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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der ursprünglichen Gleichheit
Frankreich und Herr von Gonesse [ein geringes Dorf in
der Gegend von Paris] nante.

a] Mosers Versuch etc. 1. B. 2. K. §. 3. S. 38.
b] Real, V, 4, 3. hältjes zwar für billig, daß ein älterer
Staat, oder Fürst, welcher niemals mit einem großen Titel
geziert gewesen, einem solchen den Rang nicht streitig mache,
welcher zwar neuer ist, der aber durch die Bewilligung
der Menschen zu einer grössern Würde, welche eine Macht
von einem weiten Umfange zum Grunde setzt, erhoben
worden ist. Er setzt daher die Regel fest, daß ein Staat
von geringerer Würde dem höhern nachgehn müsse. Doch
widerspricht er sich selbst, wenn er weiter unten bey Unter-
suchung des kaiserlichen Vorranges glaubt, daß die Ursa-
chen davon keinen Grund hätten. Der Kaisertitel, sagt er,
kan es nicht seyn, denn was hat dieser Titel Höheres in
sich, als der Titel König?
c] Diesen Grundsatz nahm nicht nur Kaiser Karl V. in seiner
Erklärung vom 5. Sept. 1519 zu Barcellona [Ceremoniel
diplomatique T. l. p.
580.] an, als er seinen Vorzug vor
seiner Mutter festsetzte, sondern auch im Belgrader Frie-
den 1739. Art. 21. legten der römische und türkische Kaiser
diesem Titel gewisse Vorrechte bey. Aber einige Schrift-
steller wollen den Vorzug des Kaisertitels selbst aus der hei-
ligen Schrift entkräften und ihm eher den königlichen vor-
ziehn, weil Gott Könige aber nicht Kaiser eingesetzt, weil
es schon zu Abrahams Zeiten Könige aber keine Kaiser gege-
ben und weil endlich Christus sich nicht einen Kaiser, son-
dern König aller Könige genant. s. Mosers Staatsrecht.
3. Th. S. 22.
d] Stiev, am angef. O. S. 85.
e] Spanien äusserte in seiner Erklärung vom 5. Febr 1763.
ganz richtig: Le roi sachant que le titre d' Imperial
ainsi que tout autre n' abolit ni ne fixe le rang des
Monarchies, lorsque quelque Souverain se l' attribue de

Von der urſpruͤnglichen Gleichheit
Frankreich und Herr von Goneſſe [ein geringes Dorf in
der Gegend von Paris] nante.

a] Moſers Verſuch ꝛc. 1. B. 2. K. §. 3. S. 38.
b] Real, V, 4, 3. haͤltjes zwar fuͤr billig, daß ein aͤlterer
Staat, oder Fuͤrſt, welcher niemals mit einem großen Titel
geziert geweſen, einem ſolchen den Rang nicht ſtreitig mache,
welcher zwar neuer iſt, der aber durch die Bewilligung
der Menſchen zu einer groͤſſern Wuͤrde, welche eine Macht
von einem weiten Umfange zum Grunde ſetzt, erhoben
worden iſt. Er ſetzt daher die Regel feſt, daß ein Staat
von geringerer Wuͤrde dem hoͤhern nachgehn muͤſſe. Doch
widerſpricht er ſich ſelbſt, wenn er weiter unten bey Unter-
ſuchung des kaiſerlichen Vorranges glaubt, daß die Urſa-
chen davon keinen Grund haͤtten. Der Kaiſertitel, ſagt er,
kan es nicht ſeyn, denn was hat dieſer Titel Hoͤheres in
ſich, als der Titel Koͤnig?
c] Dieſen Grundſatz nahm nicht nur Kaiſer Karl V. in ſeiner
Erklaͤrung vom 5. Sept. 1519 zu Barcellona [Ceremoniel
diplomatique T. l. p.
580.] an, als er ſeinen Vorzug vor
ſeiner Mutter feſtſetzte, ſondern auch im Belgrader Frie-
den 1739. Art. 21. legten der roͤmiſche und tuͤrkiſche Kaiſer
dieſem Titel gewiſſe Vorrechte bey. Aber einige Schrift-
ſteller wollen den Vorzug des Kaiſertitels ſelbſt aus der hei-
ligen Schrift entkraͤften und ihm eher den koͤniglichen vor-
ziehn, weil Gott Koͤnige aber nicht Kaiſer eingeſetzt, weil
es ſchon zu Abrahams Zeiten Koͤnige aber keine Kaiſer gege-
ben und weil endlich Chriſtus ſich nicht einen Kaiſer, ſon-
dern Koͤnig aller Koͤnige genant. ſ. Moſers Staatsrecht.
3. Th. S. 22.
d] Stiev, am angef. O. S. 85.
e] Spanien aͤuſſerte in ſeiner Erklaͤrung vom 5. Febr 1763.
ganz richtig: Le roi ſachant que le titre d’ Imperial
ainſi que tout autre n’ abolit ni ne fixe le rang des
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[212[214]/0240] Von der urſpruͤnglichen Gleichheit Frankreich und Herr von Goneſſe [ein geringes Dorf in der Gegend von Paris] nante. a] Moſers Verſuch ꝛc. 1. B. 2. K. §. 3. S. 38. b] Real, V, 4, 3. haͤltjes zwar fuͤr billig, daß ein aͤlterer Staat, oder Fuͤrſt, welcher niemals mit einem großen Titel geziert geweſen, einem ſolchen den Rang nicht ſtreitig mache, welcher zwar neuer iſt, der aber durch die Bewilligung der Menſchen zu einer groͤſſern Wuͤrde, welche eine Macht von einem weiten Umfange zum Grunde ſetzt, erhoben worden iſt. Er ſetzt daher die Regel feſt, daß ein Staat von geringerer Wuͤrde dem hoͤhern nachgehn muͤſſe. Doch widerſpricht er ſich ſelbſt, wenn er weiter unten bey Unter- ſuchung des kaiſerlichen Vorranges glaubt, daß die Urſa- chen davon keinen Grund haͤtten. Der Kaiſertitel, ſagt er, kan es nicht ſeyn, denn was hat dieſer Titel Hoͤheres in ſich, als der Titel Koͤnig? c] Dieſen Grundſatz nahm nicht nur Kaiſer Karl V. in ſeiner Erklaͤrung vom 5. Sept. 1519 zu Barcellona [Ceremoniel diplomatique T. l. p. 580.] an, als er ſeinen Vorzug vor ſeiner Mutter feſtſetzte, ſondern auch im Belgrader Frie- den 1739. Art. 21. legten der roͤmiſche und tuͤrkiſche Kaiſer dieſem Titel gewiſſe Vorrechte bey. Aber einige Schrift- ſteller wollen den Vorzug des Kaiſertitels ſelbſt aus der hei- ligen Schrift entkraͤften und ihm eher den koͤniglichen vor- ziehn, weil Gott Koͤnige aber nicht Kaiſer eingeſetzt, weil es ſchon zu Abrahams Zeiten Koͤnige aber keine Kaiſer gege- ben und weil endlich Chriſtus ſich nicht einen Kaiſer, ſon- dern Koͤnig aller Koͤnige genant. ſ. Moſers Staatsrecht. 3. Th. S. 22. d] Stiev, am angef. O. S. 85. e] Spanien aͤuſſerte in ſeiner Erklaͤrung vom 5. Febr 1763. ganz richtig: Le roi ſachant que le titre d’ Imperial ainſi que tout autre n’ abolit ni ne fixe le rang des Monarchies, lorsque quelque Souverain ſe l’ attribue de ſon

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 212[214]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/240>, abgerufen am 24.11.2024.