Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. hierzu nicht berechtiget, so muß die erwerbende Nazionauch auf deren Herbeibringung Bedacht nehmen. In- des wird zuweilen beim Verkauf ausdrücklich der Wie- derkauf auf bestimte oder unbestimte Frist verabredet c] oder bey Abtretungen die Wiedererwerbung unter an- nehmlichen Bedingungen freigestelt d] oder endlich auf besondere Eräugnisse der Rückfall festgesetzt e]. Diese und alle andere den Verträgen beigefügte Be- a] Dies geschah unter andern z. B. in dem obangezogenen Verkaufe der Königin Johanna von Sicilien über die Stadt Avignon an den Papst von 1358. §. 7. Leib- nitz Cod. I. G. p. 202. Auch Kaiser Karl VI. macht sich zu dieser Gewährleistung in dem Kaufcontract über das Marqvisat Finale vom 20. Aug. 1713. gegen die Republick Genua anheischig, wo es Art. 10. heißt: Li- cet hisce modis dictis, atque ita se habitis omnis evictionis timor absit, volumus teneri nihilominus et promittimus per nos et nostros -- successores de de- bita legitima et perpetua evictione et defensione. Du Mont C. Dipl. Tom. VIII. P. 1. p. 405. b] Vattel L. I. c. 21. §. 262. c] Wie z. B. die Königin Elisabeth von England Calais etc. auf 8. Jahr an Frankreich überlies im Frieden zu Cha- teau-Cambresis 1559. Im Bydgoster Vertrage von 1657. war der Krone Polen der Wiederkauf des Gebiets von Draheim gegen Preussen vorbehalten; aber in dem Theilungsvertrage zwischen Polen und Preussen von 1773. Art. 5. that ersteres Verzicht auf dieses Recht s. Mosers Versuch 5. Th. S. 92. d] Die Kolonie de Sacramento wurde im Utrechter Frieden 1715. Art. 6. von Spanien an Portugal überlassen, iedoch Art. 7. hinzugefügt: Quoique S. M. Catholique cede des-a-present a S. M. Portugaise le dit terri- J 4
oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. hierzu nicht berechtiget, ſo muß die erwerbende Nazionauch auf deren Herbeibringung Bedacht nehmen. In- des wird zuweilen beim Verkauf ausdruͤcklich der Wie- derkauf auf beſtimte oder unbeſtimte Friſt verabredet c] oder bey Abtretungen die Wiedererwerbung unter an- nehmlichen Bedingungen freigeſtelt d] oder endlich auf beſondere Eraͤugniſſe der Ruͤckfall feſtgeſetzt e]. Dieſe und alle andere den Vertraͤgen beigefuͤgte Be- a] Dies geſchah unter andern z. B. in dem obangezogenen Verkaufe der Koͤnigin Johanna von Sicilien uͤber die Stadt Avignon an den Papſt von 1358. §. 7. Leib- nitz Cod. I. G. p. 202. Auch Kaiſer Karl VI. macht ſich zu dieſer Gewaͤhrleiſtung in dem Kaufcontract uͤber das Marqviſat Finale vom 20. Aug. 1713. gegen die Republick Genua anheiſchig, wo es Art. 10. heißt: Li- cet hisce modis dictis, atque ita ſe habitis omnis evictionis timor abſit, volumus teneri nihilominus et promittimus per nos et noſtros — ſucceſſores de de- bita legitima et perpetua evictione et defenſione. Du Mont C. Dipl. Tom. VIII. P. 1. p. 405. b] Vattel L. I. c. 21. §. 262. c] Wie z. B. die Koͤnigin Eliſabeth von England Calais ꝛc. auf 8. Jahr an Frankreich uͤberlies im Frieden zu Cha- teau-Cambreſis 1559. Im Bydgoſter Vertrage von 1657. war der Krone Polen der Wiederkauf des Gebiets von Draheim gegen Preuſſen vorbehalten; aber in dem Theilungsvertrage zwiſchen Polen und Preuſſen von 1773. Art. 5. that erſteres Verzicht auf dieſes Recht ſ. Moſers Verſuch 5. Th. S. 92. d] Die Kolonie de Sacramento wurde im Utrechter Frieden 1715. Art. 6. von Spanien an Portugal uͤberlaſſen, iedoch Art. 7. hinzugefuͤgt: Quoique S. M. Catholique cède dès-à-préſent à S. M. Portugaiſe le dit terri- J 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0149" n="135"/><fw place="top" type="header">oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.</fw><lb/> hierzu nicht berechtiget, ſo muß die erwerbende Nazion<lb/> auch auf deren Herbeibringung Bedacht nehmen. In-<lb/> des wird zuweilen beim Verkauf ausdruͤcklich der Wie-<lb/> derkauf auf beſtimte oder unbeſtimte Friſt verabredet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>]<lb/> oder bey Abtretungen die Wiedererwerbung unter an-<lb/> nehmlichen Bedingungen freigeſtelt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">d</hi></hi>] oder endlich auf<lb/> beſondere Eraͤugniſſe der Ruͤckfall feſtgeſetzt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">e</hi></hi>].</p><lb/> <p>Dieſe und alle andere den Vertraͤgen beigefuͤgte Be-<lb/> dingungen ſind nach deren Vorſchrift lediglich zu beur-<lb/> teilen und beide Theile zu deren Erfuͤllung verbunden.</p><lb/> <note place="end" n="a]">Dies geſchah unter andern z. B. in dem obangezogenen<lb/> Verkaufe der Koͤnigin Johanna von Sicilien uͤber die<lb/> Stadt Avignon an den Papſt von 1358. §. 7. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Leib-<lb/> nitz</hi> Cod. I. G. p.</hi> 202. Auch Kaiſer Karl <hi rendition="#aq">VI.</hi> macht<lb/> ſich zu dieſer Gewaͤhrleiſtung in dem Kaufcontract uͤber<lb/> das Marqviſat Finale vom 20. Aug. 1713. gegen die<lb/> Republick Genua anheiſchig, wo es Art. 10. heißt: <hi rendition="#aq">Li-<lb/> cet hisce modis dictis, atque ita ſe habitis omnis<lb/> evictionis timor abſit, volumus teneri nihilominus et<lb/> promittimus per nos et noſtros — ſucceſſores de de-<lb/> bita legitima et perpetua evictione et defenſione.<lb/><hi rendition="#i">Du Mont</hi> C. Dipl. Tom. VIII. P. 1. p.</hi> 405.</note><lb/> <note place="end" n="b]"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vattel</hi> L. I. c.</hi> 21. §. 262.</note><lb/> <note place="end" n="c]">Wie z. B. die Koͤnigin Eliſabeth von England <hi rendition="#fr">Calais</hi> ꝛc.<lb/> auf 8. Jahr an Frankreich uͤberlies im Frieden zu Cha-<lb/> teau-Cambreſis 1559. Im Bydgoſter Vertrage von<lb/> 1657. war der Krone Polen der Wiederkauf des Gebiets<lb/> von Draheim gegen Preuſſen vorbehalten; aber in dem<lb/> Theilungsvertrage zwiſchen Polen und Preuſſen von 1773.<lb/> Art. 5. that erſteres Verzicht auf dieſes Recht ſ. <hi rendition="#fr">Moſers</hi><lb/> Verſuch 5. Th. S. 92.</note><lb/> <note place="end" n="d]">Die Kolonie <hi rendition="#aq">de Sacramento</hi> wurde im Utrechter Frieden<lb/> 1715. Art. 6. von Spanien an Portugal uͤberlaſſen,<lb/> iedoch Art. 7. hinzugefuͤgt: <hi rendition="#aq">Quoique S. M. Catholique<lb/> cède dès-à-préſent à S. M. Portugaiſe le dit terri-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">toire</hi></fw><lb/></note> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0149]
oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.
hierzu nicht berechtiget, ſo muß die erwerbende Nazion
auch auf deren Herbeibringung Bedacht nehmen. In-
des wird zuweilen beim Verkauf ausdruͤcklich der Wie-
derkauf auf beſtimte oder unbeſtimte Friſt verabredet c]
oder bey Abtretungen die Wiedererwerbung unter an-
nehmlichen Bedingungen freigeſtelt d] oder endlich auf
beſondere Eraͤugniſſe der Ruͤckfall feſtgeſetzt e].
Dieſe und alle andere den Vertraͤgen beigefuͤgte Be-
dingungen ſind nach deren Vorſchrift lediglich zu beur-
teilen und beide Theile zu deren Erfuͤllung verbunden.
a] Dies geſchah unter andern z. B. in dem obangezogenen
Verkaufe der Koͤnigin Johanna von Sicilien uͤber die
Stadt Avignon an den Papſt von 1358. §. 7. Leib-
nitz Cod. I. G. p. 202. Auch Kaiſer Karl VI. macht
ſich zu dieſer Gewaͤhrleiſtung in dem Kaufcontract uͤber
das Marqviſat Finale vom 20. Aug. 1713. gegen die
Republick Genua anheiſchig, wo es Art. 10. heißt: Li-
cet hisce modis dictis, atque ita ſe habitis omnis
evictionis timor abſit, volumus teneri nihilominus et
promittimus per nos et noſtros — ſucceſſores de de-
bita legitima et perpetua evictione et defenſione.
Du Mont C. Dipl. Tom. VIII. P. 1. p. 405.
b] Vattel L. I. c. 21. §. 262.
c] Wie z. B. die Koͤnigin Eliſabeth von England Calais ꝛc.
auf 8. Jahr an Frankreich uͤberlies im Frieden zu Cha-
teau-Cambreſis 1559. Im Bydgoſter Vertrage von
1657. war der Krone Polen der Wiederkauf des Gebiets
von Draheim gegen Preuſſen vorbehalten; aber in dem
Theilungsvertrage zwiſchen Polen und Preuſſen von 1773.
Art. 5. that erſteres Verzicht auf dieſes Recht ſ. Moſers
Verſuch 5. Th. S. 92.
d] Die Kolonie de Sacramento wurde im Utrechter Frieden
1715. Art. 6. von Spanien an Portugal uͤberlaſſen,
iedoch Art. 7. hinzugefuͤgt: Quoique S. M. Catholique
cède dès-à-préſent à S. M. Portugaiſe le dit terri-
toire
J 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |