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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und den europäischen insbesondere.
den kan, dergleichen Verbindungen eingehn. Die vor-
nehmsten davon sind folgende.

a] Real science du Gouv. T. IV. C. II. Sect. III. §. 17.
nent diese Staaten unvolkomne Souverainetäten.
b] Qui tanquam ex lege et imperio magistratus tenetur
haud dubie inferior est, at proprio suo facto et con-
ventione qui se obligat alii, etsi imperata se factu-
rum promittat, obligatur non ut inferior altero, sed
ut par:
non quia altero alter plus potestatis et imperii
habet, sed quia utrique paciscenti aequalis est potestas
de re sua disponendi. ---- Huius ergo obligationis
caußa non est potestas superior sed ipsorummet par-
tium et paciscentium aequalis. Henr. Cocceji diß. de
imperio in pares. Frcf. ad Viadr.
1697. 4. und in Exer-
cit. T. II. p.
3. Man vergl. Grotii J. B. et P. L. I.
C. III. §. XXI. seqq.
§. 36.
Schutzbündnis.

Eine Nazion, die zu schwach gegen auswärtige Ge-
walt, durch freiwillige Verträge unter den Schutz einer
angesehenen Macht sich begiebt und dafür gewisse Oblie-
genheiten übernimt, hört darum nicht auf ein freier un-
abhängiger Staat zu seyn, wenn er übrigens nur das
Recht der Selbstregierung dabey nicht aufgiebt. Der
dem mindermächtigen Volke zu leistende Schutz fließt in
diesem Falle nicht aus einer Oberherschaft, sondern aus
dem eingegangenen Bündnisse; der Beschützte ist dem
Schutzherrn zwar vorzügliche Achtung aber keine Unter-
thänigkeit schuldig. Daher man auch im Sprichwort
sagt: Schutz und Schirm geben keine Obrigkeit.
Jedoch erinnert Moser a] mit Recht, daß unter den
grössern Staaten in Europa kein Beispiel eines solchen
Schutzes vorhanden sey. Derselbe kan aber auch, der

Natur
J 2

und den europaͤiſchen insbeſondere.
den kan, dergleichen Verbindungen eingehn. Die vor-
nehmſten davon ſind folgende.

a] Real ſcience du Gouv. T. IV. C. II. Sect. III. §. 17.
nent dieſe Staaten unvolkomne Souverainetaͤten.
b] Qui tanquam ex lege et imperio magiſtratus tenetur
haud dubie inferior eſt, at proprio ſuo facto et con-
ventione qui ſe obligat alii, etſi imperata ſe factu-
rum promittat, obligatur non ut inferior altero, ſed
ut par:
non quia altero alter plus poteſtatis et imperii
habet, ſed quia utrique paciſcenti aequalis eſt poteſtas
de re ſua diſponendi. —— Huius ergo obligationis
caußa non eſt poteſtas ſuperior ſed ipſorummet par-
tium et paciſcentium aequalis. Henr. Cocceji diß. de
imperio in pares. Frcf. ad Viadr.
1697. 4. und in Exer-
cit. T. II. p.
3. Man vergl. Grotii J. B. et P. L. I.
C. III. §. XXI. ſeqq.
§. 36.
Schutzbuͤndnis.

Eine Nazion, die zu ſchwach gegen auswaͤrtige Ge-
walt, durch freiwillige Vertraͤge unter den Schutz einer
angeſehenen Macht ſich begiebt und dafuͤr gewiſſe Oblie-
genheiten uͤbernimt, hoͤrt darum nicht auf ein freier un-
abhaͤngiger Staat zu ſeyn, wenn er uͤbrigens nur das
Recht der Selbſtregierung dabey nicht aufgiebt. Der
dem mindermaͤchtigen Volke zu leiſtende Schutz fließt in
dieſem Falle nicht aus einer Oberherſchaft, ſondern aus
dem eingegangenen Buͤndniſſe; der Beſchuͤtzte iſt dem
Schutzherrn zwar vorzuͤgliche Achtung aber keine Unter-
thaͤnigkeit ſchuldig. Daher man auch im Sprichwort
ſagt: Schutz und Schirm geben keine Obrigkeit.
Jedoch erinnert Moſer a] mit Recht, daß unter den
groͤſſern Staaten in Europa kein Beiſpiel eines ſolchen
Schutzes vorhanden ſey. Derſelbe kan aber auch, der

Natur
J 2
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[131/0157] und den europaͤiſchen insbeſondere. den kan, dergleichen Verbindungen eingehn. Die vor- nehmſten davon ſind folgende. a] Real ſcience du Gouv. T. IV. C. II. Sect. III. §. 17. nent dieſe Staaten unvolkomne Souverainetaͤten. b] Qui tanquam ex lege et imperio magiſtratus tenetur haud dubie inferior eſt, at proprio ſuo facto et con- ventione qui ſe obligat alii, etſi imperata ſe factu- rum promittat, obligatur non ut inferior altero, ſed ut par: non quia altero alter plus poteſtatis et imperii habet, ſed quia utrique paciſcenti aequalis eſt poteſtas de re ſua diſponendi. —— Huius ergo obligationis caußa non eſt poteſtas ſuperior ſed ipſorummet par- tium et paciſcentium aequalis. Henr. Cocceji diß. de imperio in pares. Frcf. ad Viadr. 1697. 4. und in Exer- cit. T. II. p. 3. Man vergl. Grotii J. B. et P. L. I. C. III. §. XXI. ſeqq. §. 36. Schutzbuͤndnis. Eine Nazion, die zu ſchwach gegen auswaͤrtige Ge- walt, durch freiwillige Vertraͤge unter den Schutz einer angeſehenen Macht ſich begiebt und dafuͤr gewiſſe Oblie- genheiten uͤbernimt, hoͤrt darum nicht auf ein freier un- abhaͤngiger Staat zu ſeyn, wenn er uͤbrigens nur das Recht der Selbſtregierung dabey nicht aufgiebt. Der dem mindermaͤchtigen Volke zu leiſtende Schutz fließt in dieſem Falle nicht aus einer Oberherſchaft, ſondern aus dem eingegangenen Buͤndniſſe; der Beſchuͤtzte iſt dem Schutzherrn zwar vorzuͤgliche Achtung aber keine Unter- thaͤnigkeit ſchuldig. Daher man auch im Sprichwort ſagt: Schutz und Schirm geben keine Obrigkeit. Jedoch erinnert Moſer a] mit Recht, daß unter den groͤſſern Staaten in Europa kein Beiſpiel eines ſolchen Schutzes vorhanden ſey. Derſelbe kan aber auch, der Natur J 2

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/157>, abgerufen am 27.11.2024.