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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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circa commercia & rem monetariam.
windlich, da die Holländer einmahl nach Ost-Indien kommen, haben
sie sich das monopolium fast bey allen kleinen Königen zuwege gebracht.
Sie haben das monopolium mit allen Nelcken, mit allen Zimmt. Wo
eine Republic ist, da sie keinen Tractat ratione monopolii gemacht, und
es sind Zimmt-Bäume da, so ruiniren sie dieselben alle. Sie haben
auch das Pfeffer-monopolium. Die Holländer sind eben nicht zum
besten, und üben offt eben dergleichen Grausamkeit aus, als wie die
Spanier, daher kan es wohl einmahl kommen, daß eine andere nation
sich besser insinuiret, und die Holländer herunter bringet. Die Japane-
ser und Chineser lassen bis diese Stunde keinen Holländer in ihr Land,
weil sie gesehen, daß, wo dieselben hinkommen, sie gesuchet die Inwoh-
ner zu subjugiren. Indeß aber sage ich allezeit, wer sich auf diese Art
kan ein monopolium zuwege bringen, thut wohl. Engeland hat auch
gesucht, das monopolium mit Moscau zu recuperiren, und wie der Czaar
zu Zeiten des König VVilliams in Engeland gewesen, hat man ihn wohl
tractiret, und ihn dahin zu disponiren gesucht, es ist auch in Ansehung
des commercii ein- und anderes geordnet worden, aber das monopolium
haben sie nicht erhalten. Denn es ist nicht gut vor ein Land, wo ein
anderer das monopolium hat; Besser ist es, wenn sie ihre Waaren
selbst verfahren, und sich andere herbey hohlen. Die artefacta können
sonderlich einen Staat in die Höhe bringen; artefacta werden hier ge-
nennet, welche nicht die Natur hervor bringet, was keine rohe Waa-
ren sind. Nunmehro ist die Zeit nicht mehr da, da ein jeder vor sich
dasjenige machen kan, was er nothwendig brauchet, sondern es müssen
allerhand Leute da seyn, bey einer so infinita hominum multitudine, da
einer dem andern succurrirt, und wird ein grosser profit in der Welt per
artefacta
gemacht. Wenn man die simplices mores der ersten Men-
schen ansiehet, so hat man da nicht viel gekaufft und verkauffet, oder ver-
tauschet, welches man in der Bibel lesen kan. Ich habe auch etwas
davon gedacht in einer Dissertation in Gundlingianis Part. 31. Die
Leute machten ihre Kleider selbsten, und die Weiber haben dasjenige,
was sie nöthig gehabt, selbst gewebet. Das siehet man auch bey der
republica judaica. Im Anfange war es gantz simple bey ihnen, aber
ex post facto haben sie auch angefangen Farben-Kleider zu tragen,
welches Jo. Braunius * de vestitu Hebraeorum vortrefflich gewiesen. Jetzo
kan man die Menschen nicht mehr so binden, wie sie sonst gewesen.

Die
* Ein Professor Theolog. zu Gröningen, ein Teutscher von Gebuhrt, in dessen
Buche man viel curieuse Sachen findet, auch Sachen, so den etat von Hol-
land concerniren.
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circa commercia & rem monetariam.
windlich, da die Hollaͤnder einmahl nach Oſt-Indien kommen, haben
ſie ſich das monopolium faſt bey allen kleinen Koͤnigen zuwege gebracht.
Sie haben das monopolium mit allen Nelcken, mit allen Zimmt. Wo
eine Republic iſt, da ſie keinen Tractat ratione monopolii gemacht, und
es ſind Zimmt-Baͤume da, ſo ruiniren ſie dieſelben alle. Sie haben
auch das Pfeffer-monopolium. Die Hollaͤnder ſind eben nicht zum
beſten, und uͤben offt eben dergleichen Grauſamkeit aus, als wie die
Spanier, daher kan es wohl einmahl kommen, daß eine andere nation
ſich beſſer inſinuiret, und die Hollaͤnder herunter bringet. Die Japane-
ſer und Chineſer laſſen bis dieſe Stunde keinen Hollaͤnder in ihr Land,
weil ſie geſehen, daß, wo dieſelben hinkommen, ſie geſuchet die Inwoh-
ner zu ſubjugiren. Indeß aber ſage ich allezeit, wer ſich auf dieſe Art
kan ein monopolium zuwege bringen, thut wohl. Engeland hat auch
geſucht, das monopolium mit Moſcau zu recuperiren, und wie der Czaar
zu Zeiten des Koͤnig VVilliams in Engeland geweſen, hat man ihn wohl
tractiret, und ihn dahin zu diſponiren geſucht, es iſt auch in Anſehung
des commercii ein- und anderes geordnet worden, aber das monopolium
haben ſie nicht erhalten. Denn es iſt nicht gut vor ein Land, wo ein
anderer das monopolium hat; Beſſer iſt es, wenn ſie ihre Waaren
ſelbſt verfahren, und ſich andere herbey hohlen. Die artefacta koͤnnen
ſonderlich einen Staat in die Hoͤhe bringen; artefacta werden hier ge-
nennet, welche nicht die Natur hervor bringet, was keine rohe Waa-
ren ſind. Nunmehro iſt die Zeit nicht mehr da, da ein jeder vor ſich
dasjenige machen kan, was er nothwendig brauchet, ſondern es muͤſſen
allerhand Leute da ſeyn, bey einer ſo infinita hominum multitudine, da
einer dem andern ſuccurrirt, und wird ein groſſer profit in der Welt per
artefacta
gemacht. Wenn man die ſimplices mores der erſten Men-
ſchen anſiehet, ſo hat man da nicht viel gekaufft und verkauffet, oder ver-
tauſchet, welches man in der Bibel leſen kan. Ich habe auch etwas
davon gedacht in einer Diſſertation in Gundlingianis Part. 31. Die
Leute machten ihre Kleider ſelbſten, und die Weiber haben dasjenige,
was ſie noͤthig gehabt, ſelbſt gewebet. Das ſiehet man auch bey der
republica judaica. Im Anfange war es gantz ſimple bey ihnen, aber
ex poſt facto haben ſie auch angefangen Farben-Kleider zu tragen,
welches Jo. Braunius * de veſtitu Hebræorum vortrefflich gewieſen. Jetzo
kan man die Menſchen nicht mehr ſo binden, wie ſie ſonſt geweſen.

Die
* Ein Profeſſor Theolog. zu Groͤningen, ein Teutſcher von Gebuhrt, in deſſen
Buche man viel curieuſe Sachen findet, auch Sachen, ſo den etat von Hol-
land concerniren.
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[331/0351] circa commercia & rem monetariam. windlich, da die Hollaͤnder einmahl nach Oſt-Indien kommen, haben ſie ſich das monopolium faſt bey allen kleinen Koͤnigen zuwege gebracht. Sie haben das monopolium mit allen Nelcken, mit allen Zimmt. Wo eine Republic iſt, da ſie keinen Tractat ratione monopolii gemacht, und es ſind Zimmt-Baͤume da, ſo ruiniren ſie dieſelben alle. Sie haben auch das Pfeffer-monopolium. Die Hollaͤnder ſind eben nicht zum beſten, und uͤben offt eben dergleichen Grauſamkeit aus, als wie die Spanier, daher kan es wohl einmahl kommen, daß eine andere nation ſich beſſer inſinuiret, und die Hollaͤnder herunter bringet. Die Japane- ſer und Chineſer laſſen bis dieſe Stunde keinen Hollaͤnder in ihr Land, weil ſie geſehen, daß, wo dieſelben hinkommen, ſie geſuchet die Inwoh- ner zu ſubjugiren. Indeß aber ſage ich allezeit, wer ſich auf dieſe Art kan ein monopolium zuwege bringen, thut wohl. Engeland hat auch geſucht, das monopolium mit Moſcau zu recuperiren, und wie der Czaar zu Zeiten des Koͤnig VVilliams in Engeland geweſen, hat man ihn wohl tractiret, und ihn dahin zu diſponiren geſucht, es iſt auch in Anſehung des commercii ein- und anderes geordnet worden, aber das monopolium haben ſie nicht erhalten. Denn es iſt nicht gut vor ein Land, wo ein anderer das monopolium hat; Beſſer iſt es, wenn ſie ihre Waaren ſelbſt verfahren, und ſich andere herbey hohlen. Die artefacta koͤnnen ſonderlich einen Staat in die Hoͤhe bringen; artefacta werden hier ge- nennet, welche nicht die Natur hervor bringet, was keine rohe Waa- ren ſind. Nunmehro iſt die Zeit nicht mehr da, da ein jeder vor ſich dasjenige machen kan, was er nothwendig brauchet, ſondern es muͤſſen allerhand Leute da ſeyn, bey einer ſo infinita hominum multitudine, da einer dem andern ſuccurrirt, und wird ein groſſer profit in der Welt per artefacta gemacht. Wenn man die ſimplices mores der erſten Men- ſchen anſiehet, ſo hat man da nicht viel gekaufft und verkauffet, oder ver- tauſchet, welches man in der Bibel leſen kan. Ich habe auch etwas davon gedacht in einer Diſſertation in Gundlingianis Part. 31. Die Leute machten ihre Kleider ſelbſten, und die Weiber haben dasjenige, was ſie noͤthig gehabt, ſelbſt gewebet. Das ſiehet man auch bey der republica judaica. Im Anfange war es gantz ſimple bey ihnen, aber ex poſt facto haben ſie auch angefangen Farben-Kleider zu tragen, welches Jo. Braunius * de veſtitu Hebræorum vortrefflich gewieſen. Jetzo kan man die Menſchen nicht mehr ſo binden, wie ſie ſonſt geweſen. Die * Ein Profeſſor Theolog. zu Groͤningen, ein Teutſcher von Gebuhrt, in deſſen Buche man viel curieuſe Sachen findet, auch Sachen, ſo den etat von Hol- land concerniren. T t 2

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/351>, abgerufen am 20.05.2024.