Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. IV. De vera cujuslibet status felicitate. Verulamio seine [Atlanti]dem. * Denn was aber seine Atlanditem betrifft,so gehet solche dahin: Er hat gesehen, daß unter denen Gelehrten viele Zänckereyen und Wort-Streite, daher hat er in diesem Buche gewiesen, wie man das ändern könne, und wie eine societas litteraria anzulegen. Hertius muß das Buch nicht gelesen haben, sonst würde er ihn nicht da- hin referiret haben. Der Baco de Verulamio hat auch einen Tractat de augmentis scientiarum geschrieben, welchen die Engeländer gefolget, und hernach grosse progressen in mathematicis und physicis gemacht. Man hat auch noch des Octavii Pisani Lycurgum Italiänisch geschrieben, wel- chen einer in Sultzbach, Nahmens Hoffmann, ins Teutsche übersetzet. Es ist liber ineptissimus, und hat Hertius schon gewiesen, daß wenig Trost daraus zu nehmen. Er gehet sonderlich darauf, wie die processe zu ver- kürtzen. Da nun Herr Thomasius unterschiedliche Dissert. geschrieben, de abbreviandis processibus, so hat er diesen Lycurgum sehr gestriegelt. Einige Dinge sind freylich auch darinnen, welche gut sind, aber bey de- nen meisten bekommt man einen Eckel. nigen welche gar keine Re- publiguen lei- den wollen. §. 17. 18. Einige haben nun gemeynet, sie wollten ad Platonis nicht * Er war Cantzler in Engeland. Man hat seine opera zu Franckfurt zusammen ge-
druckt in fol. Er hat aber noch einige opuscula in Englischer Sprache ge- schrieben, welche da nicht mit beygedruckt sind. Sonst hat er das Leben Henrici VII. beschrieben, welches Ezechiel Spanheim vor ein pragmatisches und politisches Buch gehalten, das wenig seines gleichen habe. Cap. IV. De vera cujuslibet ſtatus felicitate. Verulamio ſeine [Atlanti]dem. * Denn was aber ſeine Atlanditem betrifft,ſo gehet ſolche dahin: Er hat geſehen, daß unter denen Gelehrten viele Zaͤnckereyen und Wort-Streite, daher hat er in dieſem Buche gewieſen, wie man das aͤndern koͤnne, und wie eine ſocietas litteraria anzulegen. Hertius muß das Buch nicht geleſen haben, ſonſt wuͤrde er ihn nicht da- hin referiret haben. Der Baco de Verulamio hat auch einen Tractat de augmentis ſcientiarum geſchrieben, welchen die Engelaͤnder gefolget, und hernach groſſe progreſſen in mathematicis und phyſicis gemacht. Man hat auch noch des Octavii Piſani Lycurgum Italiaͤniſch geſchrieben, wel- chen einer in Sultzbach, Nahmens Hoffmann, ins Teutſche uͤberſetzet. Es iſt liber ineptiſſimus, und hat Hertius ſchon gewieſen, daß wenig Troſt daraus zu nehmen. Er gehet ſonderlich darauf, wie die proceſſe zu ver- kuͤrtzen. Da nun Herr Thomaſius unterſchiedliche Diſſert. geſchrieben, de abbreviandis proceſſibus, ſo hat er dieſen Lycurgum ſehr geſtriegelt. Einige Dinge ſind freylich auch darinnen, welche gut ſind, aber bey de- nen meiſten bekommt man einen Eckel. nigen welche gar keine Re- publiguen lei- den wollen. §. 17. 18. Einige haben nun gemeynet, ſie wollten ad Platonis nicht * Er war Cantzler in Engeland. Man hat ſeine opera zu Franckfurt zuſammen ge-
druckt in fol. Er hat aber noch einige opuſcula in Engliſcher Sprache ge- ſchrieben, welche da nicht mit beygedruckt ſind. Sonſt hat er das Leben Henrici VII. beſchrieben, welches Ezechiel Spanheim vor ein pragmatiſches und politiſches Buch gehalten, das wenig ſeines gleichen habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0136" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi></hi> IV. De vera cujuslibet ſtatus felicitate.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Verulamio</hi> ſeine <hi rendition="#aq"><supplied>Atlanti</supplied>dem.</hi> <note place="foot" n="*">Er war Cantzler in Engeland. Man hat ſeine <hi rendition="#aq">opera</hi> zu Franckfurt zuſammen ge-<lb/><hi rendition="#et">druckt <hi rendition="#aq">in fol.</hi> Er hat aber noch einige <hi rendition="#aq">opuſcula</hi> in Engliſcher Sprache ge-<lb/> ſchrieben, welche da nicht mit beygedruckt ſind. Sonſt hat er das Leben<lb/><hi rendition="#aq">Henrici VII.</hi> beſchrieben, welches <hi rendition="#aq">Ezechiel Spanheim</hi> vor ein <hi rendition="#aq">pragmati</hi>ſches<lb/> und <hi rendition="#aq">politi</hi>ſches Buch gehalten, das wenig ſeines gleichen habe.</hi></note> Denn was aber ſeine <hi rendition="#aq">Atlanditem</hi> betrifft,<lb/> ſo gehet ſolche dahin: Er hat geſehen, daß unter denen Gelehrten viele<lb/> Zaͤnckereyen und Wort-Streite, daher hat er in dieſem Buche gewieſen,<lb/> wie man das aͤndern koͤnne, und wie eine <hi rendition="#aq">ſocietas litteraria</hi> anzulegen.<lb/><hi rendition="#aq">Hertius</hi> muß das Buch nicht geleſen haben, ſonſt wuͤrde er ihn nicht da-<lb/> hin <hi rendition="#aq">referi</hi>ret haben. Der <hi rendition="#aq">Baco de Verulamio</hi> hat auch einen <hi rendition="#aq">Tractat de<lb/> augmentis ſcientiarum</hi> geſchrieben, welchen die Engelaͤnder gefolget, und<lb/> hernach groſſe <hi rendition="#aq">progreſſ</hi>en in <hi rendition="#aq">mathematicis</hi> und <hi rendition="#aq">phyſicis</hi> gemacht. Man<lb/> hat auch noch des <hi rendition="#aq">Octavii Piſani Lycurgum</hi> Italiaͤniſch geſchrieben, wel-<lb/> chen einer in Sultzbach, Nahmens <hi rendition="#aq">Hoffmann,</hi> ins Teutſche uͤberſetzet.<lb/> Es iſt <hi rendition="#aq">liber ineptiſſimus,</hi> und hat <hi rendition="#aq">Hertius</hi> ſchon gewieſen, daß wenig Troſt<lb/> daraus zu nehmen. Er gehet ſonderlich darauf, wie die <hi rendition="#aq">proceſſe</hi> zu ver-<lb/> kuͤrtzen. Da nun Herr <hi rendition="#aq">Thomaſius</hi> unterſchiedliche <hi rendition="#aq">Diſſert.</hi> geſchrieben,<lb/><hi rendition="#aq">de abbreviandis proceſſibus,</hi> ſo hat er dieſen <hi rendition="#aq">Lycurgum</hi> ſehr geſtriegelt.<lb/> Einige Dinge ſind freylich auch darinnen, welche gut ſind, aber bey de-<lb/> nen meiſten bekommt man einen Eckel.</p><lb/> <note place="left">Von denenje-<lb/> nigen welche<lb/> gar keine Re-<lb/> publiguen lei-<lb/> den wollen.</note> <p>§. 17. 18. Einige haben nun gemeynet, ſie wollten <hi rendition="#aq">ad Platonis<lb/> perfectionem</hi> kommen; andere aber haben das Kind mit dem Bad hin-<lb/> aus geworffen, und ſagen: Wir koͤnnen keine <hi rendition="#aq">respublicas felices</hi> erhal-<lb/> ten; Wo ein <hi rendition="#aq">imperium</hi> iſt, iſt es nichts; laßt uns fromm ſeyn; wir<lb/> brauchen kein <hi rendition="#aq">imperium.</hi> Es iſt aber eine <hi rendition="#aq">mera abſtractio,</hi> wenn man<lb/> ſagt, wir brauchen kein <hi rendition="#aq">imperium,</hi> wenn wir fromm ſind; und iſt es<lb/> eben ſo <hi rendition="#aq">argumenti</hi>ret, als wenn ich ſage: <hi rendition="#aq">Si aſinus volat, habet pennas,</hi><lb/> oder wenn eine Kugel ins <hi rendition="#aq">æquilibrium</hi> gebracht wird, ſo kan ſie auf ei-<lb/> ner Nadel-Spitze ruhen, wo iſt das <hi rendition="#aq">æquilibrium?</hi> Wo ſind die <hi rendition="#aq">Chriſtia-<lb/> ni veri?</hi> Und wenn auch einige Menſchen da, welche <hi rendition="#aq">perfect</hi> ſind, ſo blei-<lb/> bet es doch nicht ſo. Wir ſehen zugleich beym Anfang der Welt einen<lb/> Cain, beym Noah war ein Cham; und wenn die Enthuſiaſten ſagen,<lb/> ſie waͤren wahre Chriſten, ſo ſind ſie die gefaͤhrlichſten Chriſten, abſon-<lb/> derlich wenn ſie einen <hi rendition="#aq">raptum</hi> bekommen, unter zwantzig naͤrriſchen Ge-<lb/> dancken haben ſie bisweilen einen guten Gedancken, gleichwie man kein<lb/> naͤrriſch Buch findet, darinnen nicht auch etwas Gutes angetroffen wird.<lb/> Es iſt freylich keine Secte, die nicht auch was Gutes ſollte an ſich ha-<lb/> ben, das Gute behalten wir, aber die naͤrriſchen Sachen nehmen wir<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0136]
Cap. IV. De vera cujuslibet ſtatus felicitate.
Verulamio ſeine Atlantidem. * Denn was aber ſeine Atlanditem betrifft,
ſo gehet ſolche dahin: Er hat geſehen, daß unter denen Gelehrten viele
Zaͤnckereyen und Wort-Streite, daher hat er in dieſem Buche gewieſen,
wie man das aͤndern koͤnne, und wie eine ſocietas litteraria anzulegen.
Hertius muß das Buch nicht geleſen haben, ſonſt wuͤrde er ihn nicht da-
hin referiret haben. Der Baco de Verulamio hat auch einen Tractat de
augmentis ſcientiarum geſchrieben, welchen die Engelaͤnder gefolget, und
hernach groſſe progreſſen in mathematicis und phyſicis gemacht. Man
hat auch noch des Octavii Piſani Lycurgum Italiaͤniſch geſchrieben, wel-
chen einer in Sultzbach, Nahmens Hoffmann, ins Teutſche uͤberſetzet.
Es iſt liber ineptiſſimus, und hat Hertius ſchon gewieſen, daß wenig Troſt
daraus zu nehmen. Er gehet ſonderlich darauf, wie die proceſſe zu ver-
kuͤrtzen. Da nun Herr Thomaſius unterſchiedliche Diſſert. geſchrieben,
de abbreviandis proceſſibus, ſo hat er dieſen Lycurgum ſehr geſtriegelt.
Einige Dinge ſind freylich auch darinnen, welche gut ſind, aber bey de-
nen meiſten bekommt man einen Eckel.
§. 17. 18. Einige haben nun gemeynet, ſie wollten ad Platonis
perfectionem kommen; andere aber haben das Kind mit dem Bad hin-
aus geworffen, und ſagen: Wir koͤnnen keine respublicas felices erhal-
ten; Wo ein imperium iſt, iſt es nichts; laßt uns fromm ſeyn; wir
brauchen kein imperium. Es iſt aber eine mera abſtractio, wenn man
ſagt, wir brauchen kein imperium, wenn wir fromm ſind; und iſt es
eben ſo argumentiret, als wenn ich ſage: Si aſinus volat, habet pennas,
oder wenn eine Kugel ins æquilibrium gebracht wird, ſo kan ſie auf ei-
ner Nadel-Spitze ruhen, wo iſt das æquilibrium? Wo ſind die Chriſtia-
ni veri? Und wenn auch einige Menſchen da, welche perfect ſind, ſo blei-
bet es doch nicht ſo. Wir ſehen zugleich beym Anfang der Welt einen
Cain, beym Noah war ein Cham; und wenn die Enthuſiaſten ſagen,
ſie waͤren wahre Chriſten, ſo ſind ſie die gefaͤhrlichſten Chriſten, abſon-
derlich wenn ſie einen raptum bekommen, unter zwantzig naͤrriſchen Ge-
dancken haben ſie bisweilen einen guten Gedancken, gleichwie man kein
naͤrriſch Buch findet, darinnen nicht auch etwas Gutes angetroffen wird.
Es iſt freylich keine Secte, die nicht auch was Gutes ſollte an ſich ha-
ben, das Gute behalten wir, aber die naͤrriſchen Sachen nehmen wir
nicht
* Er war Cantzler in Engeland. Man hat ſeine opera zu Franckfurt zuſammen ge-
druckt in fol. Er hat aber noch einige opuſcula in Engliſcher Sprache ge-
ſchrieben, welche da nicht mit beygedruckt ſind. Sonſt hat er das Leben
Henrici VII. beſchrieben, welches Ezechiel Spanheim vor ein pragmatiſches
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