Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
Reyen der Frauen und Diner zusammen.
Ach wer wird Rom die Bluttschuld dir abwischen/
Durch die die Zwey jhr reines Blutt vermischen.
Ach! ach! O Fluch! O Schmach! ach Schmertz! ach Leiden!
510.Ach kläglich scheiden!
Der 2. Diner. Betrübte/ die Jhr hir in lauter Thränen
schwimmt/
Seht vor Euch! Grimm auff Grimm und Trotz auff Trotz
entglimmt.
Deß Fürsten Zorn scheint gantz in rasen sich zu wandeln/
Er heist was hir und dar erwürgt auffs hefftigst handeln.
515.Man schleifft durch Gaß in Gaß/ in Hacken Leich auff Leich/
Ach daß Papinian der harten Schmach entweich!
Daß nicht sein Eingeweid beflecke Stein und Erden!
Eilt/ last die Tyber nicht deß Greuels fähig werden.
Wo waschen wir uns wol von diser Unthat rein/
520.Wenn der geweihte Fluß selbst wird entweihet seyn.
Hostilius. O! kan ein Schweffel-Pfeil auff schon entleibts
blitzen!
Kan sich die freche Glutt auff todter Asch erhitzen!
Welch Nord reist Wurtzeln auß? Wenn er den Stamm zubrach
Eilt! eilt! tragt Baar und Leich ins innerste Gemach/
525.Schafft schleunigst was man darff zu beyder letzten Ehren/
Kommt Diner! mich verlangt die Reden anzuhören/
Wormit Papinian die schöne Thaten schloß
Mit welchen er sein Blutt vor Fürst und Recht vergoß.
Reyen der
Frauen.
Halt! Plautie Sie sinckt zu Jhres Liebsten
Füssen.
530.Bestürmte Plautie! ob Er dir schon entrissen
Doch lebt sein hoher Gerst in deiner keuschen Brust/
Sie ligt gantz Athem-los!
Eugenia. O angenehme Lust
O Sterben (wo du tod) das über alles Leben!
O Ruh (wo dich der Geist auff kurtze Zeit begeben)
535.Tragt! tragt Sie mit Jhm hin: Kommt Jungfern! helfft uns
Jch lebend-Todte folg' euch Todten! wo die Bach (nach!
Der
PAPINIANUS.
Reyen der Frauen und Diner zuſammen.
Ach wer wird Rom die Bluttſchuld dir abwiſchen/
Durch die die Zwey jhr reines Blutt vermiſchen.
Ach! ach! O Fluch! O Schmach! ach Schmertz! ach Leiden!
510.Ach klaͤglich ſcheiden!
Der 2. Diner. Betruͤbte/ die Jhr hir in lauter Thraͤnen
ſchwimmt/
Seht vor Euch! Grim̃ auff Grim̃ und Trotz auff Trotz
entglimmt.
Deß Fuͤrſten Zorn ſcheint gantz in raſen ſich zu wandeln/
Er heiſt was hir und dar erwuͤrgt auffs hefftigſt handeln.
515.Man ſchleifft durch Gaß in Gaß/ in Hacken Leich auff Leich/
Ach daß Papinian der harten Schmach entweich!
Daß nicht ſein Eingeweid beflecke Stein und Erden!
Eilt/ laſt die Tyber nicht deß Greuels faͤhig werden.
Wo waſchen wir uns wol von diſer Unthat rein/
520.Wenn der geweihte Fluß ſelbſt wird entweihet ſeyn.
Hoſtilius. O! kan ein Schweffel-Pfeil auff ſchon entleibts
blitzen!
Kan ſich die freche Glutt auff todter Aſch erhitzen!
Welch Nord reiſt Wurtzeln auß? Wenn er den Stam̃ zubrach
Eilt! eilt! tragt Baar und Leich ins innerſte Gemach/
525.Schafft ſchleunigſt was man darff zu beyder letzten Ehren/
Kom̃t Diner! mich verlangt die Reden anzuhoͤren/
Wormit Papinian die ſchoͤne Thaten ſchloß
Mit welchen er ſein Blutt vor Fuͤrſt und Recht vergoß.
Reyen der
Frauen.
Halt! Plautie Sie ſinckt zu Jhres Liebſten
Fuͤſſen.
530.Beſtuͤrmte Plautie! ob Er dir ſchon entriſſen
Doch lebt ſein hoher Gerſt in deiner keuſchen Bruſt/
Sie ligt gantz Athem-los!
Eugenia. O angenehme Luſt
O Sterben (wo du tod) das uͤber alles Leben!
O Ruh (wo dich der Geiſt auff kurtze Zeit begeben)
535.Tragt! tragt Sie mit Jhm hin: Kom̃t Jungfern! helfft uns
Jch lebend-Todte folg’ euch Todten! wo die Bach (nach!
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0123"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <sp who="#REYEN">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Reyen der Frauen und Diner zu&#x017F;ammen.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Ach wer wird Rom die Blutt&#x017F;chuld dir abwi&#x017F;chen/<lb/>
Durch die die Zwey jhr reines Blutt vermi&#x017F;chen.<lb/>
Ach! ach! O Fluch! O Schmach! ach Schmertz! ach Leiden!<lb/><note place="left">510.</note>Ach kla&#x0364;glich &#x017F;cheiden!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAPDI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Der 2. Diner.</hi> </speaker>
            <p>Betru&#x0364;bte/ die Jhr hir in lauter Thra&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwimmt/</hi><lb/>
Seht vor Euch! Grim&#x0303; auff Grim&#x0303; und Trotz auff Trotz<lb/><hi rendition="#et">entglimmt.</hi><lb/>
Deß Fu&#x0364;r&#x017F;ten Zorn &#x017F;cheint gantz in ra&#x017F;en &#x017F;ich zu wandeln/<lb/>
Er hei&#x017F;t was hir und dar erwu&#x0364;rgt auffs hefftig&#x017F;t handeln.<lb/><note place="left">515.</note>Man &#x017F;chleifft durch Gaß in Gaß/ in Hacken Leich auff Leich/<lb/>
Ach daß <hi rendition="#aq">Papinian</hi> der harten Schmach entweich!<lb/>
Daß nicht &#x017F;ein Eingeweid beflecke Stein und Erden!<lb/>
Eilt/ la&#x017F;t die Tyber nicht deß Greuels fa&#x0364;hig werden.<lb/>
Wo wa&#x017F;chen wir uns wol von di&#x017F;er <hi rendition="#fr">U</hi>nthat rein/<lb/><note place="left">520.</note>Wenn der geweihte Fluß &#x017F;elb&#x017F;t wird entweihet &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAH">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Ho&#x017F;tilius.</hi> </speaker>
            <p>O! kan ein Schweffel-Pfeil auff &#x017F;chon entleibts<lb/><hi rendition="#et">blitzen!</hi><lb/>
Kan &#x017F;ich die freche Glutt auff todter A&#x017F;ch erhitzen!<lb/>
Welch Nord rei&#x017F;t Wurtzeln auß? Wenn er den Stam&#x0303; zubrach<lb/>
Eilt! eilt! tragt Baar und Leich ins inner&#x017F;te Gemach/<lb/><note place="left">525.</note>Schafft &#x017F;chleunig&#x017F;t was man darff zu beyder letzten Ehren/<lb/>
Kom&#x0303;t Diner! mich verlangt die Reden anzuho&#x0364;ren/<lb/>
Wormit <hi rendition="#aq">Papinian</hi> die &#x017F;cho&#x0364;ne Thaten &#x017F;chloß<lb/>
Mit welchen er &#x017F;ein Blutt vor Fu&#x0364;r&#x017F;t und Recht vergoß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#REYEN">
            <speaker> <hi rendition="#b">Reyen der<lb/>
Frauen.</hi> </speaker>
            <p>Halt! <hi rendition="#aq">Plautie</hi> Sie &#x017F;inckt zu Jhres Lieb&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/><note place="left">530.</note>Be&#x017F;tu&#x0364;rmte <hi rendition="#aq">Plautie!</hi> ob Er dir &#x017F;chon entri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Doch lebt &#x017F;ein hoher Ger&#x017F;t in deiner keu&#x017F;chen Bru&#x017F;t/<lb/>
Sie ligt gantz Athem-los!</p>
          </sp>
          <sp who="#EUG">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Eugenia.</hi> </speaker>
            <p>O angenehme Lu&#x017F;t<lb/>
O Sterben (wo du tod) das u&#x0364;ber alles Leben!<lb/>
O Ruh (wo dich der Gei&#x017F;t auff kurtze Zeit begeben)<lb/><note place="left">535.</note>Tragt! tragt Sie mit Jhm hin: Kom&#x0303;t Jungfern! helfft uns<lb/>
Jch lebend-Todte folg&#x2019; euch Todten! wo die Bach <hi rendition="#et">(nach!</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0123] PAPINIANUS. Reyen der Frauen und Diner zuſammen. Ach wer wird Rom die Bluttſchuld dir abwiſchen/ Durch die die Zwey jhr reines Blutt vermiſchen. Ach! ach! O Fluch! O Schmach! ach Schmertz! ach Leiden! Ach klaͤglich ſcheiden! Der 2. Diner. Betruͤbte/ die Jhr hir in lauter Thraͤnen ſchwimmt/ Seht vor Euch! Grim̃ auff Grim̃ und Trotz auff Trotz entglimmt. Deß Fuͤrſten Zorn ſcheint gantz in raſen ſich zu wandeln/ Er heiſt was hir und dar erwuͤrgt auffs hefftigſt handeln. Man ſchleifft durch Gaß in Gaß/ in Hacken Leich auff Leich/ Ach daß Papinian der harten Schmach entweich! Daß nicht ſein Eingeweid beflecke Stein und Erden! Eilt/ laſt die Tyber nicht deß Greuels faͤhig werden. Wo waſchen wir uns wol von diſer Unthat rein/ Wenn der geweihte Fluß ſelbſt wird entweihet ſeyn. Hoſtilius. O! kan ein Schweffel-Pfeil auff ſchon entleibts blitzen! Kan ſich die freche Glutt auff todter Aſch erhitzen! Welch Nord reiſt Wurtzeln auß? Wenn er den Stam̃ zubrach Eilt! eilt! tragt Baar und Leich ins innerſte Gemach/ Schafft ſchleunigſt was man darff zu beyder letzten Ehren/ Kom̃t Diner! mich verlangt die Reden anzuhoͤren/ Wormit Papinian die ſchoͤne Thaten ſchloß Mit welchen er ſein Blutt vor Fuͤrſt und Recht vergoß. Reyen der Frauen. Halt! Plautie Sie ſinckt zu Jhres Liebſten Fuͤſſen. Beſtuͤrmte Plautie! ob Er dir ſchon entriſſen Doch lebt ſein hoher Gerſt in deiner keuſchen Bruſt/ Sie ligt gantz Athem-los! Eugenia. O angenehme Luſt O Sterben (wo du tod) das uͤber alles Leben! O Ruh (wo dich der Geiſt auff kurtze Zeit begeben) Tragt! tragt Sie mit Jhm hin: Kom̃t Jungfern! helfft uns Jch lebend-Todte folg’ euch Todten! wo die Bach (nach! Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/123
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/123>, abgerufen am 04.12.2024.