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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und andern Ehrenzeichen der Regenten.
einigen, durch besondere Vergünstigungen, zugeteilt
sind. Die Regenten der republikanischen Staaten in
Europa bedienen sich keiner ihnen gemeinsamen Titu-
latur, indem einige Hochmögende, die andern Groß-
mögende
etc. Herrn genant werden a]. Den monarchi-
schen Regenten aber ist der Titel: Majestät b] ge-
mein, den ietzt alle gekrönte Häupter, ausser dem
Papste c], einander beizulegen, und solchen auch von
den Republiken zu erhalten pflegen, so daß sie, nach
Beschaffenheit der Umstände, entweder Kaiserliche
oder Königliche oder Kaiserlich-Königliche Maje-
stät
genannt werden, da sonst nur der Titel: König-
liche Würde, Hoheit
etc. gewönlich war d]. Die
ältere Bedeutung und den wilkührlichen Gebrauch des
Majestätstitels nicht zu gedenken, eigneten sich die
römischteutschen Kaiser besonders seit Karl V. densel-
ben vorzüglich zu, und wolten ihn keinem andern Mon-
archen verwilligen e]. Doch fingen diese nach und
nach auch an sich dessen zu bedienen, legten ihn ein-
ander bey, und erhielten ihn auch, seit dem westphäli-
schen Frieden, von dem Kaiser theils durch Verträge,
theils durch stilschweigende Bewilligungen von Zeit zu
Zeit zugestanden f]. Spanien und Frankreich machten
den Anfang damit. Doch erstreckte sich dies nicht auf
die in der Reichskanzley ausgefertigte Schreiben, und
Preussen erhielt auch dieses Vorrecht unter Karl VII.
durch ein besonderes Kaiserliches Rescript g]. Heut-
zutage wird daher der Titel: Majestat als verbunden
mit der königlichen Würde betrachtet, obgleich Frank-
reich und Spanien solchen Preussen im Utrechter Frie-
den durch einen Separatartikel noch besonders bewil-
ligten h].

a] Mosers Versuch 1. Th. S. 240.
b] Vattel
F f 3

und andern Ehrenzeichen der Regenten.
einigen, durch beſondere Verguͤnſtigungen, zugeteilt
ſind. Die Regenten der republikaniſchen Staaten in
Europa bedienen ſich keiner ihnen gemeinſamen Titu-
latur, indem einige Hochmoͤgende, die andern Groß-
moͤgende
ꝛc. Herrn genant werden a]. Den monarchi-
ſchen Regenten aber iſt der Titel: Majeſtaͤt b] ge-
mein, den ietzt alle gekroͤnte Haͤupter, auſſer dem
Papſte c], einander beizulegen, und ſolchen auch von
den Republiken zu erhalten pflegen, ſo daß ſie, nach
Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, entweder Kaiſerliche
oder Koͤnigliche oder Kaiſerlich-Koͤnigliche Maje-
ſtaͤt
genannt werden, da ſonſt nur der Titel: Koͤnig-
liche Wuͤrde, Hoheit
ꝛc. gewoͤnlich war d]. Die
aͤltere Bedeutung und den wilkuͤhrlichen Gebrauch des
Majeſtaͤtstitels nicht zu gedenken, eigneten ſich die
roͤmiſchteutſchen Kaiſer beſonders ſeit Karl V. denſel-
ben vorzuͤglich zu, und wolten ihn keinem andern Mon-
archen verwilligen e]. Doch fingen dieſe nach und
nach auch an ſich deſſen zu bedienen, legten ihn ein-
ander bey, und erhielten ihn auch, ſeit dem weſtphaͤli-
ſchen Frieden, von dem Kaiſer theils durch Vertraͤge,
theils durch ſtilſchweigende Bewilligungen von Zeit zu
Zeit zugeſtanden f]. Spanien und Frankreich machten
den Anfang damit. Doch erſtreckte ſich dies nicht auf
die in der Reichskanzley ausgefertigte Schreiben, und
Preuſſen erhielt auch dieſes Vorrecht unter Karl VII.
durch ein beſonderes Kaiſerliches Reſcript g]. Heut-
zutage wird daher der Titel: Majeſtat als verbunden
mit der koͤniglichen Wuͤrde betrachtet, obgleich Frank-
reich und Spanien ſolchen Preuſſen im Utrechter Frie-
den durch einen Separatartikel noch beſonders bewil-
ligten h].

a] Moſers Verſuch 1. Th. S. 240.
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F f 3
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[453/0467] und andern Ehrenzeichen der Regenten. einigen, durch beſondere Verguͤnſtigungen, zugeteilt ſind. Die Regenten der republikaniſchen Staaten in Europa bedienen ſich keiner ihnen gemeinſamen Titu- latur, indem einige Hochmoͤgende, die andern Groß- moͤgende ꝛc. Herrn genant werden a]. Den monarchi- ſchen Regenten aber iſt der Titel: Majeſtaͤt b] ge- mein, den ietzt alle gekroͤnte Haͤupter, auſſer dem Papſte c], einander beizulegen, und ſolchen auch von den Republiken zu erhalten pflegen, ſo daß ſie, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, entweder Kaiſerliche oder Koͤnigliche oder Kaiſerlich-Koͤnigliche Maje- ſtaͤt genannt werden, da ſonſt nur der Titel: Koͤnig- liche Wuͤrde, Hoheit ꝛc. gewoͤnlich war d]. Die aͤltere Bedeutung und den wilkuͤhrlichen Gebrauch des Majeſtaͤtstitels nicht zu gedenken, eigneten ſich die roͤmiſchteutſchen Kaiſer beſonders ſeit Karl V. denſel- ben vorzuͤglich zu, und wolten ihn keinem andern Mon- archen verwilligen e]. Doch fingen dieſe nach und nach auch an ſich deſſen zu bedienen, legten ihn ein- ander bey, und erhielten ihn auch, ſeit dem weſtphaͤli- ſchen Frieden, von dem Kaiſer theils durch Vertraͤge, theils durch ſtilſchweigende Bewilligungen von Zeit zu Zeit zugeſtanden f]. Spanien und Frankreich machten den Anfang damit. Doch erſtreckte ſich dies nicht auf die in der Reichskanzley ausgefertigte Schreiben, und Preuſſen erhielt auch dieſes Vorrecht unter Karl VII. durch ein beſonderes Kaiſerliches Reſcript g]. Heut- zutage wird daher der Titel: Majeſtat als verbunden mit der koͤniglichen Wuͤrde betrachtet, obgleich Frank- reich und Spanien ſolchen Preuſſen im Utrechter Frie- den durch einen Separatartikel noch beſonders bewil- ligten h]. a] Moſers Verſuch 1. Th. S. 240. b] Vattel F f 3

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/467>, abgerufen am 22.11.2024.