rechten Wege, so ist zu wünschen, daß in tota Germania die Land- Stände beybehalten werden.
§. 20. Wenn nun einer tributa und vectigalia hat, so muß er die-Von der Art und Weise die imposten von den Untertha- nen zu heben. selben entweder lassen administriren, und Leute besolden, oder er muß solche verpachten. Bey denen Römern hat man die Zölle verpachtet, welches der Censor gethan, davon zu lesen die Dissertatio in Gundlin- gianis de Censoribus. Man verpachtet die Zölle noch; Also quaeritur: Ob ein Herr solches vor rathsam halte, die Zölle zu verpachten? Man sagt, Zöllner und Sünder; Allein Sünder ist nur ein accidens, welches man kan verhüten. Verpachtet man die Zölle, so können nicht solche collusiones entstehen, als wenn Administratores gesetzt werden. Der Zoll vermehret sich nicht. Wer es nicht glauben will, mag nur die Zoll-Rollen ansehen, die vor zwantzig Jahren gemacht worden, da wird er sehen, was er vor eine avantage, wenn man die Zölle verpachtet. Di- cis: Wenn die Zölle verpachtet werden, so werden die Leute so sehr ge- plagt? Respond. Da kan man schon vorbeugen, wenn man taxen aus- hänget, werden dieselben von einem Kerl überschritten, kan man ihn schon davor züchtigen. Es kan ja der Herr einen Gegenschreiber setzen, so der Pachter besolden muß, welches der Law observiret; Setzet der Herr ei- nen Gegenschreiber, so kan er auch erfahren, was der Zoll einträgt, und ihn vielleicht höher verpachten. Es ist ein crimen laesae majestatis, wenn einer mehr nimmt, als der Herr haben will, und kan er also hart ge- strafft werden. Was nun von der Verpachtung bey denen Zöllen ge- sagt worden, ist auch bey der accise zu observiren.
Sectio VIII. de Prudentia circa commercia & rem monetariam.
§. 1-2.
ES bestehet das commercium in Kauff und Verkauff; Wo vielVon denen commerciis überhaupt. verkaufft und eingekaufft wird, da ist ein commercium, das florisant. Es muß aber das Kauffen und Verkauffen nicht in die Mauren eingeschlossen seyn, sondern weiter gehen. Sonst sagt man nur, man kaufft und verkaufft um Geld. Aber hier wird es nicht so en- ge genommen, sondern man verstehet auch darunter, wenn Waaren um Waaren vertauschet werden. Quaer. Ob das commercium nicht viel-
mehr
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circa commercia & rem monetariam.
rechten Wege, ſo iſt zu wuͤnſchen, daß in tota Germania die Land- Staͤnde beybehalten werden.
§. 20. Wenn nun einer tributa und vectigalia hat, ſo muß er die-Von der Art und Weiſe die impoſten von den Untertha- nen zu heben. ſelben entweder laſſen adminiſtriren, und Leute beſolden, oder er muß ſolche verpachten. Bey denen Roͤmern hat man die Zoͤlle verpachtet, welches der Cenſor gethan, davon zu leſen die Diſſertatio in Gundlin- gianis de Cenſoribus. Man verpachtet die Zoͤlle noch; Alſo quæritur: Ob ein Herr ſolches vor rathſam halte, die Zoͤlle zu verpachten? Man ſagt, Zoͤllner und Suͤnder; Allein Suͤnder iſt nur ein accidens, welches man kan verhuͤten. Verpachtet man die Zoͤlle, ſo koͤnnen nicht ſolche colluſiones entſtehen, als wenn Adminiſtratores geſetzt werden. Der Zoll vermehret ſich nicht. Wer es nicht glauben will, mag nur die Zoll-Rollen anſehen, die vor zwantzig Jahren gemacht worden, da wird er ſehen, was er vor eine avantage, wenn man die Zoͤlle verpachtet. Di- cis: Wenn die Zoͤlle verpachtet werden, ſo werden die Leute ſo ſehr ge- plagt? Reſpond. Da kan man ſchon vorbeugen, wenn man taxen aus- haͤnget, werden dieſelben von einem Kerl uͤberſchritten, kan man ihn ſchon davor zuͤchtigen. Es kan ja der Herr einen Gegenſchreiber ſetzen, ſo der Pachter beſolden muß, welches der Law obſerviret; Setzet der Herr ei- nen Gegenſchreiber, ſo kan er auch erfahren, was der Zoll eintraͤgt, und ihn vielleicht hoͤher verpachten. Es iſt ein crimen læſæ majeſtatis, wenn einer mehr nimmt, als der Herr haben will, und kan er alſo hart ge- ſtrafft werden. Was nun von der Verpachtung bey denen Zoͤllen ge- ſagt worden, iſt auch bey der acciſe zu obſerviren.
Sectio VIII. de Prudentia circa commercia & rem monetariam.
§. 1-2.
ES beſtehet das commercium in Kauff und Verkauff; Wo vielVon denen commerciis uͤberhaupt. verkaufft und eingekaufft wird, da iſt ein commercium, das floriſant. Es muß aber das Kauffen und Verkauffen nicht in die Mauren eingeſchloſſen ſeyn, ſondern weiter gehen. Sonſt ſagt man nur, man kaufft und verkaufft um Geld. Aber hier wird es nicht ſo en- ge genommen, ſondern man verſtehet auch darunter, wenn Waaren um Waaren vertauſchet werden. Quær. Ob das commercium nicht viel-
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circa commercia & rem monetariam.
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Staͤnde beybehalten werden.
§. 20. Wenn nun einer tributa und vectigalia hat, ſo muß er die-
ſelben entweder laſſen adminiſtriren, und Leute beſolden, oder er muß
ſolche verpachten. Bey denen Roͤmern hat man die Zoͤlle verpachtet,
welches der Cenſor gethan, davon zu leſen die Diſſertatio in Gundlin-
gianis de Cenſoribus. Man verpachtet die Zoͤlle noch; Alſo quæritur:
Ob ein Herr ſolches vor rathſam halte, die Zoͤlle zu verpachten? Man
ſagt, Zoͤllner und Suͤnder; Allein Suͤnder iſt nur ein accidens, welches
man kan verhuͤten. Verpachtet man die Zoͤlle, ſo koͤnnen nicht ſolche
colluſiones entſtehen, als wenn Adminiſtratores geſetzt werden. Der
Zoll vermehret ſich nicht. Wer es nicht glauben will, mag nur die
Zoll-Rollen anſehen, die vor zwantzig Jahren gemacht worden, da wird
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cis: Wenn die Zoͤlle verpachtet werden, ſo werden die Leute ſo ſehr ge-
plagt? Reſpond. Da kan man ſchon vorbeugen, wenn man taxen aus-
haͤnget, werden dieſelben von einem Kerl uͤberſchritten, kan man ihn ſchon
davor zuͤchtigen. Es kan ja der Herr einen Gegenſchreiber ſetzen, ſo der
Pachter beſolden muß, welches der Law obſerviret; Setzet der Herr ei-
nen Gegenſchreiber, ſo kan er auch erfahren, was der Zoll eintraͤgt, und
ihn vielleicht hoͤher verpachten. Es iſt ein crimen læſæ majeſtatis, wenn
einer mehr nimmt, als der Herr haben will, und kan er alſo hart ge-
ſtrafft werden. Was nun von der Verpachtung bey denen Zoͤllen ge-
ſagt worden, iſt auch bey der acciſe zu obſerviren.
Von der Art
und Weiſe die
impoſten von
den Untertha-
nen zu heben.
Sectio VIII.
de
Prudentia circa commercia & rem monetariam.
§. 1-2.
ES beſtehet das commercium in Kauff und Verkauff; Wo viel
verkaufft und eingekaufft wird, da iſt ein commercium, das
floriſant. Es muß aber das Kauffen und Verkauffen nicht in
die Mauren eingeſchloſſen ſeyn, ſondern weiter gehen. Sonſt ſagt man
nur, man kaufft und verkaufft um Geld. Aber hier wird es nicht ſo en-
ge genommen, ſondern man verſtehet auch darunter, wenn Waaren um
Waaren vertauſchet werden. Quær. Ob das commercium nicht viel-
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Von denen
commerciis
uͤberhaupt.
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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/337>, abgerufen am 24.11.2024.
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