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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und dem ursprünglichen Erwerbe.
die Unrechtmässigkeit einer ausschließlichen Anmaßung
desselben in Erwägung kommen. c]

Ausser den ehemaligen Ansprüchen Portugals d]
und nachher gewissermaassen Spaniens e] hat auch in
neuern Zeiten kein Volk in Europa ausdrücklich ein
ausschließliches Recht auf das Weltmeer behauptet,
obwohl einige Mächte der Krone Grosbritannien ein
Bestreben nach Herschaft darauf beigemessen haben. f]

a] Z. B. die Ostsee, oder das balthische Meer. Deswe-
gen verglichen sich Rußland und Preussen, besonders
in Absicht des Handels neutraler Völker im Kriege: de
soutenir, que c'est une mer fermee incontestablement
telle par sa situation locale ou toutes les nations doi-
vent et peuvent naviger en paix etc.
Vertrag v. 8.
May 1781. Art. sep. 1. in Dohms Materialien 4.
Th. S. 254. M. vergl. in Rücksicht Dänemark die
Aeusserungen ebendas. S. 281. und Polit. Journ. May
1781. S. 526.
b] Schrodt P. II. c. 1. §. 12. Martens a. a. O. §. 125.
Schurzfleisch diss. cit. §. 13. schreibt ziemlich heftig:
Atque id indicio est, alienum hic esse imperium ma-
ris vniversi, quod qui vni vindicaret inventus est nemo
qui saperet quidem, neque adeo impetu sed ratione
vteretur.
Ein hartes Urteil, das besonders den Gen-
tilis, Selden etc. trift.
c] Wieferne die Meinung des von Cancrin 1. Abh. 2. K.
§. 57. u. f. S. 46. u. f. statt finde, ergiebt sich aus dem be-
reits Gesagten. Er glaubt nämlich, man müsse bey der
Frage: ob die offenbare See einer Herschaft unterworfen
sey? zwey Punkte in Betrachtung ziehn: 1] ob es nach
der Natur des Völkerrechts erlaubt, 2] ob es nach der
Natur des Meeres und der Macht der Völker möglich
sey? Die erste Frage müsse beiaht werden, weil alle
Dinge zum Gebrauch der Menschen erschaffen sind und
dem gehören, der sie zuerst occupirt. Aus diesem Grunde
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und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
die Unrechtmaͤſſigkeit einer ausſchließlichen Anmaßung
deſſelben in Erwaͤgung kommen. c]

Auſſer den ehemaligen Anſpruͤchen Portugals d]
und nachher gewiſſermaaſſen Spaniens e] hat auch in
neuern Zeiten kein Volk in Europa ausdruͤcklich ein
ausſchließliches Recht auf das Weltmeer behauptet,
obwohl einige Maͤchte der Krone Grosbritannien ein
Beſtreben nach Herſchaft darauf beigemeſſen haben. f]

a] Z. B. die Oſtſee, oder das balthiſche Meer. Deswe-
gen verglichen ſich Rußland und Preuſſen, beſonders
in Abſicht des Handels neutraler Voͤlker im Kriege: de
ſoutenir, que c’eſt une mer fermée inconteſtablement
telle par ſa ſituation locale où toutes les nations doi-
vent et peuvent naviger en paix etc.
Vertrag v. 8.
May 1781. Art. ſep. 1. in Dohms Materialien 4.
Th. S. 254. M. vergl. in Ruͤckſicht Daͤnemark die
Aeuſſerungen ebendaſ. S. 281. und Polit. Journ. May
1781. S. 526.
b] Schrodt P. II. c. 1. §. 12. Martens a. a. O. §. 125.
Schurzfleiſch diſſ. cit. §. 13. ſchreibt ziemlich heftig:
Atque id indicio eſt, alienum hic eſſe imperium ma-
ris vniverſi, quod qui vni vindicaret inventus eſt nemo
qui ſaperet quidem, neque adeo impetu ſed ratione
vteretur.
Ein hartes Urteil, das beſonders den Gen-
tilis, Selden ꝛc. trift.
c] Wieferne die Meinung des von Cancrin 1. Abh. 2. K.
§. 57. u. f. S. 46. u. f. ſtatt finde, ergiebt ſich aus dem be-
reits Geſagten. Er glaubt naͤmlich, man muͤſſe bey der
Frage: ob die offenbare See einer Herſchaft unterworfen
ſey? zwey Punkte in Betrachtung ziehn: 1] ob es nach
der Natur des Voͤlkerrechts erlaubt, 2] ob es nach der
Natur des Meeres und der Macht der Voͤlker moͤglich
ſey? Die erſte Frage muͤſſe beiaht werden, weil alle
Dinge zum Gebrauch der Menſchen erſchaffen ſind und
dem gehoͤren, der ſie zuerſt occupirt. Aus dieſem Grunde
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[35/0049] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. die Unrechtmaͤſſigkeit einer ausſchließlichen Anmaßung deſſelben in Erwaͤgung kommen. c] Auſſer den ehemaligen Anſpruͤchen Portugals d] und nachher gewiſſermaaſſen Spaniens e] hat auch in neuern Zeiten kein Volk in Europa ausdruͤcklich ein ausſchließliches Recht auf das Weltmeer behauptet, obwohl einige Maͤchte der Krone Grosbritannien ein Beſtreben nach Herſchaft darauf beigemeſſen haben. f] a] Z. B. die Oſtſee, oder das balthiſche Meer. Deswe- gen verglichen ſich Rußland und Preuſſen, beſonders in Abſicht des Handels neutraler Voͤlker im Kriege: de ſoutenir, que c’eſt une mer fermée inconteſtablement telle par ſa ſituation locale où toutes les nations doi- vent et peuvent naviger en paix etc. Vertrag v. 8. May 1781. Art. ſep. 1. in Dohms Materialien 4. Th. S. 254. M. vergl. in Ruͤckſicht Daͤnemark die Aeuſſerungen ebendaſ. S. 281. und Polit. Journ. May 1781. S. 526. b] Schrodt P. II. c. 1. §. 12. Martens a. a. O. §. 125. Schurzfleiſch diſſ. cit. §. 13. ſchreibt ziemlich heftig: Atque id indicio eſt, alienum hic eſſe imperium ma- ris vniverſi, quod qui vni vindicaret inventus eſt nemo qui ſaperet quidem, neque adeo impetu ſed ratione vteretur. Ein hartes Urteil, das beſonders den Gen- tilis, Selden ꝛc. trift. c] Wieferne die Meinung des von Cancrin 1. Abh. 2. K. §. 57. u. f. S. 46. u. f. ſtatt finde, ergiebt ſich aus dem be- reits Geſagten. Er glaubt naͤmlich, man muͤſſe bey der Frage: ob die offenbare See einer Herſchaft unterworfen ſey? zwey Punkte in Betrachtung ziehn: 1] ob es nach der Natur des Voͤlkerrechts erlaubt, 2] ob es nach der Natur des Meeres und der Macht der Voͤlker moͤglich ſey? Die erſte Frage muͤſſe beiaht werden, weil alle Dinge zum Gebrauch der Menſchen erſchaffen ſind und dem gehoͤren, der ſie zuerſt occupirt. Aus dieſem Grunde koͤnten C 2

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/49>, abgerufen am 03.12.2024.