Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. Coronae Magnae Britanniae commodum olim visumfuerit donare vendere aut quoquo modo ab se alienare dictae vrbis Gibraltaricae proprietatem, vt prima ante alios ejus redimendae optio Coronae Hispanicae sem- per deferatur; und Art. 11. quodsi quando insulam Minorcae et portus, oppida locaque in eadem sita a Corona regnorum suorum quovismodo alienari in po- sterum contigerit, dabitur Coronae Hispanicae ante nationem aliam quamcunque prima optio possessionem et proprietatem praememoratae insulae redimendi. e] Wenn z. B. das in Europa einmal angenommene System des Gleichgewichts [1. Th. 1. B. 5. K.] augenschein- lich durch die Veräusserung leiden und den Nachbarn ein offenbarer Nachtheil zugefügt werden oder eine etwa über- nommene Garantie der die Veräusserungen verbietenden Staatsgrundgesetze es erfodern solte. Der von dem Hause Oesterreich vor einiger Zeit beabsichtigte Austausch der österreichischen Niederlande gegen Bayern veranlaste über die hierunter gültigen Grundsätze mancherley merk- würdige Erklärungen der europäischen und teutschen Höfe. Preussen äusserte: daß, da durch den Tausch von ganz Bayern gegen die Niederlande das Gleichgewicht von Teutschland und selbst von Europa verlohren gehen würde, so könne dem Kurhause Brandenburg, welches natürlich das erste Opfer davon seyn würde, so könne einem Kö- nige von Preussen wohl mit Grunde nicht verdacht wer- den, wenn er einen solchen an sich nicht rechtmässigen, sondern der Reichsverfassung und den Friedensschlüssen zuwiderlaufenden Ländertausch durch constitutionsmässige Mittel zu hemmen suche; und behauptete: daß weil die pfalzbaierischen Hausverträge die Veräusserung der Lande ausdrücklich verböten und solche in dem Teschner Frieden bestätigt worden wären, dieser aber mit allen seinen besondern Verträgen von S. Maj. dem König und vom Kurfürsten zu Sachsen als vorzüglichen Contrahenten oder den abgeleiteten Erwerbungsarten. Coronae Magnae Britanniae commodum olim viſumfuerit donare vendere aut quoquo modo ab ſe alienare dictae vrbis Gibraltaricae proprietatem, vt prima ante alios ejus redimendae optio Coronae Hispanicae ſem- per deferatur; und Art. 11. quodſi quando inſulam Minorcae et portus, oppida locaque in eadem ſita a Corona regnorum ſuorum quovismodo alienari in po- ſterum contigerit, dabitur Coronae Hispanicae ante nationem aliam quamcunque prima optio poſſeſſionem et proprietatem praememoratae inſulae redimendi. e] Wenn z. B. das in Europa einmal angenommene Syſtem des Gleichgewichts [1. Th. 1. B. 5. K.] augenſchein- lich durch die Veraͤuſſerung leiden und den Nachbarn ein offenbarer Nachtheil zugefuͤgt werden oder eine etwa uͤber- nommene Garantie der die Veraͤuſſerungen verbietenden Staatsgrundgeſetze es erfodern ſolte. Der von dem Hauſe Oeſterreich vor einiger Zeit beabſichtigte Austauſch der oͤſterreichiſchen Niederlande gegen Bayern veranlaſte uͤber die hierunter guͤltigen Grundſaͤtze mancherley merk- wuͤrdige Erklaͤrungen der europaͤiſchen und teutſchen Hoͤfe. Preuſſen aͤuſſerte: daß, da durch den Tauſch von ganz Bayern gegen die Niederlande das Gleichgewicht von Teutſchland und ſelbſt von Europa verlohren gehen wuͤrde, ſo koͤnne dem Kurhauſe Brandenburg, welches natuͤrlich das erſte Opfer davon ſeyn wuͤrde, ſo koͤnne einem Koͤ- nige von Preuſſen wohl mit Grunde nicht verdacht wer- den, wenn er einen ſolchen an ſich nicht rechtmaͤſſigen, ſondern der Reichsverfaſſung und den Friedensſchluͤſſen zuwiderlaufenden Laͤndertauſch durch conſtitutionsmaͤſſige Mittel zu hemmen ſuche; und behauptete: daß weil die pfalzbaieriſchen Hausvertraͤge die Veraͤuſſerung der Lande ausdruͤcklich verboͤten und ſolche in dem Teſchner Frieden beſtaͤtigt worden waͤren, dieſer aber mit allen ſeinen beſondern Vertraͤgen von S. Maj. dem Koͤnig und vom Kurfuͤrſten zu Sachſen als vorzuͤglichen Contrahenten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note place="end" n="d]"><pb facs="#f0093" n="79"/><fw place="top" type="header">oder den abgeleiteten Erwerbungsarten.</fw><lb/><hi rendition="#aq">Coronae Magnae Britanniae commodum olim viſum<lb/> fuerit <hi rendition="#i">donare</hi> vendere aut quoquo modo ab ſe alienare<lb/> dictae vrbis Gibraltaricae proprietatem, vt prima ante<lb/> alios ejus redimendae optio Coronae Hispanicae ſem-<lb/> per deferatur;</hi> und Art. 11. <hi rendition="#aq">quodſi quando inſulam<lb/> Minorcae et portus, oppida locaque in eadem ſita a<lb/> Corona regnorum ſuorum quovismodo alienari in po-<lb/> ſterum contigerit, dabitur Coronae Hispanicae ante<lb/> nationem aliam quamcunque prima optio poſſeſſionem<lb/> et proprietatem praememoratae inſulae redimendi.</hi></note><lb/> <note place="end" n="e]">Wenn z. 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Coronae Magnae Britanniae commodum olim viſum
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dictae vrbis Gibraltaricae proprietatem, vt prima ante
alios ejus redimendae optio Coronae Hispanicae ſem-
per deferatur; und Art. 11. quodſi quando inſulam
Minorcae et portus, oppida locaque in eadem ſita a
Corona regnorum ſuorum quovismodo alienari in po-
ſterum contigerit, dabitur Coronae Hispanicae ante
nationem aliam quamcunque prima optio poſſeſſionem
et proprietatem praememoratae inſulae redimendi.
e] Wenn z. B. das in Europa einmal angenommene Syſtem
des Gleichgewichts [1. Th. 1. B. 5. K.] augenſchein-
lich durch die Veraͤuſſerung leiden und den Nachbarn ein
offenbarer Nachtheil zugefuͤgt werden oder eine etwa uͤber-
nommene Garantie der die Veraͤuſſerungen verbietenden
Staatsgrundgeſetze es erfodern ſolte. Der von dem
Hauſe Oeſterreich vor einiger Zeit beabſichtigte Austauſch
der oͤſterreichiſchen Niederlande gegen Bayern veranlaſte
uͤber die hierunter guͤltigen Grundſaͤtze mancherley merk-
wuͤrdige Erklaͤrungen der europaͤiſchen und teutſchen Hoͤfe.
Preuſſen aͤuſſerte: daß, da durch den Tauſch von ganz
Bayern gegen die Niederlande das Gleichgewicht von
Teutſchland und ſelbſt von Europa verlohren gehen wuͤrde,
ſo koͤnne dem Kurhauſe Brandenburg, welches natuͤrlich
das erſte Opfer davon ſeyn wuͤrde, ſo koͤnne einem Koͤ-
nige von Preuſſen wohl mit Grunde nicht verdacht wer-
den, wenn er einen ſolchen an ſich nicht rechtmaͤſſigen,
ſondern der Reichsverfaſſung und den Friedensſchluͤſſen
zuwiderlaufenden Laͤndertauſch durch conſtitutionsmaͤſſige
Mittel zu hemmen ſuche; und behauptete: daß weil
die pfalzbaieriſchen Hausvertraͤge die Veraͤuſſerung der
Lande ausdruͤcklich verboͤten und ſolche in dem Teſchner
Frieden beſtaͤtigt worden waͤren, dieſer aber mit allen
ſeinen beſondern Vertraͤgen von S. Maj. dem Koͤnig und
vom Kurfuͤrſten zu Sachſen als vorzuͤglichen Contrahenten
und
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