Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.Cap. V. sehr politisch beschrieben, und es deßwegen gethan, damit Louis XIV. sichdarnach richten möge, hat darinnen gewiesen, was Henricus IV. vor Be- diente gehabt in oeconomischen Sachen, in Cammer-Sachen, in Mili- tair-Sachen. Er hat Leute gehabt, so die Handlung verstanden, da sagt Perefix, hieraus könne man sehen, daß er ein kluger König gewesen. Denn hat ein Fürst einen prodigum zu seinen Cameralisten, einen sot zu seinen General, so ist es elend mit ihm beschaffen, und siehet man, daß er kein jugement hat. Den Cardinal Richelieu hat man vor einen gu- ten Mann gehalten, weil er aber keine rechte Leute choisiret, denn in Cammer-Sachen brauchte er lauter Pfaffen: Der Cardinal le Vallette war sein General, so konnte er nicht reussiren. Jetzt wird nicht gefragt werden, was inspecie ein guter Ministre, ein guter Knecht, ein guter Hand- wercks-Mann etc. doch wird von jeden etwas gedacht werden. zweck, Mitteln, Hindernissen etc. des häußli- chen Standes. §. 1. Dieser §. zeiget die connexion mit dem §. praeced. Es sagt bey
Cap. V. ſehr politiſch beſchrieben, und es deßwegen gethan, damit Louis XIV. ſichdarnach richten moͤge, hat darinnen gewieſen, was Henricus IV. vor Be- diente gehabt in œconomiſchen Sachen, in Cammer-Sachen, in Mili- tair-Sachen. Er hat Leute gehabt, ſo die Handlung verſtanden, da ſagt Perefix, hieraus koͤnne man ſehen, daß er ein kluger Koͤnig geweſen. Denn hat ein Fuͤrſt einen prodigum zu ſeinen Cameraliſten, einen ſot zu ſeinen General, ſo iſt es elend mit ihm beſchaffen, und ſiehet man, daß er kein jugement hat. Den Cardinal Richelieu hat man vor einen gu- ten Mann gehalten, weil er aber keine rechte Leute choiſiret, denn in Cammer-Sachen brauchte er lauter Pfaffen: Der Cardinal le Vallette war ſein General, ſo konnte er nicht reuſſiren. Jetzt wird nicht gefragt werden, was inſpecie ein guter Miniſtre, ein guter Knecht, ein guter Hand- wercks-Mann ꝛc. doch wird von jeden etwas gedacht werden. zweck, Mitteln, Hinderniſſen ꝛc. des haͤußli- chen Standes. §. 1. Dieſer §. zeiget die connexion mit dem §. præced. Es ſagt bey
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Cap. V.
ſehr politiſch beſchrieben, und es deßwegen gethan, damit Louis XIV. ſich
darnach richten moͤge, hat darinnen gewieſen, was Henricus IV. vor Be-
diente gehabt in œconomiſchen Sachen, in Cammer-Sachen, in Mili-
tair-Sachen. Er hat Leute gehabt, ſo die Handlung verſtanden, da
ſagt Perefix, hieraus koͤnne man ſehen, daß er ein kluger Koͤnig geweſen.
Denn hat ein Fuͤrſt einen prodigum zu ſeinen Cameraliſten, einen ſot
zu ſeinen General, ſo iſt es elend mit ihm beſchaffen, und ſiehet man, daß
er kein jugement hat. Den Cardinal Richelieu hat man vor einen gu-
ten Mann gehalten, weil er aber keine rechte Leute choiſiret, denn in
Cammer-Sachen brauchte er lauter Pfaffen: Der Cardinal le Vallette
war ſein General, ſo konnte er nicht reuſſiren. Jetzt wird nicht gefragt
werden, was inſpecie ein guter Miniſtre, ein guter Knecht, ein guter Hand-
wercks-Mann ꝛc. doch wird von jeden etwas gedacht werden.
§. 1. Dieſer §. zeiget die connexion mit dem §. præced. Es ſagt
der Autor, daß bisher en general gewieſen worden, was einer zu obſer-
viren habe, ratione felicitatis conſequendæ & conſervandæ; nun aber ge-
het er ad ſpecialia. Weil nun ſocietas domeſtica das meiſte ausmachet
bey der Republic, ſo iſt faſt kein eintziger Scriptor Politicus, der nicht et-
was von der ſocietate domeſtica ſollte beruͤhret haben: Denn es kan
ohnmoͤglich ſeyn, ut res publica ſalva permaneat, und ihren ſcopum erhal-
ten koͤnnen, wenn nicht in dem corpore magno reipublicæ die kleinen ſo-
cietates en bon ordre. Was iſt das vor eine Republic, wo keine œco-
nomie, kein agricola ſapiens, kein pater familias ſapiens? Wo das fun-
dament mangelt, da faͤllt endlich der gantze Bau uͤbern Hauffen. Es
muß unaquæque ſocietas parva mit der Republic conſpiriren; Ein jeder
Hauß-Vater muß ſuchen, daß in ſeiner ſocietate parva eine harmonie;
ſonſt wird dasjenige, was man ſich von der Gluͤckſeligkeit eines groſſen
Staats verſpricht, zu Waſſer gemacht. Daher iſt kein Regent, wel-
cher ſich nicht um den Hauß-Stand bekuͤmmert, und da gute Regeln
giebt. Iſt nun aber dieſes, daß groſſe Herren es ſelbſt thun, wer will
die Gelehrten verdencken, daß, da ſie auf Univerſitaͤten lehren, von der
Kunſt zu regieren, ſie auch etwas von der œconomie vorſtellig machen.
Ja, es waͤre zu wuͤnſchen, daß man ein Collegium Oeconomicum hiel-
te, und nicht in generalibus ſtehen bliebe, ſondern zeigte, was bey denen
Haußhaltungen in Staͤdten und auf dem Lande zu obſerviren; hernach
koͤnnte man auch von einer jeden profesſion etwas ſagen. Man hat
heut zu Tage von Handwercks-Sachen viele ſchoͤne Buͤcher, wir haben
Buͤcher von Goldſchmieden, Seiffenſiedern, vom Wollen-Handel, Bier-
brauen ꝛc. Man kan auch Buͤcher leſen, worinnen der Betrug, welcher
bey
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