Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.PAPINIANUS. Entschlissen Jhm zu Dinst für Jhn sich keck zu wagen/380.Und lassen Jhre Pflicht Jhm mit dem Reich antragen. Er rette sich und uns/ und die erschreckte Welt/ Die durch den Bruder-Mord bestürtzt/ zurücke prellt/ Und uns und Rom verspeyt/ man soll auff sein erklären: Deß Caracallen Kopff Jhm alsobald gewehren. 385.Diß wüntscht wer Redlikeit/ wer seine Tugend schätzt/ Und sich dem Frevel-Stück deß Fürsten widersetzt. Papinian. Daß Mir das Läger noch auff disen Tag gewogen; Und sich so fern erklärt/ auch (wie Jhr angezogen) Sein Glück durch meines sucht: Rührt auß Wolmeynung her/ 390.Die ich mit Danck erkenn/ doch glaubt mir Jch begehr Nichts als deß Fürsten Heil auch durch diß Blutt zu stützen Der sucht nicht frembder Schutz den Tugend kan beschützen. Geht! bleibt dem Käyser trew! es geh auch wie es geh! Glaubt daß auff meinem Haubt nicht aller Nutz besteh. 395.Und denckt wem Jhr mit Eyd und theurer Pflicht verbunden Haubtleute. Herr unser Pflicht verstarb durch deß Entleibten 405.Wunden. Wir schworen Antonin und Geta trew zu seyn/ Als Fürsten/ diser fil durch unverhoffte Pein; Der ander hat sich selbst der hohen Macht entsetzet. 400.Als Er durch Bruder-Mord Gott/ Blutt und Recht verletzet. Man schaw auch auff den Bund: Wer ists der jhn zuriß? Und sein selbst eigen Ehr/ in tollem Grimm durchstiß. Die Trew ward einem nicht nur beyden gleich versprochen/ Der Fürst hat was uns band und hilt und fast zubrochen. Papinian. Jhr jrrt ach Libst/ Jhr jrrt. Der Fürst ists der uns schafft. Gesetzt auch daß Er feil. Ein unbepfählte Krafft Kan zwar (es ist nicht ohn) in tiffste Laster rennen: Doch darff ob seiner Schuld kein Unterthan erkennen. Die Götter sitzen nur (dafern Sie was verbricht 410.Und auß den Schrancken reist) vollmachtig Blut-Gericht. Wer einen Eingriff hir sich unterstund zu wagen; Hat Blitz und Untergang zur Außbeut hingetragen. Haubt- E v
PAPINIANUS. Entſchliſſen Jhm zu Dinſt fuͤr Jhn ſich keck zu wagen/380.Und laſſen Jhre Pflicht Jhm mit dem Reich antragen. Er rette ſich und uns/ und die erſchreckte Welt/ Die durch den Bruder-Mord beſtuͤrtzt/ zuruͤcke prellt/ Und uns und Rom verſpeyt/ man ſoll auff ſein erklaͤren: Deß Caracallen Kopff Jhm alſobald gewehren. 385.Diß wuͤntſcht wer Redlikeit/ wer ſeine Tugend ſchaͤtzt/ Und ſich dem Frevel-Stuͤck deß Fuͤrſten widerſetzt. Papinian. Daß Mir das Laͤger noch auff diſen Tag gewogen; Und ſich ſo fern erklaͤrt/ auch (wie Jhr angezogen) Sein Gluͤck durch meines ſucht: Ruͤhrt auß Wolmeynung her/ 390.Die ich mit Danck erkenn/ doch glaubt mir Jch begehr Nichts als deß Fuͤrſten Heil auch durch diß Blutt zu ſtuͤtzen Der ſucht nicht frembder Schutz den Tugend kan beſchuͤtzen. Geht! bleibt dem Kaͤyſer trew! es geh auch wie es geh! Glaubt daß auff meinem Haubt nicht aller Nutz beſteh. 395.Und denckt wem Jhr mit Eyd und theurer Pflicht verbunden Haubtleute. Herꝛ unſer Pflicht verſtarb durch deß Entleibten 405.Wunden. Wir ſchworen Antonin und Geta trew zu ſeyn/ Als Fuͤrſten/ diſer fil durch unverhoffte Pein; Der ander hat ſich ſelbſt der hohen Macht entſetzet. 400.Als Er durch Bruder-Mord Gott/ Blutt und Recht verletzet. Man ſchaw auch auff den Bund: Wer iſts der jhn zuriß? Und ſein ſelbſt eigen Ehr/ in tollem Grim̃ durchſtiß. Die Trew ward einem nicht nur beyden gleich verſprochen/ Der Fuͤrſt hat was uns band und hilt und faſt zubrochen. Papinian. Jhr jrrt ach Libſt/ Jhr jrrt. Der Fuͤrſt iſts der uns ſchafft. Geſetzt auch daß Er feil. Ein unbepfaͤhlte Krafft Kan zwar (es iſt nicht ohn) in tiffſte Laſter rennen: Doch darff ob ſeiner Schuld kein Unterthan erkennen. Die Goͤtter ſitzen nur (dafern Sie was verbricht 410.Und auß den Schrancken reiſt) vollmachtig Blut-Gericht. Wer einen Eingriff hir ſich unterſtund zu wagen; Hat Blitz und Untergang zur Außbeut hingetragen. Haubt- E v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi></hi></fw><lb/> Entſchliſſen Jhm zu Dinſt fuͤr Jhn ſich keck zu wagen/<lb/><note place="left">380.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd laſſen Jhre Pflicht Jhm mit dem Reich antragen.<lb/> Er rette ſich und uns/ und die erſchreckte Welt/<lb/> Die durch den Bruder-Mord beſtuͤrtzt/ zuruͤcke prellt/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd uns und Rom verſpeyt/ man ſoll auff ſein erklaͤren:<lb/> Deß <hi rendition="#aq">Caracallen</hi> Kopff Jhm alſobald gewehren.<lb/><note place="left">385.</note>Diß wuͤntſcht wer Redlikeit/ wer ſeine Tugend ſchaͤtzt/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ſich dem Frevel-Stuͤck deß Fuͤrſten widerſetzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Daß Mir das Laͤger noch auff diſen Tag gewogen;<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ſich ſo fern erklaͤrt/ auch (wie Jhr angezogen)<lb/> Sein Gluͤck durch meines ſucht: Ruͤhrt auß Wolmeynung her/<lb/><note place="left">390.</note>Die ich mit Danck erkenn/ doch glaubt mir Jch begehr<lb/> Nichts als deß Fuͤrſten Heil auch durch diß Blutt zu ſtuͤtzen<lb/> Der ſucht nicht frembder Schutz den Tugend kan beſchuͤtzen.<lb/> Geht! bleibt dem Kaͤyſer trew! es geh auch wie es geh!<lb/> Glaubt daß auff meinem Haubt nicht aller Nutz beſteh.<lb/><note place="left">395.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd denckt wem Jhr mit Eyd und theurer Pflicht verbunden</p> </sp><lb/> <sp who="#DHAUB"> <speaker> <hi rendition="#b">Haubtleute.</hi> </speaker> <p>Herꝛ unſer Pflicht verſtarb durch deß Entleibten<lb/><hi rendition="#et">Wunden.</hi><lb/> Wir ſchworen <hi rendition="#aq">Antonin</hi> und <hi rendition="#aq">Geta</hi> trew zu ſeyn/<lb/> Als Fuͤrſten/ diſer fil durch unverhoffte Pein;<lb/> Der ander hat ſich ſelbſt der hohen Macht entſetzet.<lb/><note place="left">400.</note>Als Er durch Bruder-Mord Gott/ Blutt und Recht verletzet.<lb/> Man ſchaw auch auff den Bund: Wer iſts der jhn zuriß?<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ſein ſelbſt eigen Ehr/ in tollem Grim̃ durchſtiß.<lb/> Die Trew ward einem nicht nur beyden gleich verſprochen/<lb/> Der Fuͤrſt hat was uns band und hilt und faſt zubrochen.</p> </sp><lb/> <note place="left">405.</note> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Jhr jrrt ach Libſt/ Jhr jrrt. Der Fuͤrſt iſts der<lb/><hi rendition="#et">uns ſchafft.</hi><lb/> Geſetzt auch daß Er feil. Ein unbepfaͤhlte Krafft<lb/> Kan zwar (es iſt nicht ohn) in tiffſte Laſter rennen:<lb/> Doch darff ob ſeiner Schuld kein <hi rendition="#fr">U</hi>nterthan erkennen.<lb/> Die Goͤtter ſitzen nur (dafern Sie was verbricht<lb/><note place="left">410.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd auß den Schrancken reiſt) vollmachtig Blut-Gericht.<lb/> Wer einen Eingriff hir ſich unterſtund zu wagen;<lb/> Hat Blitz und <hi rendition="#fr">U</hi>ntergang zur Außbeut hingetragen.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E v</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Haubt-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0101]
PAPINIANUS.
Entſchliſſen Jhm zu Dinſt fuͤr Jhn ſich keck zu wagen/
Und laſſen Jhre Pflicht Jhm mit dem Reich antragen.
Er rette ſich und uns/ und die erſchreckte Welt/
Die durch den Bruder-Mord beſtuͤrtzt/ zuruͤcke prellt/
Und uns und Rom verſpeyt/ man ſoll auff ſein erklaͤren:
Deß Caracallen Kopff Jhm alſobald gewehren.
Diß wuͤntſcht wer Redlikeit/ wer ſeine Tugend ſchaͤtzt/
Und ſich dem Frevel-Stuͤck deß Fuͤrſten widerſetzt.
Papinian. Daß Mir das Laͤger noch auff diſen Tag gewogen;
Und ſich ſo fern erklaͤrt/ auch (wie Jhr angezogen)
Sein Gluͤck durch meines ſucht: Ruͤhrt auß Wolmeynung her/
Die ich mit Danck erkenn/ doch glaubt mir Jch begehr
Nichts als deß Fuͤrſten Heil auch durch diß Blutt zu ſtuͤtzen
Der ſucht nicht frembder Schutz den Tugend kan beſchuͤtzen.
Geht! bleibt dem Kaͤyſer trew! es geh auch wie es geh!
Glaubt daß auff meinem Haubt nicht aller Nutz beſteh.
Und denckt wem Jhr mit Eyd und theurer Pflicht verbunden
Haubtleute. Herꝛ unſer Pflicht verſtarb durch deß Entleibten
Wunden.
Wir ſchworen Antonin und Geta trew zu ſeyn/
Als Fuͤrſten/ diſer fil durch unverhoffte Pein;
Der ander hat ſich ſelbſt der hohen Macht entſetzet.
Als Er durch Bruder-Mord Gott/ Blutt und Recht verletzet.
Man ſchaw auch auff den Bund: Wer iſts der jhn zuriß?
Und ſein ſelbſt eigen Ehr/ in tollem Grim̃ durchſtiß.
Die Trew ward einem nicht nur beyden gleich verſprochen/
Der Fuͤrſt hat was uns band und hilt und faſt zubrochen.
Papinian. Jhr jrrt ach Libſt/ Jhr jrrt. Der Fuͤrſt iſts der
uns ſchafft.
Geſetzt auch daß Er feil. Ein unbepfaͤhlte Krafft
Kan zwar (es iſt nicht ohn) in tiffſte Laſter rennen:
Doch darff ob ſeiner Schuld kein Unterthan erkennen.
Die Goͤtter ſitzen nur (dafern Sie was verbricht
Und auß den Schrancken reiſt) vollmachtig Blut-Gericht.
Wer einen Eingriff hir ſich unterſtund zu wagen;
Hat Blitz und Untergang zur Außbeut hingetragen.
Haubt-
E v
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |