Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.der Nazionen. Natur errichteten Geselschaft sich aus den Lehren der altenstoischen und neuern spinozistischen Philosophie herschreibe, welche das ganze Weltall für die Gottheit ausgiebt, des- sen Theile nothwendig in einer natürlichen algemeinen Ver- bindung stehen müssen. *] Eine ausführliche Schilderung des natürlichen Zustandes, den einige als den unruhigsten und gefährlichsten, andere als den friedlichsten und glücklichsten abbilden, findet man beim Puffendorf im J. N. et G. L. II. c. II. und in den meisten übrigen Schriften des Natur- und algemeinen Staatsrechts. §. 3. Unter den Nazionen. Wenn man annimt, daß alle Menschen von Na- zur K 3
der Nazionen. Natur errichteten Geſelſchaft ſich aus den Lehren der altenſtoiſchen und neuern ſpinoziſtiſchen Philoſophie herſchreibe, welche das ganze Weltall fuͤr die Gottheit ausgiebt, deſ- ſen Theile nothwendig in einer natuͤrlichen algemeinen Ver- bindung ſtehen muͤſſen. *] Eine ausfuͤhrliche Schilderung des natuͤrlichen Zuſtandes, den einige als den unruhigſten und gefaͤhrlichſten, andere als den friedlichſten und gluͤcklichſten abbilden, findet man beim Puffendorf im J. N. et G. L. II. c. II. und in den meiſten uͤbrigen Schriften des Natur- und algemeinen Staatsrechts. §. 3. Unter den Nazionen. Wenn man annimt, daß alle Menſchen von Na- zur K 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note place="end" n="b]"><pb facs="#f0175" n="149"/><fw place="top" type="header">der Nazionen.</fw><lb/> Natur errichteten Geſelſchaft ſich aus den Lehren der alten<lb/> ſtoiſchen und neuern ſpinoziſtiſchen Philoſophie herſchreibe,<lb/> welche das ganze Weltall fuͤr die Gottheit ausgiebt, deſ-<lb/> ſen Theile nothwendig in einer natuͤrlichen algemeinen Ver-<lb/> bindung ſtehen muͤſſen.</note><lb/> <note place="end" n="*]">Eine ausfuͤhrliche Schilderung des natuͤrlichen Zuſtandes,<lb/> den einige als den unruhigſten und gefaͤhrlichſten, andere<lb/> als den friedlichſten und gluͤcklichſten abbilden, findet man<lb/> beim <hi rendition="#fr">Puffendorf</hi> im <hi rendition="#aq">J. N. et G. L. II. c. II.</hi> und in<lb/> den meiſten uͤbrigen Schriften des Natur- und algemeinen<lb/> Staatsrechts.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 3.<lb/><hi rendition="#g">Unter den Nazionen</hi>.</head><lb/> <p>Wenn man annimt, daß alle Menſchen von Na-<lb/> tur zu einer Geſelſchaft verpflichtet ſind, ſo folgt aller-<lb/> dings, daß auch alle Voͤlker des Erdbodens, als morali-<lb/> ſche Perſonen, gleiche Verbindlichkeit haben muͤſſen, weil<lb/> ſie aus einzelnen Menſchen beſtehen, die ſich den von<lb/> Natur ihnen obliegenden Pflichten durch den Eintrit in<lb/> eine buͤrgerliche Geſelſchaft nicht entziehen koͤnnen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">a</hi></hi>].<lb/> Allein bey dieſen iſt die unbedingte Nothwendigkeit dazu<lb/> ohnſtreitig noch weit geringer, als bey einzelnen Men-<lb/> ſchen, indem Staaten durch die Vereinigung mehrerer<lb/> Familien gewis in den Stand geſetzt werden, ſich ihre<lb/> unentbehrlichſten Beduͤrfniſſe zu verſchaffen und gegen<lb/> die meiſten auswaͤrtigen Anfaͤlle zu ſchuͤtzen. Freilich<lb/> haͤtte alsdann, ohne naͤhere Verbindung mit andern,<lb/> ieder mit den Erzeugniſſen ſeines Landes zufrieden ſeyn<lb/> muͤſſen, welche die Natur iedoch ſehr verſchieden ausge-<lb/> teilt hat. Allein die Verzaͤrtelung der einzelnen Staats-<lb/> glieder hatte auch die natuͤrliche Folge, daß ganze Voͤl-<lb/> ker Dinge, die bei andern anzutreffen waren, ihnen aber<lb/> mangelten, fuͤr unentbehrlich hielten, ob ſie gleich blos<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zur</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0175]
der Nazionen.
b]
Natur errichteten Geſelſchaft ſich aus den Lehren der alten
ſtoiſchen und neuern ſpinoziſtiſchen Philoſophie herſchreibe,
welche das ganze Weltall fuͤr die Gottheit ausgiebt, deſ-
ſen Theile nothwendig in einer natuͤrlichen algemeinen Ver-
bindung ſtehen muͤſſen.
*] Eine ausfuͤhrliche Schilderung des natuͤrlichen Zuſtandes,
den einige als den unruhigſten und gefaͤhrlichſten, andere
als den friedlichſten und gluͤcklichſten abbilden, findet man
beim Puffendorf im J. N. et G. L. II. c. II. und in
den meiſten uͤbrigen Schriften des Natur- und algemeinen
Staatsrechts.
§. 3.
Unter den Nazionen.
Wenn man annimt, daß alle Menſchen von Na-
tur zu einer Geſelſchaft verpflichtet ſind, ſo folgt aller-
dings, daß auch alle Voͤlker des Erdbodens, als morali-
ſche Perſonen, gleiche Verbindlichkeit haben muͤſſen, weil
ſie aus einzelnen Menſchen beſtehen, die ſich den von
Natur ihnen obliegenden Pflichten durch den Eintrit in
eine buͤrgerliche Geſelſchaft nicht entziehen koͤnnen a].
Allein bey dieſen iſt die unbedingte Nothwendigkeit dazu
ohnſtreitig noch weit geringer, als bey einzelnen Men-
ſchen, indem Staaten durch die Vereinigung mehrerer
Familien gewis in den Stand geſetzt werden, ſich ihre
unentbehrlichſten Beduͤrfniſſe zu verſchaffen und gegen
die meiſten auswaͤrtigen Anfaͤlle zu ſchuͤtzen. Freilich
haͤtte alsdann, ohne naͤhere Verbindung mit andern,
ieder mit den Erzeugniſſen ſeines Landes zufrieden ſeyn
muͤſſen, welche die Natur iedoch ſehr verſchieden ausge-
teilt hat. Allein die Verzaͤrtelung der einzelnen Staats-
glieder hatte auch die natuͤrliche Folge, daß ganze Voͤl-
ker Dinge, die bei andern anzutreffen waren, ihnen aber
mangelten, fuͤr unentbehrlich hielten, ob ſie gleich blos
zur
K 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |