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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa aerarium, tributa & vectigalia.
traue mir ein besonderes Collegium, welches wohl ein gantzes Jahr wäh-
ren sollte von dieser materie zu halten. Das principalste kommt auf die
generalia an, welche allen Leuten fehlen, die grossen Herren hierinnen
dienen, deßwegen geschiehet es eben, daß ihre speciale Bemühungen nur
apparenter utiles, und wenn man es beym Licht besiehet, so wird man
gewahr, daß der populus nicht conserviret wird. Wer aber generalia
principia
hat, und hernach die specialia darnach einrichtet, da kan es nicht
anders seyn, als daß es muß gut hinaus schlagen. Wir wollen hier
consideriren 1) Ob ein Fürst Geld haben muß? 2) Was man von
Unterthanen nehmen könne? und 3) Wie es mit denen Unterthanen zu
machen, daß man alle 4-6. Jahr mehr nehmen könne, und deßwegen
doch nicht ihnen das Bette unter dem Leibe wegnehmen darff, wenn man
eine Kopf-Steuer nöthig hat. Alle Republiquen müssen Geld haben,
denn wir sind ja nicht alleine in der Welt. Ja, wenn wir eine Univer-
sal-Monarchie
hätten, so brauchten wir wohl Geld, aber nicht so viel als
jetzo. So aber haben wir Nachbarn, die aggrandiren sich, machen sich
mächtig, und ehe wirs uns versehen, changiren wir unsern maitre, be-
kommen einen maitre, der uns nicht anstehet. Wollen wir also uns
nicht von unsern Nachbarn verschlingen lassen, so wird potentia, Geld
erfordert. Wir müssen Trouppen halten. Es ist nichts so Geldfressend,
als eine Armee zu halten, sonderlich, da heut zu Tage militia mercenaria.
Vordem brauchte man nicht viel, da musten die Edelleute auf ihre Ko-
sten aufsitzen, und wenn die Noth groß war, so musten die Bauren mit
lauffen und schlagen. Zu der Zeit hat man mit einer solchen Armee
Schaden thun können, denn man hatte keine artillerie, sondern nur ge-
wisse instrumenta, womit man konnte Mauren einbrechen etc. Da man
nun aber das Pulver hat, so ist es gantz anders. Die milites merce-
narii
thun auch heut zu Tage nichts, als daß sie exercirt werden. Die
muß ein Herr alle ernehren, und sind sie hodie unentbehrlich propter vi-
cinos.
Viele haben die Augen aufgesperret, da der König in Preussen
so eine grosse Armee hält, weil sonst nicht so viel gehalten worden. Al-
lein jetzo sind grosse Nachbarn da, welche vor diesen nicht gewesen.
Moscau ist jetzo so mächtig, daß es noch manchen wird bange machen.
Einen Staat zu machen, kostet auch dem Herrn Geld. Der Herr muß
*

ja
* ben, sub titulo: Consultatio de pace, worinnen er raisonniret, wie der Frie-
de zu Münster gemacht werden müsse. Er hatte seinen Nahmen nicht drun-
ter gesetzet, aber Lampadius hat ihn nachgehends produciret, wodurch er in
consideration
kommen, und hat sich jedermann gewundert, daß ein solcher
junger Mensch so schreiben könnte.
J i 3

ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
traue mir ein beſonderes Collegium, welches wohl ein gantzes Jahr waͤh-
ren ſollte von dieſer materie zu halten. Das principalſte kommt auf die
generalia an, welche allen Leuten fehlen, die groſſen Herren hierinnen
dienen, deßwegen geſchiehet es eben, daß ihre ſpeciale Bemuͤhungen nur
apparenter utiles, und wenn man es beym Licht beſiehet, ſo wird man
gewahr, daß der populus nicht conſerviret wird. Wer aber generalia
principia
hat, und hernach die ſpecialia darnach einrichtet, da kan es nicht
anders ſeyn, als daß es muß gut hinaus ſchlagen. Wir wollen hier
conſideriren 1) Ob ein Fuͤrſt Geld haben muß? 2) Was man von
Unterthanen nehmen koͤnne? und 3) Wie es mit denen Unterthanen zu
machen, daß man alle 4-6. Jahr mehr nehmen koͤnne, und deßwegen
doch nicht ihnen das Bette unter dem Leibe wegnehmen darff, wenn man
eine Kopf-Steuer noͤthig hat. Alle Republiquen muͤſſen Geld haben,
denn wir ſind ja nicht alleine in der Welt. Ja, wenn wir eine Univer-
ſal-Monarchie
haͤtten, ſo brauchten wir wohl Geld, aber nicht ſo viel als
jetzo. So aber haben wir Nachbarn, die aggrandiren ſich, machen ſich
maͤchtig, und ehe wirs uns verſehen, changiren wir unſern maitre, be-
kommen einen maitre, der uns nicht anſtehet. Wollen wir alſo uns
nicht von unſern Nachbarn verſchlingen laſſen, ſo wird potentia, Geld
erfordert. Wir muͤſſen Trouppen halten. Es iſt nichts ſo Geldfreſſend,
als eine Armee zu halten, ſonderlich, da heut zu Tage militia mercenaria.
Vordem brauchte man nicht viel, da muſten die Edelleute auf ihre Ko-
ſten aufſitzen, und wenn die Noth groß war, ſo muſten die Bauren mit
lauffen und ſchlagen. Zu der Zeit hat man mit einer ſolchen Armee
Schaden thun koͤnnen, denn man hatte keine artillerie, ſondern nur ge-
wiſſe inſtrumenta, womit man konnte Mauren einbrechen ꝛc. Da man
nun aber das Pulver hat, ſo iſt es gantz anders. Die milites merce-
narii
thun auch heut zu Tage nichts, als daß ſie exercirt werden. Die
muß ein Herr alle ernehren, und ſind ſie hodie unentbehrlich propter vi-
cinos.
Viele haben die Augen aufgeſperret, da der Koͤnig in Preuſſen
ſo eine groſſe Armee haͤlt, weil ſonſt nicht ſo viel gehalten worden. Al-
lein jetzo ſind groſſe Nachbarn da, welche vor dieſen nicht geweſen.
Moſcau iſt jetzo ſo maͤchtig, daß es noch manchen wird bange machen.
Einen Staat zu machen, koſtet auch dem Herrn Geld. Der Herr muß
*

ja
* ben, ſub titulo: Conſultatio de pace, worinnen er raiſonniret, wie der Frie-
de zu Muͤnſter gemacht werden muͤſſe. Er hatte ſeinen Nahmen nicht drun-
ter geſetzet, aber Lampadius hat ihn nachgehends produciret, wodurch er in
conſideration
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junger Menſch ſo ſchreiben koͤnnte.
J i 3
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[253/0273] ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. traue mir ein beſonderes Collegium, welches wohl ein gantzes Jahr waͤh- ren ſollte von dieſer materie zu halten. Das principalſte kommt auf die generalia an, welche allen Leuten fehlen, die groſſen Herren hierinnen dienen, deßwegen geſchiehet es eben, daß ihre ſpeciale Bemuͤhungen nur apparenter utiles, und wenn man es beym Licht beſiehet, ſo wird man gewahr, daß der populus nicht conſerviret wird. Wer aber generalia principia hat, und hernach die ſpecialia darnach einrichtet, da kan es nicht anders ſeyn, als daß es muß gut hinaus ſchlagen. Wir wollen hier conſideriren 1) Ob ein Fuͤrſt Geld haben muß? 2) Was man von Unterthanen nehmen koͤnne? und 3) Wie es mit denen Unterthanen zu machen, daß man alle 4-6. Jahr mehr nehmen koͤnne, und deßwegen doch nicht ihnen das Bette unter dem Leibe wegnehmen darff, wenn man eine Kopf-Steuer noͤthig hat. Alle Republiquen muͤſſen Geld haben, denn wir ſind ja nicht alleine in der Welt. Ja, wenn wir eine Univer- ſal-Monarchie haͤtten, ſo brauchten wir wohl Geld, aber nicht ſo viel als jetzo. So aber haben wir Nachbarn, die aggrandiren ſich, machen ſich maͤchtig, und ehe wirs uns verſehen, changiren wir unſern maitre, be- kommen einen maitre, der uns nicht anſtehet. Wollen wir alſo uns nicht von unſern Nachbarn verſchlingen laſſen, ſo wird potentia, Geld erfordert. Wir muͤſſen Trouppen halten. Es iſt nichts ſo Geldfreſſend, als eine Armee zu halten, ſonderlich, da heut zu Tage militia mercenaria. Vordem brauchte man nicht viel, da muſten die Edelleute auf ihre Ko- ſten aufſitzen, und wenn die Noth groß war, ſo muſten die Bauren mit lauffen und ſchlagen. Zu der Zeit hat man mit einer ſolchen Armee Schaden thun koͤnnen, denn man hatte keine artillerie, ſondern nur ge- wiſſe inſtrumenta, womit man konnte Mauren einbrechen ꝛc. Da man nun aber das Pulver hat, ſo iſt es gantz anders. Die milites merce- narii thun auch heut zu Tage nichts, als daß ſie exercirt werden. Die muß ein Herr alle ernehren, und ſind ſie hodie unentbehrlich propter vi- cinos. Viele haben die Augen aufgeſperret, da der Koͤnig in Preuſſen ſo eine groſſe Armee haͤlt, weil ſonſt nicht ſo viel gehalten worden. Al- lein jetzo ſind groſſe Nachbarn da, welche vor dieſen nicht geweſen. Moſcau iſt jetzo ſo maͤchtig, daß es noch manchen wird bange machen. Einen Staat zu machen, koſtet auch dem Herrn Geld. Der Herr muß ja * * ben, ſub titulo: Conſultatio de pace, worinnen er raiſonniret, wie der Frie- de zu Muͤnſter gemacht werden muͤſſe. Er hatte ſeinen Nahmen nicht drun- ter geſetzet, aber Lampadius hat ihn nachgehends produciret, wodurch er in conſideration kommen, und hat ſich jedermann gewundert, daß ein ſolcher junger Menſch ſo ſchreiben koͤnnte. J i 3

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/273>, abgerufen am 24.11.2024.