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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und dem ursprünglichen Erwerbe.
*] Aus dem Heer von Schriften über den natürlichen oder
Völkererwerb will ich nur folgende auszeichnen:
Cph. Phil. Richter Diss. de acquirendo rerum domi-
nio ex iure gentium, Jen.
1652. und in dessen
Velitat. n. 28.
Jo. Georg. Kulpis collatio philosophiae Grotianae
cum principiis iuris Romani circa acquisitiones iu-
ris gentium ad Hug. Grot. L. II. c. 8. de I. B, &
P. Arg.
1686. und in dessen Diss. acad. p. 392 --
351.
Gebh. Garber, Diss. de rerum dominio iure gentium
acquirendo Lugd. Bat.
1722. 4.
Ev. Otto, Diss. de modis acquirendi iuris gentium
Vltraj.
1727.
Paul Jac. Marperger, Diss. de acquisitione dominii
originaria in statu naturae, Lips.
1741.
**] Weiter als von dem gemeinschaftlichen Rechte ist
die Gemeinschaft der Güter im natürlichen Zustande
[communio primaeva] welche man gemeiniglich an-
nimmt, wohl nicht zu verstehen. In dieser Rücksicht
wird sie von einigen Naturrechtslehrern eine negative
Gemeinschaft [communio negativa] genant. Eine
wirkliche oder sogenante positive Gemeinschaft, [com-
munio positiva,
oder condominium] ohne abgesonderte
Eigenthumsbezirke konte selbst unter den ersten Bewoh-
nern der Erde nicht lange Statt finden. Als die Natur
ihnen ohne Mühe und Fleis überall noch hinlängliche
Nahrung gewährte, war es freilich einerley, wo sie die-
selbe suchen und nehmen wolten: so bald aber eine meh-
rere Bearbeitung der Erde hierzu erfoderlich wurde --
und dies geschah, nach der ältesten Geschichtsurkunde,
sehr bald -- so war es natürlich, daß jeder, um die
Früchte seines Fleisses gegen die Anmaassungen anderer
zu sichern, ein Stück Landes zur Bebauung sich zueigne-
te. Die ausdrückliche, oder wenigstens stilschweigende
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und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
*] Aus dem Heer von Schriften uͤber den natuͤrlichen oder
Voͤlkererwerb will ich nur folgende auszeichnen:
Cph. Phil. Richter Diſſ. de acquirendo rerum domi-
nio ex iure gentium, Jen.
1652. und in deſſen
Velitat. n. 28.
Jo. Georg. Kulpis collatio philoſophiae Grotianae
cum principiis iuris Romani circa acquiſitiones iu-
ris gentium ad Hug. Grot. L. II. c. 8. de I. B, &
P. Arg.
1686. und in deſſen Diſſ. acad. p. 392 —
351.
Gebh. Garber, Diſſ. de rerum dominio iure gentium
acquirendo Lugd. Bat.
1722. 4.
Ev. Otto, Diſſ. de modis acquirendi iuris gentium
Vltraj.
1727.
Paul Jac. Marperger, Diſſ. de acquiſitione dominii
originaria in ſtatu naturae, Lipſ.
1741.
**] Weiter als von dem gemeinſchaftlichen Rechte iſt
die Gemeinſchaft der Guͤter im natuͤrlichen Zuſtande
[communio primaeva] welche man gemeiniglich an-
nimmt, wohl nicht zu verſtehen. In dieſer Ruͤckſicht
wird ſie von einigen Naturrechtslehrern eine negative
Gemeinſchaft [communio negativa] genant. Eine
wirkliche oder ſogenante poſitive Gemeinſchaft, [com-
munio poſitiva,
oder condominium] ohne abgeſonderte
Eigenthumsbezirke konte ſelbſt unter den erſten Bewoh-
nern der Erde nicht lange Statt finden. Als die Natur
ihnen ohne Muͤhe und Fleis uͤberall noch hinlaͤngliche
Nahrung gewaͤhrte, war es freilich einerley, wo ſie die-
ſelbe ſuchen und nehmen wolten: ſo bald aber eine meh-
rere Bearbeitung der Erde hierzu erfoderlich wurde —
und dies geſchah, nach der aͤlteſten Geſchichtsurkunde,
ſehr bald — ſo war es natuͤrlich, daß jeder, um die
Fruͤchte ſeines Fleiſſes gegen die Anmaaſſungen anderer
zu ſichern, ein Stuͤck Landes zur Bebauung ſich zueigne-
te. Die ausdruͤckliche, oder wenigſtens ſtilſchweigende
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[3/0017] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. *] Aus dem Heer von Schriften uͤber den natuͤrlichen oder Voͤlkererwerb will ich nur folgende auszeichnen: Cph. Phil. Richter Diſſ. de acquirendo rerum domi- nio ex iure gentium, Jen. 1652. und in deſſen Velitat. n. 28. Jo. Georg. Kulpis collatio philoſophiae Grotianae cum principiis iuris Romani circa acquiſitiones iu- ris gentium ad Hug. Grot. L. II. c. 8. de I. B, & P. Arg. 1686. und in deſſen Diſſ. acad. p. 392 — 351. Gebh. Garber, Diſſ. de rerum dominio iure gentium acquirendo Lugd. Bat. 1722. 4. Ev. Otto, Diſſ. de modis acquirendi iuris gentium Vltraj. 1727. Paul Jac. Marperger, Diſſ. de acquiſitione dominii originaria in ſtatu naturae, Lipſ. 1741. **] Weiter als von dem gemeinſchaftlichen Rechte iſt die Gemeinſchaft der Guͤter im natuͤrlichen Zuſtande [communio primaeva] welche man gemeiniglich an- nimmt, wohl nicht zu verſtehen. In dieſer Ruͤckſicht wird ſie von einigen Naturrechtslehrern eine negative Gemeinſchaft [communio negativa] genant. Eine wirkliche oder ſogenante poſitive Gemeinſchaft, [com- munio poſitiva, oder condominium] ohne abgeſonderte Eigenthumsbezirke konte ſelbſt unter den erſten Bewoh- nern der Erde nicht lange Statt finden. Als die Natur ihnen ohne Muͤhe und Fleis uͤberall noch hinlaͤngliche Nahrung gewaͤhrte, war es freilich einerley, wo ſie die- ſelbe ſuchen und nehmen wolten: ſo bald aber eine meh- rere Bearbeitung der Erde hierzu erfoderlich wurde — und dies geſchah, nach der aͤlteſten Geſchichtsurkunde, ſehr bald — ſo war es natuͤrlich, daß jeder, um die Fruͤchte ſeines Fleiſſes gegen die Anmaaſſungen anderer zu ſichern, ein Stuͤck Landes zur Bebauung ſich zueigne- te. Die ausdruͤckliche, oder wenigſtens ſtilſchweigende Ein- A 2

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/17>, abgerufen am 29.04.2024.