Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.circa commercia & rem monetariam. den von ihrer Müntze gehabt haben. Das feine Silber hat grosse in-commoda, sonderlich zu unsern Zeiten, da man viel Gold und Silber verarbeitet. Es ist kein argentum in der Welt, welches keinen Zusatz hat, entweder aus der Erden, oder daß du was dazu thust. Die Gold- schmiede thun dasjenige weg, was von Natur dabey ist. Die Augspur- ger arbeiten es sechzehen Löthig, und hat man es nicht höher treiben kön- nen, daher haben schon die Römer geglaubet: Es sey niemahls argen- tum purum in der Welt. Es ist nicht gut, wenn der Herr Geld mün- tzet von feinem Silber, weil es leicht kan eingeschmoltzen werden; Her- gegen, wenn ein grosser Zusatz dabey ist, so kostet es Kunst, solches wie- der zu separiren, und eben, wenn es mit grosser Mühe und Arbeit muß separiret werden, so bleibet solches unter den Leuten. Das Lüneburgi- sche Geld vergehet, und wird in Silber-manufacturen gebrauchet. Georg Richter, welcher Pro-Cancellarius auf der Universität Altdorff ge- wesen, hat in einer oration gewiesen, daß viele Millionen durch die ma- nufactur weggehen. In Holland nehmen sie das feine Silber auch ger- ne, weil sie viele fabriquen haben, und es einschmeltzen. Semper vero interest, daß das Geld nicht eingeschmoltzen werde. Je mehr Geld da ist, je mehr ist Verkehr. Es ist kein grösser Unglück, als wenn ein gros- ser Herr erlaubt, daß die Unterthanen viel Silber-Geschirr haben, denn es ist ein todtes capital. Zu Caroli II. Königs in Engeland Zeiten, ha- ben die Leute offt Mangel gehabt an Gelde, da hat er ein Müntz-edict publiciret, und erlaubt, daß ein jeder sein Silber-Geschirr könne in dem tour bringen, und Geld daraus müntzen lassen, davor man was weni- ges gegeben. Hiedurch ist eine greuliche quantität Geld in Engeland kommen. Sonst ist wahr, die Müntzen, welche keinen Zusatz haben, haben diese commodite, daß sie nicht zu schwer sind. Aber propter reli- qua mala ist dieses ein grosses commodum. Das Geld muß geschlagen werden auf die Art, wie es die Nachbarn schlagen, nicht geringer, und nicht besser; Ists schlechter, so nehmen es andere nicht, ists besser, so gra- sen andere darnach, und schmeltzen es ein. Mein Vater hat mir offt erzehlet, daß wenn in Nürnberg achtzehen Pfennigs-Stück geschlagen worden, nach dem Reichs Fuß, so haben andere solche eingewechselt, und vier bis fünff halbe Batzen daraus gemacht, da ist das Geld wegkom- men, ehe man sich es versehen. Also ists nicht gut, wenn man die Müntzen so gut machet. Niemand hats besser und gescheuter eingerich- tet, ratione des Müntz-Wesens, als die Holländer, wer ihnen zahlet, ver- liehret allezeit pro cent, sie aber verliehren nichts. Quaer. Was ist das vor eine Kunst, wenn man das Geld erhöhet? Respond. Es ist in der That
circa commercia & rem monetariam. den von ihrer Muͤntze gehabt haben. Das feine Silber hat groſſe in-commoda, ſonderlich zu unſern Zeiten, da man viel Gold und Silber verarbeitet. Es iſt kein argentum in der Welt, welches keinen Zuſatz hat, entweder aus der Erden, oder daß du was dazu thuſt. Die Gold- ſchmiede thun dasjenige weg, was von Natur dabey iſt. Die Augſpur- ger arbeiten es ſechzehen Loͤthig, und hat man es nicht hoͤher treiben koͤn- nen, daher haben ſchon die Roͤmer geglaubet: Es ſey niemahls argen- tum purum in der Welt. Es iſt nicht gut, wenn der Herr Geld muͤn- tzet von feinem Silber, weil es leicht kan eingeſchmoltzen werden; Her- gegen, wenn ein groſſer Zuſatz dabey iſt, ſo koſtet es Kunſt, ſolches wie- der zu ſepariren, und eben, wenn es mit groſſer Muͤhe und Arbeit muß ſepariret werden, ſo bleibet ſolches unter den Leuten. Das Luͤneburgi- ſche Geld vergehet, und wird in Silber-manufacturen gebrauchet. Georg Richter, welcher Pro-Cancellarius auf der Univerſitaͤt Altdorff ge- weſen, hat in einer oration gewieſen, daß viele Millionen durch die ma- nufactur weggehen. In Holland nehmen ſie das feine Silber auch ger- ne, weil ſie viele fabriquen haben, und es einſchmeltzen. Semper vero intereſt, daß das Geld nicht eingeſchmoltzen werde. Je mehr Geld da iſt, je mehr iſt Verkehr. Es iſt kein groͤſſer Ungluͤck, als wenn ein groſ- ſer Herr erlaubt, daß die Unterthanen viel Silber-Geſchirr haben, denn es iſt ein todtes capital. Zu Caroli II. Koͤnigs in Engeland Zeiten, ha- ben die Leute offt Mangel gehabt an Gelde, da hat er ein Muͤntz-edict publiciret, und erlaubt, daß ein jeder ſein Silber-Geſchirr koͤnne in dem tour bringen, und Geld daraus muͤntzen laſſen, davor man was weni- ges gegeben. Hiedurch iſt eine greuliche quantitaͤt Geld in Engeland kommen. Sonſt iſt wahr, die Muͤntzen, welche keinen Zuſatz haben, haben dieſe commodité, daß ſie nicht zu ſchwer ſind. Aber propter reli- qua mala iſt dieſes ein groſſes commodum. Das Geld muß geſchlagen werden auf die Art, wie es die Nachbarn ſchlagen, nicht geringer, und nicht beſſer; Iſts ſchlechter, ſo nehmen es andere nicht, iſts beſſer, ſo gra- ſen andere darnach, und ſchmeltzen es ein. Mein Vater hat mir offt erzehlet, daß wenn in Nuͤrnberg achtzehen Pfennigs-Stuͤck geſchlagen worden, nach dem Reichs Fuß, ſo haben andere ſolche eingewechſelt, und vier bis fuͤnff halbe Batzen daraus gemacht, da iſt das Geld wegkom- men, ehe man ſich es verſehen. Alſo iſts nicht gut, wenn man die Muͤntzen ſo gut machet. Niemand hats beſſer und geſcheuter eingerich- tet, ratione des Muͤntz-Weſens, als die Hollaͤnder, wer ihnen zahlet, ver- liehret allezeit pro cent, ſie aber verliehren nichts. Quær. Was iſt das vor eine Kunſt, wenn man das Geld erhoͤhet? Reſpond. Es iſt in der That
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verarbeitet. Es iſt kein argentum in der Welt, welches keinen Zuſatz
hat, entweder aus der Erden, oder daß du was dazu thuſt. Die Gold-
ſchmiede thun dasjenige weg, was von Natur dabey iſt. Die Augſpur-
ger arbeiten es ſechzehen Loͤthig, und hat man es nicht hoͤher treiben koͤn-
nen, daher haben ſchon die Roͤmer geglaubet: Es ſey niemahls argen-
tum purum in der Welt. Es iſt nicht gut, wenn der Herr Geld muͤn-
tzet von feinem Silber, weil es leicht kan eingeſchmoltzen werden; Her-
gegen, wenn ein groſſer Zuſatz dabey iſt, ſo koſtet es Kunſt, ſolches wie-
der zu ſepariren, und eben, wenn es mit groſſer Muͤhe und Arbeit muß
ſepariret werden, ſo bleibet ſolches unter den Leuten. Das Luͤneburgi-
ſche Geld vergehet, und wird in Silber-manufacturen gebrauchet.
Georg Richter, welcher Pro-Cancellarius auf der Univerſitaͤt Altdorff ge-
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ne, weil ſie viele fabriquen haben, und es einſchmeltzen. Semper vero
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iſt, je mehr iſt Verkehr. Es iſt kein groͤſſer Ungluͤck, als wenn ein groſ-
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publiciret, und erlaubt, daß ein jeder ſein Silber-Geſchirr koͤnne in dem
tour bringen, und Geld daraus muͤntzen laſſen, davor man was weni-
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kommen. Sonſt iſt wahr, die Muͤntzen, welche keinen Zuſatz haben,
haben dieſe commodité, daß ſie nicht zu ſchwer ſind. Aber propter reli-
qua mala iſt dieſes ein groſſes commodum. Das Geld muß geſchlagen
werden auf die Art, wie es die Nachbarn ſchlagen, nicht geringer, und
nicht beſſer; Iſts ſchlechter, ſo nehmen es andere nicht, iſts beſſer, ſo gra-
ſen andere darnach, und ſchmeltzen es ein. Mein Vater hat mir offt
erzehlet, daß wenn in Nuͤrnberg achtzehen Pfennigs-Stuͤck geſchlagen
worden, nach dem Reichs Fuß, ſo haben andere ſolche eingewechſelt, und
vier bis fuͤnff halbe Batzen daraus gemacht, da iſt das Geld wegkom-
men, ehe man ſich es verſehen. Alſo iſts nicht gut, wenn man die
Muͤntzen ſo gut machet. Niemand hats beſſer und geſcheuter eingerich-
tet, ratione des Muͤntz-Weſens, als die Hollaͤnder, wer ihnen zahlet, ver-
liehret allezeit pro cent, ſie aber verliehren nichts. Quær. Was iſt das
vor eine Kunſt, wenn man das Geld erhoͤhet? Reſpond. Es iſt in der
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