Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.

Bild:
<< vorherige Seite

sich bringet; indem jenes auf weltliche Ehre und Herrlichkeit gehet, und einen grossen Splendeur vor den Augen der Menschen machet. Da im Gegentheil dieses in Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem Heil. Geiste bestehet, Rom. 14, 17. und haben will, daß man trachten soll nach dem, was droben ist, und nicht nach dem, was auf Erden ist, Col. 3, 1. 2. Wie denn auch die heiligen Apostel niemals bemühet gewesen ein weltliches Reich und Päbstischen Staat aufzurichten, sondern den Heyland Christum JEsum durch die Predigt des heiligen Evangelii in der Welt bekant zu machen, und die Leute zur Buße, zur Gottesfurcht und zur Demuth zu bringen.

20. Weil die Geistlichen in Pabstthume ihre Haupt-Verrichtung das Meß-lesen seyn lassen, da doch der Heyland nirgends verordnet hat, daß seine Diener Meß-Pfaffen seyn sollen / sondern daß sie Praedicanten seyn sollen. Denn er sagte nicht bey ihrer Absendung: Gehet hin, leset Messe; sondern also: Gehet hin, und prediget, Mare. 16, 15.

21. Weil man in der Römischen Kirche den Haupt-Artickel von der zugerechneten Gerechtigkeit Christi, welche durch den Glauben unser wird, leugnet, und nur alles auf die Justitiam inhaesivam oder inhafftende Gerechtigkeit will ankommen lassen; da doch Paulus nicht auf die Justitiam iuhaesivam, fondern auf die imputatam sein Vertrauen gesetzet, Phil. 3, 9. Und da doch sonst die Römisch-Catholischen meinen, es könne ihnen eine fremde Gerechtigkeit, eines blossen Menschen, nemlich dieses oder jenes heiligen Mönches zugerechnet werden, deßwe-

sich bringet; indem jenes auf weltliche Ehre und Herrlichkeit gehet, und einen grossen Splendeur vor den Augen der Menschen machet. Da im Gegentheil dieses in Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem Heil. Geiste bestehet, Rom. 14, 17. und haben will, daß man trachten soll nach dem, was droben ist, und nicht nach dem, was auf Erden ist, Col. 3, 1. 2. Wie denn auch die heiligen Apostel niemals bemühet gewesen ein weltliches Reich und Päbstischen Staat aufzurichten, sondern den Heyland Christum JEsum durch die Predigt des heiligen Evangelii in der Welt bekant zu machen, und die Leute zur Buße, zur Gottesfurcht und zur Demuth zu bringen.

20. Weil die Geistlichen in Pabstthume ihre Haupt-Verrichtung das Meß-lesen seyn lassen, da doch der Heyland nirgends verordnet hat, daß seine Diener Meß-Pfaffen seyn sollen / sondern daß sie Praedicanten seyn sollen. Denn er sagte nicht bey ihrer Absendung: Gehet hin, leset Messe; sondern also: Gehet hin, und prediget, Mare. 16, 15.

21. Weil man in der Römischen Kirche den Haupt-Artickel von der zugerechneten Gerechtigkeit Christi, welche durch den Glauben unser wird, leugnet, und nur alles auf die Justitiam inhaesivam oder inhafftende Gerechtigkeit will ankommen lassen; da doch Paulus nicht auf die Justitiam iuhaesivam, fondern auf die imputatam sein Vertrauen gesetzet, Phil. 3, 9. Und da doch sonst die Römisch-Catholischen meinen, es könne ihnen eine fremde Gerechtigkeit, eines blossen Menschen, nemlich dieses oder jenes heiligen Mönches zugerechnet werden, deßwe-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0122" n="122"/>
sich                      bringet; indem jenes auf weltliche Ehre und Herrlichkeit gehet, und einen                      grossen Splendeur vor den Augen der Menschen machet. Da im Gegentheil dieses in                      Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem Heil. Geiste bestehet, Rom. 14, 17. und                      haben will, daß man trachten soll nach dem, was droben ist, und nicht nach dem,                      was auf Erden ist, Col. 3, 1. 2. Wie denn auch die heiligen Apostel niemals                      bemühet gewesen ein weltliches Reich und Päbstischen Staat aufzurichten, sondern                      den Heyland Christum JEsum durch die Predigt des heiligen Evangelii in der Welt                      bekant zu machen, und die Leute zur Buße, zur Gottesfurcht und zur Demuth zu                      bringen.</p>
        <p>20. Weil die Geistlichen in Pabstthume ihre Haupt-Verrichtung das Meß-lesen seyn                      lassen, da doch der Heyland nirgends verordnet hat, daß seine Diener Meß-Pfaffen                      seyn sollen / sondern daß sie Praedicanten seyn sollen. Denn er sagte nicht bey                      ihrer Absendung: Gehet hin, leset Messe; sondern also: Gehet hin, und prediget,                      Mare. 16, 15.</p>
        <p>21. Weil man in der Römischen Kirche den Haupt-Artickel von der zugerechneten                      Gerechtigkeit Christi, welche durch den Glauben unser wird, leugnet, und nur                      alles auf die Justitiam inhaesivam oder inhafftende Gerechtigkeit will ankommen                      lassen; da doch Paulus nicht auf die Justitiam iuhaesivam, fondern auf die                      imputatam sein Vertrauen gesetzet, Phil. 3, 9. Und da doch sonst die                      Römisch-Catholischen meinen, es könne ihnen eine fremde Gerechtigkeit, eines                      blossen Menschen, nemlich dieses oder jenes heiligen Mönches zugerechnet werden,                              deßwe-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0122] sich bringet; indem jenes auf weltliche Ehre und Herrlichkeit gehet, und einen grossen Splendeur vor den Augen der Menschen machet. Da im Gegentheil dieses in Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem Heil. Geiste bestehet, Rom. 14, 17. und haben will, daß man trachten soll nach dem, was droben ist, und nicht nach dem, was auf Erden ist, Col. 3, 1. 2. Wie denn auch die heiligen Apostel niemals bemühet gewesen ein weltliches Reich und Päbstischen Staat aufzurichten, sondern den Heyland Christum JEsum durch die Predigt des heiligen Evangelii in der Welt bekant zu machen, und die Leute zur Buße, zur Gottesfurcht und zur Demuth zu bringen. 20. Weil die Geistlichen in Pabstthume ihre Haupt-Verrichtung das Meß-lesen seyn lassen, da doch der Heyland nirgends verordnet hat, daß seine Diener Meß-Pfaffen seyn sollen / sondern daß sie Praedicanten seyn sollen. Denn er sagte nicht bey ihrer Absendung: Gehet hin, leset Messe; sondern also: Gehet hin, und prediget, Mare. 16, 15. 21. Weil man in der Römischen Kirche den Haupt-Artickel von der zugerechneten Gerechtigkeit Christi, welche durch den Glauben unser wird, leugnet, und nur alles auf die Justitiam inhaesivam oder inhafftende Gerechtigkeit will ankommen lassen; da doch Paulus nicht auf die Justitiam iuhaesivam, fondern auf die imputatam sein Vertrauen gesetzet, Phil. 3, 9. Und da doch sonst die Römisch-Catholischen meinen, es könne ihnen eine fremde Gerechtigkeit, eines blossen Menschen, nemlich dieses oder jenes heiligen Mönches zugerechnet werden, deßwe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/122
Zitationshilfe: Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/122>, abgerufen am 24.11.2024.