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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

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und dem ursprünglichen Erwerbe.
c] Man sehe Mosers Grunds. des europ. V. R. in Fr.
Zeit. 4. Buch 1. K. Martens precis L. IV. c. 4.
§. 124. 125. und 132. von Cancrin Wasserrecht
1. Abh. 2. Kap. §. 87. S. 66. u. f. La liberte de
la navigat.
§. 23.
§. 30.
Rechte des teutschen Reichs und der ein-
zelnen Landesherrn
.

In vorigen Zeiten maasten sich die römischteutschen
Kaiser, vermöge ihrer eingebildeten Herschaft über die
Welt, auch vorzügliche Rechte nicht nur über das an
Teutschland stossende Meer, sondern auch über andere
Meere in Europa an. Daher liessen verschiedene euro-
päische Nazionen, als sie noch in genauerer Verbin-
dung mit dem teutschen Reiche standen, sich von ihnen
besondere Vergünstigungen über das Meer ertheilen. a]
Die meisten der oben erzählten Eigenthumsprätenden-
ten haben dergleichen für sich aufzuweisen. Nachdem
man von ienem Irthum zurückgekommen, maßt sich
der Kaiser heutzutage keiner besondern Oberher-
schaft über die Meere weiter an; iedoch stehen dem
teutschen Reiche alle dieienigen Rechte darüber zu, wel-
che andere Völker in Europa geniessen. Diese Rechte
aber werden, seit begründeter Landeshoheit der Reichs-
stände, nicht vom Kaiser, sondern von den einzelnen
Landesherrn ausgeübt, deren Gebiet am Meere liegt;
und zwar nach allen obigen Grundsätzen. b]

Diese finden auch zwischen den teutschen Landesherrn
untereinander, z. B. bey dem an den Grenzen von
Teutschland und der schweizerischen Eidgenossenschaft
gelegenen, an das Gebiet verschiedener Reichsstände
des schwäbischen Kraises stossenden Bodensee [mare
Sueuicum, Lacus Bodamicus
] statt. Zwar hat das

Haus
D 4
und dem urſpruͤnglichen Erwerbe.
c] Man ſehe Moſers Grundſ. des europ. V. R. in Fr.
Zeit. 4. Buch 1. K. Martens précis L. IV. c. 4.
§. 124. 125. und 132. von Cancrin Waſſerrecht
1. Abh. 2. Kap. §. 87. S. 66. u. f. La liberté de
la navigat.
§. 23.
§. 30.
Rechte des teutſchen Reichs und der ein-
zelnen Landesherrn
.

In vorigen Zeiten maaſten ſich die roͤmiſchteutſchen
Kaiſer, vermoͤge ihrer eingebildeten Herſchaft uͤber die
Welt, auch vorzuͤgliche Rechte nicht nur uͤber das an
Teutſchland ſtoſſende Meer, ſondern auch uͤber andere
Meere in Europa an. Daher lieſſen verſchiedene euro-
paͤiſche Nazionen, als ſie noch in genauerer Verbin-
dung mit dem teutſchen Reiche ſtanden, ſich von ihnen
beſondere Verguͤnſtigungen uͤber das Meer ertheilen. a]
Die meiſten der oben erzaͤhlten Eigenthumspraͤtenden-
ten haben dergleichen fuͤr ſich aufzuweiſen. Nachdem
man von ienem Irthum zuruͤckgekommen, maßt ſich
der Kaiſer heutzutage keiner beſondern Oberher-
ſchaft uͤber die Meere weiter an; iedoch ſtehen dem
teutſchen Reiche alle dieienigen Rechte daruͤber zu, wel-
che andere Voͤlker in Europa genieſſen. Dieſe Rechte
aber werden, ſeit begruͤndeter Landeshoheit der Reichs-
ſtaͤnde, nicht vom Kaiſer, ſondern von den einzelnen
Landesherrn ausgeuͤbt, deren Gebiet am Meere liegt;
und zwar nach allen obigen Grundſaͤtzen. b]

Dieſe finden auch zwiſchen den teutſchen Landesherrn
untereinander, z. B. bey dem an den Grenzen von
Teutſchland und der ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft
gelegenen, an das Gebiet verſchiedener Reichsſtaͤnde
des ſchwaͤbiſchen Kraiſes ſtoſſenden Bodenſee [mare
Sueuicum, Lacus Bodamicus
] ſtatt. Zwar hat das

Haus
D 4
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[55/0069] und dem urſpruͤnglichen Erwerbe. c] Man ſehe Moſers Grundſ. des europ. V. R. in Fr. Zeit. 4. Buch 1. K. Martens précis L. IV. c. 4. §. 124. 125. und 132. von Cancrin Waſſerrecht 1. Abh. 2. Kap. §. 87. S. 66. u. f. La liberté de la navigat. §. 23. §. 30. Rechte des teutſchen Reichs und der ein- zelnen Landesherrn. In vorigen Zeiten maaſten ſich die roͤmiſchteutſchen Kaiſer, vermoͤge ihrer eingebildeten Herſchaft uͤber die Welt, auch vorzuͤgliche Rechte nicht nur uͤber das an Teutſchland ſtoſſende Meer, ſondern auch uͤber andere Meere in Europa an. Daher lieſſen verſchiedene euro- paͤiſche Nazionen, als ſie noch in genauerer Verbin- dung mit dem teutſchen Reiche ſtanden, ſich von ihnen beſondere Verguͤnſtigungen uͤber das Meer ertheilen. a] Die meiſten der oben erzaͤhlten Eigenthumspraͤtenden- ten haben dergleichen fuͤr ſich aufzuweiſen. Nachdem man von ienem Irthum zuruͤckgekommen, maßt ſich der Kaiſer heutzutage keiner beſondern Oberher- ſchaft uͤber die Meere weiter an; iedoch ſtehen dem teutſchen Reiche alle dieienigen Rechte daruͤber zu, wel- che andere Voͤlker in Europa genieſſen. Dieſe Rechte aber werden, ſeit begruͤndeter Landeshoheit der Reichs- ſtaͤnde, nicht vom Kaiſer, ſondern von den einzelnen Landesherrn ausgeuͤbt, deren Gebiet am Meere liegt; und zwar nach allen obigen Grundſaͤtzen. b] Dieſe finden auch zwiſchen den teutſchen Landesherrn untereinander, z. B. bey dem an den Grenzen von Teutſchland und der ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft gelegenen, an das Gebiet verſchiedener Reichsſtaͤnde des ſchwaͤbiſchen Kraiſes ſtoſſenden Bodenſee [mare Sueuicum, Lacus Bodamicus] ſtatt. Zwar hat das Haus D 4

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/69>, abgerufen am 27.11.2024.