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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Thrasul. Ja wol! die Wolck ist noch mit einem Stral gefast.
Iulia. Was dräut der Himmel denn vor eine neue Last?
475.
Thrasul. Er dräut Jhr Ach und Tod wo Sie den Schmertz
läst blicken.
Iulia. Wie kan ein bluttend Hertz so raue Qual verdrücken.
Thrasul. Geduld! hir muß es seyn wo Nero Zepter trägt.
Iulia. Hört Götter jener Welt! was wird uns aufferlegt.
Thrasul. Hir/ hir steht Agrippin, wo Sie nicht kan ver-
schmertzen.
480.
Iulia. Wie? soll denn Iulie mit disem Traur-Spi[l]
schertzen?
Thrasul. Fürstinnen kommt was mehr denn schlechten Müt-
tern zu.
Iulia. Deß Pövels Mutter hat mehr denn Princessen Ruh.
Thrasul. Fürstinnen suchen Nutz auch auß Verlust zu erben.
Iulia. Nutz mehr denn vil vor uns/ wenn Wir gerochen
sterben.
485.
Thrasul. Das Glück beut Jhr die Rach mit Rom und
Zepter an.
Iulia. Es fahre Rom nnd Reich wenn man sich rächen kan
Thrasul. Sie traw auff meine Wort' und hemme Schmer[tz]
und Zehren!
Der Haubtmann so den Leib deß Fürsten wird begehren!
Hat Macht; wofern Sie muckt auff Jhren Hals zu gehn!
490.
Iulia. Der grimme Zorn reist auß/ die weiche Threnen
stehn!
So steht dem Mörder frey auff Tygers Art zu wüten?
Und uns wird nicht vergont die Wehmut außzuschütten/
Gedoppelt grimmer Grimm! er raubt dem Bruder Zeit!
Den Freunden letzte Gunst! und uns Empfindlikeit!
495.Wo sind Wir!
Thrasul. Werthe Fraw Sie lasse sich bewegen
Iulia. Wol! wol! du bist erhört/ last uns das Leid hinlegen
Das schlecht und weibisch steht/ das Hertz ergrimmt und klopft
Stirn/ Wang' und Auge feurt/ wie wenn die Lufft verstopft
Jn unter-jrrdsche Gäng' und keinen Außfall kennet
500.Biß die erhitzte Glut durch alle Klüffte bronnet
Und
Sterbender
Thraſul. Ja wol! die Wolck iſt noch mit einem Stral gefaſt.
Iulia. Was draͤut der Himmel denn vor eine neue Laſt?
475.
Thraſul. Er draͤut Jhr Ach und Tod wo Sie den Schmertz
laͤſt blicken.
Iulia. Wie kan ein bluttend Hertz ſo raue Qual verdruͤcken.
Thraſul. Geduld! hir muß es ſeyn wo Nero Zepter traͤgt.
Iulia. Hoͤrt Goͤtter jener Welt! was wird uns aufferlegt.
Thraſul. Hir/ hir ſteht Agrippin, wo Sie nicht kan ver-
ſchmertzen.
480.
Iulia. Wie? ſoll denn Iulie mit diſem Traur-Spi[l]
ſchertzen?
Thraſul. Fuͤrſtinnen kom̃t was mehr denn ſchlechten Muͤt-
tern zu.
Iulia. Deß Poͤvels Mutter hat mehr deñ Princeſſen Ruh.
Thraſul. Fuͤrſtinnen ſuchen Nutz auch auß Verluſt zu erben.
Iulia. Nutz mehr denn vil vor uns/ wenn Wir gerochen
ſterben.
485.
Thraſul. Das Gluͤck beut Jhr die Rach mit Rom und
Zepter an.
Iulia. Es fahre Rom nnd Reich weñ man ſich raͤchen kan
Thraſul. Sie traw auff meine Wort’ und hemme Schmer[tz]
und Zehren!
Der Haubtmann ſo den Leib deß Fuͤrſten wird begehren!
Hat Macht; wofern Sie muckt auff Jhren Hals zu gehn!
490.
Iulia. Der grimme Zorn reiſt auß/ die weiche Threnen
ſtehn!
So ſteht dem Moͤrder frey auff Tygers Art zu wuͤten?
Und uns wird nicht vergont die Wehmut außzuſchuͤtten/
Gedoppelt grimmer Grim̃! er raubt dem Bruder Zeit!
Den Freunden letzte Gunſt! und uns Empfindlikeit!
495.Wo ſind Wir!
Thraſul. Werthe Fraw Sie laſſe ſich bewegen
Iulia. Wol! wol! du biſt erhoͤrt/ laſt uns das Leid hinlegen
Das ſchlecht und weibiſch ſteht/ das Hertz ergrim̃t und klopft
Stirn/ Wang’ und Auge feurt/ wie wenn die Lufft verſtopft
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[0060] Sterbender Thraſul. Ja wol! die Wolck iſt noch mit einem Stral gefaſt. Iulia. Was draͤut der Himmel denn vor eine neue Laſt? Thraſul. Er draͤut Jhr Ach und Tod wo Sie den Schmertz laͤſt blicken. Iulia. Wie kan ein bluttend Hertz ſo raue Qual verdruͤcken. Thraſul. Geduld! hir muß es ſeyn wo Nero Zepter traͤgt. Iulia. Hoͤrt Goͤtter jener Welt! was wird uns aufferlegt. Thraſul. Hir/ hir ſteht Agrippin, wo Sie nicht kan ver- ſchmertzen. Iulia. Wie? ſoll denn Iulie mit diſem Traur-Spil ſchertzen? Thraſul. Fuͤrſtinnen kom̃t was mehr denn ſchlechten Muͤt- tern zu. Iulia. Deß Poͤvels Mutter hat mehr deñ Princeſſen Ruh. Thraſul. Fuͤrſtinnen ſuchen Nutz auch auß Verluſt zu erben. Iulia. Nutz mehr denn vil vor uns/ wenn Wir gerochen ſterben. Thraſul. Das Gluͤck beut Jhr die Rach mit Rom und Zepter an. Iulia. Es fahre Rom nnd Reich weñ man ſich raͤchen kan Thraſul. Sie traw auff meine Wort’ und hemme Schmertz und Zehren! Der Haubtmann ſo den Leib deß Fuͤrſten wird begehren! Hat Macht; wofern Sie muckt auff Jhren Hals zu gehn! Iulia. Der grimme Zorn reiſt auß/ die weiche Threnen ſtehn! So ſteht dem Moͤrder frey auff Tygers Art zu wuͤten? Und uns wird nicht vergont die Wehmut außzuſchuͤtten/ Gedoppelt grimmer Grim̃! er raubt dem Bruder Zeit! Den Freunden letzte Gunſt! und uns Empfindlikeit! Wo ſind Wir! Thraſul. Werthe Fraw Sie laſſe ſich bewegen Iulia. Wol! wol! du biſt erhoͤrt/ laſt uns das Leid hinlegen Das ſchlecht und weibiſch ſteht/ das Hertz ergrim̃t und klopft Stirn/ Wang’ und Auge feurt/ wie wenn die Lufft verſtopft Jn unter-jrꝛdſche Gaͤng’ und keinen Außfall kennet Biß die erhitzte Glut durch alle Kluͤffte bronnet Und

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/60>, abgerufen am 24.11.2024.