Der ſterbenden genetzt; die eingebund’nen Hertzen Hieher die Frawen haut/ die in den Kinder ſchmertzen Durch dieſe fauſt erwuͤrgt/ die kraͤutter zwiſchen ein: Die ich mit Ertz abſchnitt bey ſtillem mondenſchein. Gib achtung: ob ich recht die zeichen auffgeſchrieben: Ob nichts was noͤtig iſt ſey vnter wegen blieben. Schrecklicher Koͤnig der maͤchtigen Geiſter. Printze der Luͤff- te Beſitzer derwelt: Herꝛſcher der jmmerdar-finſteren Naͤchte: Der Tod vnd Hel- len geſetze vorſtellt. Der was vor ewigen zeitten verſchwunden/ Der was die kuͤnfftig einbrechende ſtunden. Den D iij

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/65>, abgerufen am 24.11.2024.