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Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711.

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stiz liefern solten. Der berühmte Papist Andreas Masius klaget hefftig darüber / über das 20. Cap. des Buchs Josuä / uud vergleichet es mit der Heydnischen Freyheit, welche Romulus und Remus um ihre Bürgerschafft zu vermehren allen verlauffenen Banditen gegeben haben. Bey denen Kindern Israel hatten sich die muthwilligen Missethäter keiner Freystadt zu getrösten. Denn GOtt machte die Verordnung / daß wo iemand an seinem Nächsten / frevele / und ihn mit List erwürge / so solle man denselben vom Altare nehmen und ihn tödten. Fliehe er in der Frey-Städte eiue / so solten die Aeltesten selbiselbiger Stadt hinschicken und ihn holen lassen / und in die Hände des Blut-Rächers geben daß er sterbe. Exod. 21 / 14. Deut. 19 / 11. seq, conf. 1. Reg. 2 / 28. 34. 1. Reg. 11 / 15. 16. Es gieng solche Freyheit nur allein diejenigeu an / welche ohne ihre Schuld in Unglück geriethen, und einen unversehenen Todschlag wider ihren Willen begiengen, Deut. 19, 4. 5. Num. 35 / 10. 11. 22. 23.

45. Weil die Römische Kirche das Frohn-Leichnams-Fest so hochhält, und von allen Christen wil celebriret wissen, da doch aus der Historie bekant ist, daß solches Fest allererst A. C. 1264. ist eingesetzet worden / nemlich von Pabst Urbano IV. und zwar auf Angeben und Einrathen seiner vorigen Maitresse Eva genannt / welche von Lück gebürtig gewesen / und vorgegeben sie habe eine Göttliche Offenbahrung gehabt / daß hinführo dieses Fest in der Christenheit solte begangen werden.

46. Weil die Römische Kirche solche Stücke der Buße statuiret / welche auch bey denjenigen seyn können / welche verzweiffeln / wie bey dem Judas Ischariot. Denn bey demselben befand sich contritio cordis, (es reuete ihn) confessio oris (er sprach: ich habe übel gethan / daß ich unschuldig Blut verrathen habe) uud satisfactio operis (denn er brachte das Geld wieder und hing sich selbst. NB. Dieß letztere war noch eine grössere Satisfaction als wenn er sich biß auf den Todt gegeisselt hätte.)

47. Weil die Nömische Kirche so viel Wesens und Geprale von allerhand Wunderthätern machet, die in ih-

stiz liefern solten. Der berühmte Papist Andreas Masius klaget hefftig darüber / über das 20. Cap. des Buchs Josuä / uud vergleichet es mit der Heydnischen Freyheit, welche Romulus und Remus um ihre Bürgerschafft zu vermehren allen verlauffenen Banditen gegeben haben. Bey denen Kindern Israel hatten sich die muthwilligen Missethäter keiner Freystadt zu getrösten. Denn GOtt machte die Verordnung / daß wo iemand an seinem Nächsten / frevele / und ihn mit List erwürge / so solle man denselben vom Altare nehmen und ihn tödten. Fliehe er in der Frey-Städte eiue / so solten die Aeltesten selbiselbiger Stadt hinschicken und ihn holen lassen / und in die Hände des Blut-Rächers geben daß er sterbe. Exod. 21 / 14. Deut. 19 / 11. seq, conf. 1. Reg. 2 / 28. 34. 1. Reg. 11 / 15. 16. Es gieng solche Freyheit nur allein diejenigeu an / welche ohne ihre Schuld in Unglück geriethen, und einen unversehenen Todschlag wider ihren Willen begiengen, Deut. 19, 4. 5. Num. 35 / 10. 11. 22. 23.

45. Weil die Römische Kirche das Frohn-Leichnams-Fest so hochhält, und von allen Christen wil celebriret wissen, da doch aus der Historie bekant ist, daß solches Fest allererst A. C. 1264. ist eingesetzet worden / nemlich von Pabst Urbano IV. und zwar auf Angeben und Einrathen seiner vorigen Maitresse Eva genannt / welche von Lück gebürtig gewesen / und vorgegeben sie habe eine Göttliche Offenbahrung gehabt / daß hinführo dieses Fest in der Christenheit solte begangen werden.

46. Weil die Römische Kirche solche Stücke der Buße statuiret / welche auch bey denjenigen seyn können / welche verzweiffeln / wie bey dem Judas Ischariot. Deñ bey demselben befand sich contritio cordis, (es reuete ihn) confessio oris (er sprach: ich habe übel gethan / daß ich unschuldig Blut verrathen habe) uud satisfactio operis (denn er brachte das Geld wieder und hing sich selbst. NB. Dieß letztere war noch eine grössere Satisfaction als wenn er sich biß auf den Todt gegeisselt hätte.)

47. Weil die Nömische Kirche so viel Wesens und Geprale von allerhand Wunderthätern machet, die in ih-

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[135/0135] stiz liefern solten. Der berühmte Papist Andreas Masius klaget hefftig darüber / über das 20. Cap. des Buchs Josuä / uud vergleichet es mit der Heydnischen Freyheit, welche Romulus und Remus um ihre Bürgerschafft zu vermehren allen verlauffenen Banditen gegeben haben. Bey denen Kindern Israel hatten sich die muthwilligen Missethäter keiner Freystadt zu getrösten. Denn GOtt machte die Verordnung / daß wo iemand an seinem Nächsten / frevele / und ihn mit List erwürge / so solle man denselben vom Altare nehmen und ihn tödten. Fliehe er in der Frey-Städte eiue / so solten die Aeltesten selbiselbiger Stadt hinschicken und ihn holen lassen / und in die Hände des Blut-Rächers geben daß er sterbe. Exod. 21 / 14. Deut. 19 / 11. seq, conf. 1. Reg. 2 / 28. 34. 1. Reg. 11 / 15. 16. Es gieng solche Freyheit nur allein diejenigeu an / welche ohne ihre Schuld in Unglück geriethen, und einen unversehenen Todschlag wider ihren Willen begiengen, Deut. 19, 4. 5. Num. 35 / 10. 11. 22. 23. 45. Weil die Römische Kirche das Frohn-Leichnams-Fest so hochhält, und von allen Christen wil celebriret wissen, da doch aus der Historie bekant ist, daß solches Fest allererst A. C. 1264. ist eingesetzet worden / nemlich von Pabst Urbano IV. und zwar auf Angeben und Einrathen seiner vorigen Maitresse Eva genannt / welche von Lück gebürtig gewesen / und vorgegeben sie habe eine Göttliche Offenbahrung gehabt / daß hinführo dieses Fest in der Christenheit solte begangen werden. 46. Weil die Römische Kirche solche Stücke der Buße statuiret / welche auch bey denjenigen seyn können / welche verzweiffeln / wie bey dem Judas Ischariot. Deñ bey demselben befand sich contritio cordis, (es reuete ihn) confessio oris (er sprach: ich habe übel gethan / daß ich unschuldig Blut verrathen habe) uud satisfactio operis (denn er brachte das Geld wieder und hing sich selbst. NB. Dieß letztere war noch eine grössere Satisfaction als wenn er sich biß auf den Todt gegeisselt hätte.) 47. Weil die Nömische Kirche so viel Wesens und Geprale von allerhand Wunderthätern machet, die in ih-

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
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Zitationshilfe: Günther, Johann: Send-Schreiben an einen S. Theologum. Leipzig, 1711, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_sendschreiben_1711/135>, abgerufen am 24.11.2024.