Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.circa commercia & rem monetariam. leicht etwas ändern werden. In denen remarques sur la succession duDuc d' Anjou, welche in Engeland heraus kommen, hat man ausgerech- net, daß die Holländer und Engeländer über 14. Millionen von denen Spaniern profitirten, absonderlich seit der Zeit, da die Spanier die Italiänischen manufacturen abandoniret. Obgleich die Spanier guten Stahl haben, so verkauffen sie doch denselben und haben kein gut Mes- ser; sie haben die schönste Wolle, nicht allein in Spanien, sondern auch in America, und haben nur zwey manufacturen in Spanien. In Ame- rica haben sie eine eintzige manufactur zu Peru. Die Tücher aber, welche sie machen, sind schlecht. Alles müssen sie von andern nehmen. Boccalini in seinem politischen Probier-Stein sagt: Die Spanier wären wie die Esel, sie führeten das Gold und Silber herbey, behielten aber nichts übrig, als excrementa, Lumpen. Die Lumpen könten sie noch brau- chen zu Pappier, aber sie haben wenig Pappier, und bekommen das meiste aus Franckreich. Es ist also ohnmöglich, daß denen Spaniern kan was übrig bleiben. Sie leben in perpetua paupertate, wollen doch propre hergehen, welches freylich ein Herr nach dem jetzigen Zustande seinen Unterthanen nicht abgewöhnen kan, aber er muß doch darauf be- dacht seyn, daß sie dergleichen Sachen selbst fabriciren, damit das Geld im Lande bleibe. Man siehet, daß durch die manufacturen nicht allein das Geld im Lande behalten wird, sondern es wird auch noch mehr Geld herbey gebracht. Denen Holländern tragen die manufa- cturen mehr ein, als alle ihre aromata, denn es ist fast keine manufactur, so Holland nicht hat. Die Frantzosen sind geschickt im Erfinden, die Holländer aber machen gleich alles nach und viel besser. Caesar hat schon die Belgas beschrieben, daß sie könten alles imitiren, und eine grosse inclination zu manufacturen hätten. Sie haben eine constantiam. Viele leben da von der praeparation des Alauns, von der Zurichtung der Farben, des Wachses, sie kauffen Garn von uns albernen Teut- schen, und machen Leinwand daraus, sie machen auch Spitzen, aber wegen der grossen imposten haben sie es nicht können so hoch treiben, als die in denen Oesterreichischen Niederlanden. Ihr Leinwand-Han- del trägt ihnen auch viel ein, und würde noch mehr eintragen, wenn nicht Colbert auch einen grossen Handel in Franckreich angeleget. Die Leinweber sind denen Holländern viel nützlicher als viel unnütze Gelehrte. Ein grosser Herr muß also seine Leute encouragiren, die artefacta zu er- heben. Man wird auch in Europa keine nation finden, si solos Polo- nos excipias, welche nicht hierauf gedacht. Die Schweden und Dänen haben daran gedacht, aber es nur nicht recht angefangen, davon hernach etwas T t 3
circa commercia & rem monetariam. leicht etwas aͤndern werden. In denen remarques ſur la ſucceſſion duDuc d’ Anjou, welche in Engeland heraus kommen, hat man ausgerech- net, daß die Hollaͤnder und Engelaͤnder uͤber 14. Millionen von denen Spaniern profitirten, abſonderlich ſeit der Zeit, da die Spanier die Italiaͤniſchen manufacturen abandoniret. Obgleich die Spanier guten Stahl haben, ſo verkauffen ſie doch denſelben und haben kein gut Meſ- ſer; ſie haben die ſchoͤnſte Wolle, nicht allein in Spanien, ſondern auch in America, und haben nur zwey manufacturen in Spanien. In Ame- rica haben ſie eine eintzige manufactur zu Peru. Die Tuͤcher aber, welche ſie machen, ſind ſchlecht. Alles muͤſſen ſie von andern nehmen. Boccalini in ſeinem politiſchen Probier-Stein ſagt: Die Spanier waͤren wie die Eſel, ſie fuͤhreten das Gold und Silber herbey, behielten aber nichts uͤbrig, als excrementa, Lumpen. Die Lumpen koͤnten ſie noch brau- chen zu Pappier, aber ſie haben wenig Pappier, und bekommen das meiſte aus Franckreich. Es iſt alſo ohnmoͤglich, daß denen Spaniern kan was uͤbrig bleiben. Sie leben in perpetua paupertate, wollen doch propre hergehen, welches freylich ein Herr nach dem jetzigen Zuſtande ſeinen Unterthanen nicht abgewoͤhnen kan, aber er muß doch darauf be- dacht ſeyn, daß ſie dergleichen Sachen ſelbſt fabriciren, damit das Geld im Lande bleibe. Man ſiehet, daß durch die manufacturen nicht allein das Geld im Lande behalten wird, ſondern es wird auch noch mehr Geld herbey gebracht. Denen Hollaͤndern tragen die manufa- cturen mehr ein, als alle ihre aromata, denn es iſt faſt keine manufactur, ſo Holland nicht hat. Die Frantzoſen ſind geſchickt im Erfinden, die Hollaͤnder aber machen gleich alles nach und viel beſſer. Cæſar hat ſchon die Belgas beſchrieben, daß ſie koͤnten alles imitiren, und eine groſſe inclination zu manufacturen haͤtten. Sie haben eine conſtantiam. Viele leben da von der præparation des Alauns, von der Zurichtung der Farben, des Wachſes, ſie kauffen Garn von uns albernen Teut- ſchen, und machen Leinwand daraus, ſie machen auch Spitzen, aber wegen der groſſen impoſten haben ſie es nicht koͤnnen ſo hoch treiben, als die in denen Oeſterreichiſchen Niederlanden. Ihr Leinwand-Han- del traͤgt ihnen auch viel ein, und wuͤrde noch mehr eintragen, wenn nicht Colbert auch einen groſſen Handel in Franckreich angeleget. Die Leinweber ſind denen Hollaͤndern viel nuͤtzlicher als viel unnuͤtze Gelehrte. Ein groſſer Herr muß alſo ſeine Leute encouragiren, die artefacta zu er- heben. Man wird auch in Europa keine nation finden, ſi ſolos Polo- nos excipias, welche nicht hierauf gedacht. Die Schweden und Daͤnen haben daran gedacht, aber es nur nicht recht angefangen, davon hernach etwas T t 3
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Duc d’ Anjou, welche in Engeland heraus kommen, hat man ausgerech-
net, daß die Hollaͤnder und Engelaͤnder uͤber 14. Millionen von denen
Spaniern profitirten, abſonderlich ſeit der Zeit, da die Spanier die
Italiaͤniſchen manufacturen abandoniret. Obgleich die Spanier guten
Stahl haben, ſo verkauffen ſie doch denſelben und haben kein gut Meſ-
ſer; ſie haben die ſchoͤnſte Wolle, nicht allein in Spanien, ſondern auch
in America, und haben nur zwey manufacturen in Spanien. In Ame-
rica haben ſie eine eintzige manufactur zu Peru. Die Tuͤcher aber, welche ſie
machen, ſind ſchlecht. Alles muͤſſen ſie von andern nehmen. Boccalini
in ſeinem politiſchen Probier-Stein ſagt: Die Spanier waͤren wie die
Eſel, ſie fuͤhreten das Gold und Silber herbey, behielten aber nichts
uͤbrig, als excrementa, Lumpen. Die Lumpen koͤnten ſie noch brau-
chen zu Pappier, aber ſie haben wenig Pappier, und bekommen das
meiſte aus Franckreich. Es iſt alſo ohnmoͤglich, daß denen Spaniern
kan was uͤbrig bleiben. Sie leben in perpetua paupertate, wollen doch
propre hergehen, welches freylich ein Herr nach dem jetzigen Zuſtande
ſeinen Unterthanen nicht abgewoͤhnen kan, aber er muß doch darauf be-
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Geld im Lande bleibe. Man ſiehet, daß durch die manufacturen nicht
allein das Geld im Lande behalten wird, ſondern es wird auch noch
mehr Geld herbey gebracht. Denen Hollaͤndern tragen die manufa-
cturen mehr ein, als alle ihre aromata, denn es iſt faſt keine manufactur,
ſo Holland nicht hat. Die Frantzoſen ſind geſchickt im Erfinden,
die Hollaͤnder aber machen gleich alles nach und viel beſſer. Cæſar
hat ſchon die Belgas beſchrieben, daß ſie koͤnten alles imitiren, und eine
groſſe inclination zu manufacturen haͤtten. Sie haben eine conſtantiam.
Viele leben da von der præparation des Alauns, von der Zurichtung
der Farben, des Wachſes, ſie kauffen Garn von uns albernen Teut-
ſchen, und machen Leinwand daraus, ſie machen auch Spitzen, aber
wegen der groſſen impoſten haben ſie es nicht koͤnnen ſo hoch treiben,
als die in denen Oeſterreichiſchen Niederlanden. Ihr Leinwand-Han-
del traͤgt ihnen auch viel ein, und wuͤrde noch mehr eintragen, wenn
nicht Colbert auch einen groſſen Handel in Franckreich angeleget. Die
Leinweber ſind denen Hollaͤndern viel nuͤtzlicher als viel unnuͤtze Gelehrte.
Ein groſſer Herr muß alſo ſeine Leute encouragiren, die artefacta zu er-
heben. Man wird auch in Europa keine nation finden, ſi ſolos Polo-
nos excipias, welche nicht hierauf gedacht. Die Schweden und Daͤnen
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