Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender Doch siht er auß der stillen RuhDem unbedachten Pöfel zu. 405.Und weiß nichts von dem blassen Neid/ Nichts von dem iunern Hertzensleid/ Das in Palästen wohnt und dem die Jahre kürtzt Der offt von höchster Höh in tieffsten Abgrund stürtzt. Jhm reicht man kein gebiesamt Gifft/ 415.410.Das Drachen-Eyter übertrifft. Er weiß nicht was Verläumbdung sey/ Und ist von Furcht und zagen frey. Man hält auff seinen Leib Verräther nicht in Sold/ Und kaufft sein Haus nicht umb mit new-gepregtem Gold. Wo Purpur nicht die Mauren deckt Wird kein Auffmercker leicht versteckt. Trug/ Meuchelmord/ Spieß/ Dolch und Bley; Laurt hinter der Tappezerey. Er lacht wenn sich die Schaar der Opffer-Knecht erhitzt 420.Und auff sein Ampt und Stand dnrch falsch weissagen spitzt. Er lebt vor sich jhm selbst zu gut Bebaut das Land mit gleichem Mut/ Bertreibt die bange Traurigkeit; Mit Fällen längst verjährter Zeit. 425.Und was die Reich empört und Throne stürtzen kan Das siht er unverzagt gleich einem Schaw-Spiel an. Er forscht durch Fleiß und sinnen auß Der nassen Amphitriten Haus Versteht wenn Cynthia auffgeh 430.Und Hermes fünckel auß der Höh Erfindet sich in sich und was noch mehr/ die Noth Liegt unter seinem Fuß/ er pocht den grimmen Tod- Sein
Sterbender Doch ſiht er auß der ſtillen RuhDem unbedachten Poͤfel zu. 405.Und weiß nichts von dem blaſſen Neid/ Nichts von dem iunern Hertzensleid/ Das in Palaͤſten wohnt und dem die Jahre kuͤrtzt Der offt von hoͤchſter Hoͤh in tieffſten Abgrund ſtuͤrtzt. Jhm reicht man kein gebieſamt Gifft/ 415.410.Das Drachen-Eyter uͤbertrifft. Er weiß nicht was Verlaͤumbdung ſey/ Und iſt von Furcht und zagen frey. Man haͤlt auff ſeinen Leib Verraͤther nicht in Sold/ Und kaufft ſein Haus nicht umb mit new-gepregtem Gold. Wo Purpur nicht die Mauren deckt Wird kein Auffmercker leicht verſteckt. Trug/ Meuchelmord/ Spieß/ Dolch und Bley; Laurt hinter der Tappezerey. Er lacht wenn ſich die Schaar der Opffer-Knecht erhitzt 420.Und auff ſein Ampt und Stand dnrch falſch weiſſagen ſpitzt. Er lebt vor ſich jhm ſelbſt zu gut Bebaut das Land mit gleichem Mut/ Bertreibt die bange Traurigkeit; Mit Faͤllen laͤngſt verjaͤhrter Zeit. 425.Und was die Reich empoͤrt und Throne ſtuͤrtzen kan Das ſiht er unverzagt gleich einem Schaw-Spiel an. Er forſcht durch Fleiß und ſinnen auß Der naſſen Amphitriten Haus Verſteht wenn Cynthia auffgeh 430.Und Hermes fuͤnckel auß der Hoͤh Erfindet ſich in ſich und was noch mehr/ die Noth Liegt unter ſeinem Fuß/ er pocht den grimmen Tod- Sein
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Der offt von hoͤchſter Hoͤh in tieffſten Abgrund ſtuͤrtzt.
Jhm reicht man kein gebieſamt Gifft/
Das Drachen-Eyter uͤbertrifft.
Er weiß nicht was Verlaͤumbdung ſey/
Und iſt von Furcht und zagen frey.
Man haͤlt auff ſeinen Leib Verraͤther nicht in Sold/
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Wo Purpur nicht die Mauren deckt
Wird kein Auffmercker leicht verſteckt.
Trug/ Meuchelmord/ Spieß/ Dolch und Bley;
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Er lacht wenn ſich die Schaar der Opffer-Knecht erhitzt
Und auff ſein Ampt und Stand dnrch falſch weiſſagen ſpitzt.
Er lebt vor ſich jhm ſelbſt zu gut
Bebaut das Land mit gleichem Mut/
Bertreibt die bange Traurigkeit;
Mit Faͤllen laͤngſt verjaͤhrter Zeit.
Und was die Reich empoͤrt und Throne ſtuͤrtzen kan
Das ſiht er unverzagt gleich einem Schaw-Spiel an.
Er forſcht durch Fleiß und ſinnen auß
Der naſſen Amphitriten Haus
Verſteht wenn Cynthia auffgeh
Und Hermes fuͤnckel auß der Hoͤh
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