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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Cleand. Man hatt' auff Marcum diß/ auff Verum das zu
sagen.
Papin. Das Marcus stets mit Ruhm hat auß der acht ge-
schlagen.
435.
Cleand. Da als er auff den Thron sich fest hatt' eingesetzt.
Papin. Die feste Ruh' ist hoch durch dise That verletzt.
Cleand. Drumb soll Papinian mit Rath und Reden heilen.
Papin. Er kan dem Antonin nicht neuen Geist ertheilen.
Cleand. Und doch dem Bassian erhalten Ruhm und Stand.
440.
Papin. Er dint dem Bassian mit Hertzen/ Seel und Hand.
Cleand. Und weigert sich vor Jhn den Todschlag zu beschönen.
Papin. Wer den beschönen kan; kan Welt und Fürsten
höhnen.
Cleand. Diß Stück nimmt weil es noch verdeckt vil Farben an.
Papin. O Stück das keine Nacht noch Zeit verdecken kan!
445.
Cleand. Darnach man es der Welt wird in die Ohren bringen/
Papin. Verblümt es wie jhr wollt; es wird doch heßlich
klingen/
Cleand. Es ist wol eh'r und mehr/ und hir und da geschehn.
Papin. Man wird auff Caesars Stul nicht vil dergleichen
sehn.
Cleand. Britannicus verfil durch seines Brudern Träncke/
450.
Papin. Nicht durch entblösten Stahl/ nur durch bedeckte
Räncke.
Cleand. Kein Unterscheid/ ob Dolch/ ob Gifft/ die Rach
außführ.
Papin. Ja dem/ dem alles gleich; weit anders ists bey mir.
Cleand. So schleust Papinian, das Gifft nur vor zu suchen.
Papin. Papiniau muß Gifft und Bruder-Mord verfluchen.
455.
Cleand. Was ists denn das Er an dem Nero werther schätzt?
Papin. Daß Nero in der That sich ob der That entsetzt.
Cleand. Er hiß den Gifft-Kelch selbst dem Bruder übergeben.
Papin. Damit es schien' es brächt Jhn strenge Seuch' umbs
Leben.
Cleand. Er griff die Mutter an mit scharff entblöster Wehr'.
460.
Papin. Auß Jhrer Wunde rührt sein höchstes Unheil her.
Cleand.
Sterbender
Cleand. Man hatt’ auff Marcum diß/ auff Verum das zu
ſagen.
Papin. Das Marcus ſtets mit Ruhm hat auß der acht ge-
ſchlagen.
435.
Cleand. Da als er auff den Thron ſich feſt hatt’ eingeſetzt.
Papin. Die feſte Ruh’ iſt hoch durch diſe That verletzt.
Cleand. Drumb ſoll Papinian mit Rath und Reden heilen.
Papin. Er kan dem Antonin nicht neuen Geiſt ertheilen.
Cleand. Und doch dem Basſian erhalten Ruhm und Stand.
440.
Papin. Er dint dem Basſian mit Hertzen/ Seel und Hand.
Cleand. Und weigert ſich vor Jhn den Todſchlag zu beſchoͤnen.
Papin. Wer den beſchoͤnen kan; kan Welt und Fuͤrſten
hoͤhnen.
Cleand. Diß Stuͤck nim̃t weil es noch verdeckt vil Farben an.
Papin. O Stuͤck das keine Nacht noch Zeit verdecken kan!
445.
Cleand. Darnach man es der Welt wird in die Ohren bringẽ/
Papin. Verbluͤmt es wie jhr wollt; es wird doch heßlich
klingen/
Cleand. Es iſt wol eh’r und mehr/ und hir und da geſchehn.
Papin. Man wird auff Cæſars Stul nicht vil dergleichen
ſehn.
Cleand. Britannicus verfil durch ſeines Brudern Traͤncke/
450.
Papin. Nicht durch entbloͤſten Stahl/ nur durch bedeckte
Raͤncke.
Cleand. Kein Unterſcheid/ ob Dolch/ ob Gifft/ die Rach
außfuͤhr.
Papin. Ja dem/ dem alles gleich; weit anders iſts bey mir.
Cleand. So ſchleuſt Papinian, das Gifft nur vor zu ſuchen.
Papin. Papiniau muß Gifft und Bruder-Mord verfluchen.
455.
Cleand. Was iſts denn das Er an dem Nero werther ſchaͤtzt?
Papin. Daß Nero in der That ſich ob der That entſetzt.
Cleand. Er hiß den Gifft-Kelch ſelbſt dem Bruder uͤbergeben.
Papin. Damit es ſchien’ es braͤcht Jhn ſtrenge Seuch’ umbs
Leben.
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[0078] Sterbender Cleand. Man hatt’ auff Marcum diß/ auff Verum das zu ſagen. Papin. Das Marcus ſtets mit Ruhm hat auß der acht ge- ſchlagen. Cleand. Da als er auff den Thron ſich feſt hatt’ eingeſetzt. Papin. Die feſte Ruh’ iſt hoch durch diſe That verletzt. Cleand. Drumb ſoll Papinian mit Rath und Reden heilen. Papin. Er kan dem Antonin nicht neuen Geiſt ertheilen. Cleand. Und doch dem Basſian erhalten Ruhm und Stand. Papin. Er dint dem Basſian mit Hertzen/ Seel und Hand. Cleand. Und weigert ſich vor Jhn den Todſchlag zu beſchoͤnen. Papin. Wer den beſchoͤnen kan; kan Welt und Fuͤrſten hoͤhnen. Cleand. Diß Stuͤck nim̃t weil es noch verdeckt vil Farben an. Papin. O Stuͤck das keine Nacht noch Zeit verdecken kan! Cleand. Darnach man es der Welt wird in die Ohren bringẽ/ Papin. Verbluͤmt es wie jhr wollt; es wird doch heßlich klingen/ Cleand. Es iſt wol eh’r und mehr/ und hir und da geſchehn. Papin. Man wird auff Cæſars Stul nicht vil dergleichen ſehn. Cleand. Britannicus verfil durch ſeines Brudern Traͤncke/ Papin. Nicht durch entbloͤſten Stahl/ nur durch bedeckte Raͤncke. Cleand. Kein Unterſcheid/ ob Dolch/ ob Gifft/ die Rach außfuͤhr. Papin. Ja dem/ dem alles gleich; weit anders iſts bey mir. Cleand. So ſchleuſt Papinian, das Gifft nur vor zu ſuchen. Papin. Papiniau muß Gifft und Bruder-Mord verfluchen. Cleand. Was iſts denn das Er an dem Nero werther ſchaͤtzt? Papin. Daß Nero in der That ſich ob der That entſetzt. Cleand. Er hiß den Gifft-Kelch ſelbſt dem Bruder uͤbergeben. Papin. Damit es ſchien’ es braͤcht Jhn ſtrenge Seuch’ umbs Leben. Cleand. Er griff die Mutter an mit ſcharff entbloͤſter Wehr’. Papin. Auß Jhrer Wunde ruͤhrt ſein hoͤchſtes Unheil her. Cleand.

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/78>, abgerufen am 26.11.2024.