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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und dem eingeführten Range der Nazionen.
Espagne avoit envoye ses ordres a tous ses Ambaßadeurs
et Ministres tant en Angleterre comme en toutes Cours
et lieux ou resident et resideront les dits Ministres et ou
se pourront presenter de pareilles difficultes pour raison
de competence afin qu'ils abstiennent et ne concourent
point avec les Ambaßadeurs et Ministres de V. M. en
toutes les fonctions et ceremonies publiques auxquelles
les Ambaßadeurs et Ministres de V. M. assisteront.
Ob
nun diese Erklärung gleich, den Worten nach, blos so
viel sagen wolte, daß die spanischen Minister künftig die
Gelegenheiten zu Rangstreitigkeiten vermeiden solten, so
nahm sie der König von Frankreich doch für ein deutliches
Geständnis des französischen Vorrangs an und sagte zu
den Anwesenden: Vous avez oui la declaration que
l' Ambaßadeur d' Espagne m' a faite: je vous prie de
l' ecrire a vos maitres, afin qu'ils sachent que le roi ca-
tholique a donne ordre a tous ses Ambaßadeurs de ceder
le rang aux miens en toutes occasions d]
.

Daß dies aber die Meinung des Spanischen Hofes
nicht gewesen sey, zeigte die Folge klar, indem er sich,
bey vorkommenden Gelegenheiten, dem französischen
Vorrange nach wie vor widersetzte.

Endlich verglichen sich beide Höfe in dem Familien-
vertrage von 1761 Art. 27. dahin: An den Familienhö-
fen, dergleichen gegenwärtig Neapel und Parma sind,
soll unter den Ministern von gleichem Range der des
ältesten Monarchen vom Hause in allen Ceremonielange-
legenheiten den Vorrang haben, und dieses Recht als
ein Vorzug der Geburt angesehn werden. An allen übri-
gen Höfen aber soll der zuletztangekommene Minister,
[er sey von Frankreich oder Spanien] oder derienige,
welcher sich noch nicht so lange an dem Hofe aufhält,
dem Minister der andern Nazion von gleichem Range,
der eher angekommen und länger daselbst ist, weichen;
dergestalt, daß künftig eine beständige brüderliche Ab-

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und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen.
Eſpagne avoit envoyé ſes ordres à tous ſes Ambaßadeurs
et Miniſtres tant en Angleterre comme en toutes Cours
et lieux où reſident et reſideront les dits Miniſtres et où
ſe pourront préſenter de pareilles difficultés pour raiſon
de competence àfin qu’ils abſtiennent et ne concourent
point avec les Ambaßadeurs et Miniſtres de V. M. en
toutes les fonctions et cérémonies publiques auxquelles
les Ambaßadeurs et Miniſtres de V. M. aſſisteront.
Ob
nun dieſe Erklaͤrung gleich, den Worten nach, blos ſo
viel ſagen wolte, daß die ſpaniſchen Miniſter kuͤnftig die
Gelegenheiten zu Rangſtreitigkeiten vermeiden ſolten, ſo
nahm ſie der Koͤnig von Frankreich doch fuͤr ein deutliches
Geſtaͤndnis des franzoͤſiſchen Vorrangs an und ſagte zu
den Anweſenden: Vous avez ouï la déclaration que
l’ Ambaßadeur d’ Espagne m’ a faite: je vous prie de
l’ ecrire à vos maitres, afin qu’ils ſachent que le roi ca-
tholique a donné ordre à tous ſes Ambaßadeurs de ceder
le rang aux miens en toutes occaſions d]
.

Daß dies aber die Meinung des Spaniſchen Hofes
nicht geweſen ſey, zeigte die Folge klar, indem er ſich,
bey vorkommenden Gelegenheiten, dem franzoͤſiſchen
Vorrange nach wie vor widerſetzte.

Endlich verglichen ſich beide Hoͤfe in dem Familien-
vertrage von 1761 Art. 27. dahin: An den Familienhoͤ-
fen, dergleichen gegenwaͤrtig Neapel und Parma ſind,
ſoll unter den Miniſtern von gleichem Range der des
aͤlteſten Monarchen vom Hauſe in allen Ceremonielange-
legenheiten den Vorrang haben, und dieſes Recht als
ein Vorzug der Geburt angeſehn werden. An allen uͤbri-
gen Hoͤfen aber ſoll der zuletztangekommene Miniſter,
[er ſey von Frankreich oder Spanien] oder derienige,
welcher ſich noch nicht ſo lange an dem Hofe aufhaͤlt,
dem Miniſter der andern Nazion von gleichem Range,
der eher angekommen und laͤnger daſelbſt iſt, weichen;
dergeſtalt, daß kuͤnftig eine beſtaͤndige bruͤderliche Ab-

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[233/0259] und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen. Eſpagne avoit envoyé ſes ordres à tous ſes Ambaßadeurs et Miniſtres tant en Angleterre comme en toutes Cours et lieux où reſident et reſideront les dits Miniſtres et où ſe pourront préſenter de pareilles difficultés pour raiſon de competence àfin qu’ils abſtiennent et ne concourent point avec les Ambaßadeurs et Miniſtres de V. M. en toutes les fonctions et cérémonies publiques auxquelles les Ambaßadeurs et Miniſtres de V. M. aſſisteront. Ob nun dieſe Erklaͤrung gleich, den Worten nach, blos ſo viel ſagen wolte, daß die ſpaniſchen Miniſter kuͤnftig die Gelegenheiten zu Rangſtreitigkeiten vermeiden ſolten, ſo nahm ſie der Koͤnig von Frankreich doch fuͤr ein deutliches Geſtaͤndnis des franzoͤſiſchen Vorrangs an und ſagte zu den Anweſenden: Vous avez ouï la déclaration que l’ Ambaßadeur d’ Espagne m’ a faite: je vous prie de l’ ecrire à vos maitres, afin qu’ils ſachent que le roi ca- tholique a donné ordre à tous ſes Ambaßadeurs de ceder le rang aux miens en toutes occaſions d]. Daß dies aber die Meinung des Spaniſchen Hofes nicht geweſen ſey, zeigte die Folge klar, indem er ſich, bey vorkommenden Gelegenheiten, dem franzoͤſiſchen Vorrange nach wie vor widerſetzte. Endlich verglichen ſich beide Hoͤfe in dem Familien- vertrage von 1761 Art. 27. dahin: An den Familienhoͤ- fen, dergleichen gegenwaͤrtig Neapel und Parma ſind, ſoll unter den Miniſtern von gleichem Range der des aͤlteſten Monarchen vom Hauſe in allen Ceremonielange- legenheiten den Vorrang haben, und dieſes Recht als ein Vorzug der Geburt angeſehn werden. An allen uͤbri- gen Hoͤfen aber ſoll der zuletztangekommene Miniſter, [er ſey von Frankreich oder Spanien] oder derienige, welcher ſich noch nicht ſo lange an dem Hofe aufhaͤlt, dem Miniſter der andern Nazion von gleichem Range, der eher angekommen und laͤnger daſelbſt iſt, weichen; dergeſtalt, daß kuͤnftig eine beſtaͤndige bruͤderliche Ab- wech- P 5

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/259>, abgerufen am 24.11.2024.