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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Jst/ wenn zwey Hertzen hart umb eine Krone zancken;
Jn beyder Hold zu stehn/ von keinem abzuwancken.
Papinian. Daß mich Sever erhub/ und an die Seite setzt/
190.Und (in dem mancher sich durch rauhen Fall verletzt)
Als mit der Faust erhilt; muß ich mit ruhm erkennen
Und zwar mein Glück/ doch mehr/ deß Käysers Urtheil nenne,
Das rede nun vor mich. War es der Tugend Lohn?
Was klagt jhr an mir an? Hat er der Fürsten Kron
195.Und Leben mir vertraut/ als er die Zeit vollendet
Und Himmel-auff den Geist/ nach so viel Sig gesendet:
So hat er einen Schatz/ ja last mir anvertraut/
Weil er mein Hertz erkennt und gar genaw durchschaut/
Hab ich sein hoffen denn/ das er geschöpfft/ betrogen
200.Und letzten Willen nicht untadelhafft vollzogen:
So richte Reich und Welt. Jst denn sein Wuntsch vollbracht[:]
Warumb zeucht Julia die Freundschafft in Verdacht.
Wofern ja Bassian auffrichtig mir geneiget:
(Sein Aug' entdeckt mir was/ ob wol die Lippe schweiget!)
205.Wird hierdurch Geta nichts von Nutz und Schutz entgehn.
Ein Freund kan für jhn mehr denn ein verhaster stehn.
Denn daß ich seitwerts ab von jhm mich trennen solte/
Wenn Antonin durch mich was schädlichs suchen wolte;
Kommt meiner Ehr und Eyd und Redlichkeit zu nah.
210.Hier steht Papinian wie jhn das Läger sah;
Als er den hohen Schwur den Brüdern abgeleget/
Und durch sein Vorbild/ Rath und Stadt und Heer beweget.
Man such jhn anders nicht. Wer aber bringt euch bey
Daß ich dem ältern mehr durch gunst verbunden sey?
215.Weil ich Ampts halber muß fast täglich mit jhm handeln?
Siht man mit Geta mich nicht schier viel öffter wandeln?
Bringt meine Wort' bervor! legt alles auff die Wag!
Diß ist die Lantze nicht die mich verletzen mag!
Cämmer. Mehr wundert Julien daß man noch nie verspüret;
220.(Wie schwer auch Bassian von etlichen verführet)
Ob
A jv
PAPINIANUS.
Jſt/ wenn zwey Hertzen hart umb eine Krone zancken;
Jn beyder Hold zu ſtehn/ von keinem abzuwancken.
Papinian. Daß mich Sever erhub/ und an die Seite ſetzt/
190.Und (in dem mancher ſich durch rauhen Fall verletzt)
Als mit der Fauſt erhilt; muß ich mit ruhm erkennen
Und zwar mein Gluͤck/ doch mehr/ deß Kaͤyſers Urtheil nenne,
Das rede nun vor mich. War es der Tugend Lohn?
Was klagt jhr an mir an? Hat er der Fuͤrſten Kron
195.Und Leben mir vertraut/ als er die Zeit vollendet
Und Himmel-auff den Geiſt/ nach ſo viel Sig geſendet:
So hat er einen Schatz/ ja laſt mir anvertraut/
Weil er mein Hertz erkennt und gar genaw durchſchaut/
Hab ich ſein hoffen denn/ das er geſchoͤpfft/ betrogen
200.Und letzten Willen nicht untadelhafft vollzogen:
So richte Reich und Welt. Jſt denn ſein Wuntſch vollbracht[:]
Warumb zeucht Julia die Freundſchafft in Verdacht.
Wofern ja Basſian auffrichtig mir geneiget:
(Sein Aug’ entdeckt mir was/ ob wol die Lippe ſchweiget!)
205.Wird hierdurch Geta nichts von Nutz und Schutz entgehn.
Ein Freund kan fuͤr jhn mehr denn ein verhaſter ſtehn.
Denn daß ich ſeitwerts ab von jhm mich trennen ſolte/
Wenn Antonin durch mich was ſchaͤdlichs ſuchen wolte;
Kom̃t meiner Ehr und Eyd und Redlichkeit zu nah.
210.Hier ſteht Papinian wie jhn das Laͤger ſah;
Als er den hohen Schwur den Bruͤdern abgeleget/
Und durch ſein Vorbild/ Rath und Stadt und Heer beweget.
Man ſuch jhn anders nicht. Wer aber bringt euch bey
Daß ich dem aͤltern mehr durch gunſt verbunden ſey?
215.Weil ich Ampts halber muß faſt taͤglich mit jhm handeln?
Siht man mit Geta mich nicht ſchier viel oͤffter wandeln?
Bringt meine Wort’ bervor! legt alles auff die Wag!
Diß iſt die Lantze nicht die mich verletzen mag!
Caͤmmer. Mehr wundert Julien daß man noch nie verſpuͤret;
220.(Wie ſchwer auch Basſian von etlichen verfuͤhret)
Ob
A jv
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[0035] PAPINIANUS. Jſt/ wenn zwey Hertzen hart umb eine Krone zancken; Jn beyder Hold zu ſtehn/ von keinem abzuwancken. Papinian. Daß mich Sever erhub/ und an die Seite ſetzt/ Und (in dem mancher ſich durch rauhen Fall verletzt) Als mit der Fauſt erhilt; muß ich mit ruhm erkennen Und zwar mein Gluͤck/ doch mehr/ deß Kaͤyſers Urtheil nenne, Das rede nun vor mich. War es der Tugend Lohn? Was klagt jhr an mir an? Hat er der Fuͤrſten Kron Und Leben mir vertraut/ als er die Zeit vollendet Und Himmel-auff den Geiſt/ nach ſo viel Sig geſendet: So hat er einen Schatz/ ja laſt mir anvertraut/ Weil er mein Hertz erkennt und gar genaw durchſchaut/ Hab ich ſein hoffen denn/ das er geſchoͤpfft/ betrogen Und letzten Willen nicht untadelhafft vollzogen: So richte Reich und Welt. Jſt denn ſein Wuntſch vollbracht: Warumb zeucht Julia die Freundſchafft in Verdacht. Wofern ja Basſian auffrichtig mir geneiget: (Sein Aug’ entdeckt mir was/ ob wol die Lippe ſchweiget!) Wird hierdurch Geta nichts von Nutz und Schutz entgehn. Ein Freund kan fuͤr jhn mehr denn ein verhaſter ſtehn. Denn daß ich ſeitwerts ab von jhm mich trennen ſolte/ Wenn Antonin durch mich was ſchaͤdlichs ſuchen wolte; Kom̃t meiner Ehr und Eyd und Redlichkeit zu nah. Hier ſteht Papinian wie jhn das Laͤger ſah; Als er den hohen Schwur den Bruͤdern abgeleget/ Und durch ſein Vorbild/ Rath und Stadt und Heer beweget. Man ſuch jhn anders nicht. Wer aber bringt euch bey Daß ich dem aͤltern mehr durch gunſt verbunden ſey? Weil ich Ampts halber muß faſt taͤglich mit jhm handeln? Siht man mit Geta mich nicht ſchier viel oͤffter wandeln? Bringt meine Wort’ bervor! legt alles auff die Wag! Diß iſt die Lantze nicht die mich verletzen mag! Caͤmmer. Mehr wundert Julien daß man noch nie verſpuͤret; (Wie ſchwer auch Basſian von etlichen verfuͤhret) Ob A jv

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/35>, abgerufen am 05.05.2024.