Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender Auch ruffen mir Geschäfft. Jch geh! entzündet nichtEin Feuer/ das schon glimmt und durch die Aschen bricht. Plautia. Wil das Verhängnüß mich durch Glut zur Aschen machen: So werdet jhr gewiß mit in der Flammen krachen. Plautia. Papinianus. 345. Papinian. Mein Hertz! es ist nicht ohn/ es greifft die Seelen an Und presst den grossen Geist/ der sich nicht hemmen kan Wenn Trotz mit schlauer List gewaffnet ein wil brechen: Doch (leider!) es ist schlecht sich nur mit Worten rächen/ Wenn jener Schwerdter wetzt: Deß Vatern grosser Stand 350.Verfiel auff einen Tag. Das Glück das nur auff Pfand Uns seine Schätze leiht; holt Zins und Haupt-Gut wieder Wenn niemand sichs versiht. Wo sind die starcken Glieder Der weiten Freundschafft hin? Es fordert noch was mehr/ Und wo nicht meinen Leib/ doch unser beyder Ehr. 355.Sie lasse Julien und jhren Argwohn fahren/ Und nehme sich in acht. Wer sich nur kan verwahren Wenn alles sincken wil/ erhält das höchste Gut. Plautia. O wolte/ wolte Gott/ daß Bassian mein Blut/ Daß Iulia diß Hertz/ zum Opffer stracks begehrte! 360.Hier ist sie die es jhn den Augenblick gewehrte. Doch nein! es ist was mehr/ die Schwester meld ich nicht/ Der der Cyclopen Fels die steten Seuffzer bricht/ Mein Trost es kam mir vor eh sich Matuta regte Und sich die braune Nacht von jhrem Platz bewegte; 365.Mich daucht/ Papinian. Es ist nicht Zeit auff Träum' anjetzt zu sehn! Wer wachend umb sich schaut/ beobacht was geschehn/ Und spürt wie hoch die Lufft von Donner-Wolcken schwanger; Schleust leichtlich das die Glut erhitzt auff Hof und Anger. Und bergt sich wo er kan. Wer auff der Wache steht: 370.Muß stehn/ ob schon der Strahl jhm durch die Adern geht/ Solt auch auff jhn allein sich gleich der Blitz erheben. Ade! die Stund ist hier. Jch muß Verhöre geben. Reyen
Sterbender Auch ruffen mir Geſchaͤfft. Jch geh! entzuͤndet nichtEin Feuer/ das ſchon glim̃t und durch die Aſchen bricht. Plautia. Wil das Verhaͤngnuͤß mich durch Glut zur Aſchen machen: So werdet jhr gewiß mit in der Flammen krachen. Plautia. Papinianus. 345. Papinian. Mein Hertz! es iſt nicht ohn/ es greifft die Seelen an Und preſſt den groſſen Geiſt/ der ſich nicht hemmen kan Wenn Trotz mit ſchlauer Liſt gewaffnet ein wil brechen: Doch (leider!) es iſt ſchlecht ſich nur mit Worten raͤchen/ Wenn jener Schwerdter wetzt: Deß Vatern groſſer Stand 350.Verfiel auff einen Tag. Das Gluͤck das nur auff Pfand Uns ſeine Schaͤtze leiht; holt Zins und Haupt-Gut wieder Wenn niemand ſichs verſiht. Wo ſind die ſtarcken Glieder Der weiten Freundſchafft hin? Es fordert noch was mehr/ Und wo nicht meinen Leib/ doch unſer beyder Ehr. 355.Sie laſſe Julien und jhren Argwohn fahren/ Und nehme ſich in acht. Wer ſich nur kan verwahren Wenn alles ſincken wil/ erhaͤlt das hoͤchſte Gut. Plautia. O wolte/ wolte Gott/ daß Basſian mein Blut/ Daß Iulia diß Hertz/ zum Opffer ſtracks begehrte! 360.Hier iſt ſie die es jhn den Augenblick gewehrte. Doch nein! es iſt was mehr/ die Schweſter meld ich nicht/ Der der Cyclopen Fels die ſteten Seuffzer bricht/ Mein Troſt es kam mir vor eh ſich Matuta regte Und ſich die braune Nacht von jhrem Platz bewegte; 365.Mich daucht/ Papinian. Es iſt nicht Zeit auff Traͤum’ anjetzt zu ſehn! Wer wachend umb ſich ſchaut/ beobacht was geſchehn/ Und ſpuͤrt wie hoch die Lufft von Donner-Wolcken ſchwanger; Schleuſt leichtlich das die Glut erhitzt auff Hof und Anger. Und bergt ſich wo er kan. Wer auff der Wache ſteht: 370.Muß ſtehn/ ob ſchon der Strahl jhm durch die Adern geht/ Solt auch auff jhn allein ſich gleich der Blitz erheben. Ade! die Stund iſt hier. Jch muß Verhoͤre geben. Reyen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KCC"> <p><pb facs="#f0040"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sterbender</hi></fw><lb/> Auch ruffen mir Geſchaͤfft. Jch geh! entzuͤndet nicht<lb/> Ein Feuer/ das ſchon glim̃t und durch die Aſchen bricht.</p> </sp><lb/> <sp who="#PLA"> <speaker> <hi rendition="#aq">Plautia.</hi> </speaker> <p>Wil das Verhaͤngnuͤß mich durch Glut zur Aſchen<lb/><hi rendition="#et">machen:</hi><lb/> So werdet jhr gewiß mit in der Flammen krachen.</p> </sp><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Plautia. Papinianus.</hi> </hi> </stage><lb/> <note place="left">345.</note> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Mein Hertz! es iſt nicht ohn/ es greifft die Seelen an<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd preſſt den groſſen Geiſt/ der ſich nicht hemmen kan<lb/> Wenn Trotz mit ſchlauer Liſt gewaffnet ein wil brechen:<lb/> Doch (leider!) es iſt ſchlecht ſich nur mit Worten raͤchen/<lb/> Wenn jener Schwerdter wetzt: Deß Vatern groſſer Stand<lb/><note place="left">350.</note>Verfiel auff einen Tag. Das Gluͤck das nur auff Pfand<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>ns ſeine Schaͤtze leiht; holt Zins und Haupt-Gut wieder<lb/> Wenn niemand ſichs verſiht. Wo ſind die ſtarcken Glieder<lb/> Der weiten Freundſchafft hin? Es fordert noch was mehr/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd wo nicht meinen Leib/ doch unſer beyder Ehr.<lb/><note place="left">355.</note>Sie laſſe <hi rendition="#aq">Julien</hi> und jhren Argwohn fahren/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd nehme ſich in acht. Wer ſich nur kan verwahren<lb/> Wenn alles ſincken wil/ erhaͤlt das hoͤchſte Gut.</p> </sp><lb/> <sp who="#PLA"> <speaker> <hi rendition="#aq">Plautia.</hi> </speaker> <p>O wolte/ wolte Gott/ daß <hi rendition="#aq">Basſian</hi> mein Blut/<lb/> Daß <hi rendition="#aq">Iulia</hi> diß Hertz/ zum Opffer ſtracks begehrte!<lb/><note place="left">360.</note>Hier iſt ſie die es jhn den Augenblick gewehrte.<lb/> Doch nein! es iſt was mehr/ die Schweſter meld ich nicht/<lb/> Der der <hi rendition="#aq">Cyclopen</hi> Fels die ſteten Seuffzer bricht/<lb/> Mein Troſt es kam mir vor eh ſich <hi rendition="#aq">Matuta</hi> regte<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ſich die braune Nacht von jhrem Platz bewegte;<lb/><note place="left">365.</note>Mich daucht/</p> </sp> <sp who="#MPP"> <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker> <p>Es iſt nicht Zeit auff Traͤum’ anjetzt<lb/><hi rendition="#et">zu ſehn!</hi><lb/> Wer wachend umb ſich ſchaut/ beobacht was geſchehn/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ſpuͤrt wie hoch die Lufft von Donner-Wolcken ſchwanger;<lb/> Schleuſt leichtlich das die Glut erhitzt auff Hof und Anger.<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd bergt ſich wo er kan. Wer auff der Wache ſteht:<lb/><note place="left">370.</note>Muß ſtehn/ ob ſchon der Strahl jhm durch die Adern geht/<lb/> Solt auch auff jhn allein ſich gleich der Blitz erheben.<lb/> Ade! die Stund iſt hier. Jch muß Verhoͤre geben.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Reyen</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
Sterbender
Auch ruffen mir Geſchaͤfft. Jch geh! entzuͤndet nicht
Ein Feuer/ das ſchon glim̃t und durch die Aſchen bricht.
Plautia. Wil das Verhaͤngnuͤß mich durch Glut zur Aſchen
machen:
So werdet jhr gewiß mit in der Flammen krachen.
Plautia. Papinianus.
Papinian. Mein Hertz! es iſt nicht ohn/ es greifft die Seelen an
Und preſſt den groſſen Geiſt/ der ſich nicht hemmen kan
Wenn Trotz mit ſchlauer Liſt gewaffnet ein wil brechen:
Doch (leider!) es iſt ſchlecht ſich nur mit Worten raͤchen/
Wenn jener Schwerdter wetzt: Deß Vatern groſſer Stand
Verfiel auff einen Tag. Das Gluͤck das nur auff Pfand
Uns ſeine Schaͤtze leiht; holt Zins und Haupt-Gut wieder
Wenn niemand ſichs verſiht. Wo ſind die ſtarcken Glieder
Der weiten Freundſchafft hin? Es fordert noch was mehr/
Und wo nicht meinen Leib/ doch unſer beyder Ehr.
Sie laſſe Julien und jhren Argwohn fahren/
Und nehme ſich in acht. Wer ſich nur kan verwahren
Wenn alles ſincken wil/ erhaͤlt das hoͤchſte Gut.
Plautia. O wolte/ wolte Gott/ daß Basſian mein Blut/
Daß Iulia diß Hertz/ zum Opffer ſtracks begehrte!
Hier iſt ſie die es jhn den Augenblick gewehrte.
Doch nein! es iſt was mehr/ die Schweſter meld ich nicht/
Der der Cyclopen Fels die ſteten Seuffzer bricht/
Mein Troſt es kam mir vor eh ſich Matuta regte
Und ſich die braune Nacht von jhrem Platz bewegte;
Mich daucht/
Papinian. Es iſt nicht Zeit auff Traͤum’ anjetzt
zu ſehn!
Wer wachend umb ſich ſchaut/ beobacht was geſchehn/
Und ſpuͤrt wie hoch die Lufft von Donner-Wolcken ſchwanger;
Schleuſt leichtlich das die Glut erhitzt auff Hof und Anger.
Und bergt ſich wo er kan. Wer auff der Wache ſteht:
Muß ſtehn/ ob ſchon der Strahl jhm durch die Adern geht/
Solt auch auff jhn allein ſich gleich der Blitz erheben.
Ade! die Stund iſt hier. Jch muß Verhoͤre geben.
Reyen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |