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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa bellum & pacem.
König will bey sich haben, so muß er es freylich thun. Sonst aber ist
besser, daß er es nicht ihut. Wenn die audacia gut ablaufft, so lobet
ihn jedermann. Wie Franciscus I. bey Marignan die Schlacht wider
die Schweitzer gewonnen, so war ein grosses Frolocken. Hergegen
wird ein König todt geschlagen, so sagen alle: Es wäre besser, wenn er
zu Hause blieben wäre. Si itaque mos ita ferat, so ist nichts anders zu
thun, sin minus absis, aber non longe, damit kan bald ordre gestellet wer-
den. Iean de VVitt hat davor gehalten, in einem solchen statu, wie der
Belgicus sey, wäre es gut, wenn er selbst mit auf das Schiff gienge; Es
ist auch alles gut von statten gangen; Er meynet auch, die praesentia Re-
gis
thue viel, welches ich zugebe; Es sind aber viel incommoda verhan-
den: Warum will er da wie ein gregarius miles seyn? Ich halte nicht
davor, daß derjenige einen grossen esprit hat, welcher überall seyn will,
wie denn auch viel bey Gustavo Adolpho meynen, daß er zwar ein guter
Soldat gewesen, aber der esprit sey nicht so groß gewesen.

§. 18. Wenn die politischen Lehrer einen ducem abbilden, wie erVon den qua-
lit
äten eines
Feld-Herren.

seyn soll, so muß man dencken, daß er ein Dux pictus, er ist eine des Zeuxes
sein Frauenzimmer, welcher von diesem Frauenzimmer die Nase, von
einem andern die Augen genommen, dergleichen Schönheit aber in der
Welt nicht anzutreffen gewesen. Die qualitäten alle, welche die Politi-
ci
erfordern, wird man bey einem Duce nicht finden. Ich kan hier kei-
ne universal.Negul machen: Wir haben Officiers, die gestiegen sind, und
doch nicht usum gehabt. Der VVallenstein ist sein Tage nichts, als
Obrister gewesen, so bald er aber bekannt wurde, gaben ihm die Land-
Stände in Mähren ein Regiment zu commandiren, er gieng zu dem
Kayser über und commandirte gleich die Armee en chef. Der Spinola
ist ein Kauffmann aus Genua gewesen, und ist gleich General worden.
Er ist ein grosser Capitain unter den Spaniern gewesen, paulo inferior,
als der Alexander von Parma. Printz Moriz, und Printz Friedrich Hein-
rich
haben ihn auch vor einen grossen General gehalten. Ordinarie ist
freylich gut, si consenuit sub vexillis, wie der Coligny. Probos Duces
kan man nicht allezeit haben. Laborum patiens muß ein Dux seyn.
Dieses fehlete dem Hertzog von Mayenne, welcher einen grossen Cörper
hatte, lange schlaffen, und viel essen muste, vide Perefix im Leben Henrli
le Grand. Cominaeus
erzehlet von Carolo Audaci, er habe niemahls ge-
höret, daß derselbe träge gewesen, sondern sey am spätesten ins Bette gan-
gen, und am ersten wieder aufgewesen. Moriz hat auch können einen
gantzen Tag und Nacht zu Pferde sitzen, und batailliren, den andern
Tag hat er sich doch nicht einmahl ins Bette geleget. Dieses ist gut,

aber
F f f 2

ſtatus circa bellum & pacem.
Koͤnig will bey ſich haben, ſo muß er es freylich thun. Sonſt aber iſt
beſſer, daß er es nicht ihut. Wenn die audacia gut ablaufft, ſo lobet
ihn jedermann. Wie Franciſcus I. bey Marignan die Schlacht wider
die Schweitzer gewonnen, ſo war ein groſſes Frolocken. Hergegen
wird ein Koͤnig todt geſchlagen, ſo ſagen alle: Es waͤre beſſer, wenn er
zu Hauſe blieben waͤre. Si itaque mos ita ferat, ſo iſt nichts anders zu
thun, ſin minus abſis, aber non longe, damit kan bald ordre geſtellet wer-
den. Iean de VVitt hat davor gehalten, in einem ſolchen ſtatu, wie der
Belgicus ſey, waͤre es gut, wenn er ſelbſt mit auf das Schiff gienge; Es
iſt auch alles gut von ſtatten gangen; Er meynet auch, die præſentia Re-
gis
thue viel, welches ich zugebe; Es ſind aber viel incommoda verhan-
den: Warum will er da wie ein gregarius miles ſeyn? Ich halte nicht
davor, daß derjenige einen groſſen eſprit hat, welcher uͤberall ſeyn will,
wie denn auch viel bey Guſtavo Adolpho meynen, daß er zwar ein guter
Soldat geweſen, aber der eſprit ſey nicht ſo groß geweſen.

§. 18. Wenn die politiſchen Lehrer einen ducem abbilden, wie erVon den qua-
lit
aͤten eines
Feld-Herren.

ſeyn ſoll, ſo muß man dencken, daß er ein Dux pictus, er iſt eine des Zeuxes
ſein Frauenzimmer, welcher von dieſem Frauenzimmer die Naſe, von
einem andern die Augen genommen, dergleichen Schoͤnheit aber in der
Welt nicht anzutreffen geweſen. Die qualitaͤten alle, welche die Politi-
ci
erfordern, wird man bey einem Duce nicht finden. Ich kan hier kei-
ne univerſal.Negul machen: Wir haben Officiers, die geſtiegen ſind, und
doch nicht uſum gehabt. Der VVallenſtein iſt ſein Tage nichts, als
Obriſter geweſen, ſo bald er aber bekannt wurde, gaben ihm die Land-
Staͤnde in Maͤhren ein Regiment zu commandiren, er gieng zu dem
Kayſer uͤber und commandirte gleich die Armee en chef. Der Spinola
iſt ein Kauffmann aus Genua geweſen, und iſt gleich General worden.
Er iſt ein groſſer Capitain unter den Spaniern geweſen, paulo inferior,
als der Alexander von Parma. Printz Moriz, und Printz Friedrich Hein-
rich
haben ihn auch vor einen groſſen General gehalten. Ordinarie iſt
freylich gut, ſi conſenuit ſub vexillis, wie der Coligny. Probos Duces
kan man nicht allezeit haben. Laborum patiens muß ein Dux ſeyn.
Dieſes fehlete dem Hertzog von Mayenne, welcher einen groſſen Coͤrper
hatte, lange ſchlaffen, und viel eſſen muſte, vide Perefix im Leben Henrli
le Grand. Cominæus
erzehlet von Carolo Audaci, er habe niemahls ge-
hoͤret, daß derſelbe traͤge geweſen, ſondern ſey am ſpaͤteſten ins Bette gan-
gen, und am erſten wieder aufgeweſen. Moriz hat auch koͤnnen einen
gantzen Tag und Nacht zu Pferde ſitzen, und batailliren, den andern
Tag hat er ſich doch nicht einmahl ins Bette geleget. Dieſes iſt gut,

aber
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[411/0431] ſtatus circa bellum & pacem. Koͤnig will bey ſich haben, ſo muß er es freylich thun. Sonſt aber iſt beſſer, daß er es nicht ihut. Wenn die audacia gut ablaufft, ſo lobet ihn jedermann. Wie Franciſcus I. bey Marignan die Schlacht wider die Schweitzer gewonnen, ſo war ein groſſes Frolocken. Hergegen wird ein Koͤnig todt geſchlagen, ſo ſagen alle: Es waͤre beſſer, wenn er zu Hauſe blieben waͤre. Si itaque mos ita ferat, ſo iſt nichts anders zu thun, ſin minus abſis, aber non longe, damit kan bald ordre geſtellet wer- den. Iean de VVitt hat davor gehalten, in einem ſolchen ſtatu, wie der Belgicus ſey, waͤre es gut, wenn er ſelbſt mit auf das Schiff gienge; Es iſt auch alles gut von ſtatten gangen; Er meynet auch, die præſentia Re- gis thue viel, welches ich zugebe; Es ſind aber viel incommoda verhan- den: Warum will er da wie ein gregarius miles ſeyn? Ich halte nicht davor, daß derjenige einen groſſen eſprit hat, welcher uͤberall ſeyn will, wie denn auch viel bey Guſtavo Adolpho meynen, daß er zwar ein guter Soldat geweſen, aber der eſprit ſey nicht ſo groß geweſen. §. 18. Wenn die politiſchen Lehrer einen ducem abbilden, wie er ſeyn ſoll, ſo muß man dencken, daß er ein Dux pictus, er iſt eine des Zeuxes ſein Frauenzimmer, welcher von dieſem Frauenzimmer die Naſe, von einem andern die Augen genommen, dergleichen Schoͤnheit aber in der Welt nicht anzutreffen geweſen. Die qualitaͤten alle, welche die Politi- ci erfordern, wird man bey einem Duce nicht finden. Ich kan hier kei- ne univerſal.Negul machen: Wir haben Officiers, die geſtiegen ſind, und doch nicht uſum gehabt. Der VVallenſtein iſt ſein Tage nichts, als Obriſter geweſen, ſo bald er aber bekannt wurde, gaben ihm die Land- Staͤnde in Maͤhren ein Regiment zu commandiren, er gieng zu dem Kayſer uͤber und commandirte gleich die Armee en chef. Der Spinola iſt ein Kauffmann aus Genua geweſen, und iſt gleich General worden. Er iſt ein groſſer Capitain unter den Spaniern geweſen, paulo inferior, als der Alexander von Parma. Printz Moriz, und Printz Friedrich Hein- rich haben ihn auch vor einen groſſen General gehalten. Ordinarie iſt freylich gut, ſi conſenuit ſub vexillis, wie der Coligny. Probos Duces kan man nicht allezeit haben. Laborum patiens muß ein Dux ſeyn. Dieſes fehlete dem Hertzog von Mayenne, welcher einen groſſen Coͤrper hatte, lange ſchlaffen, und viel eſſen muſte, vide Perefix im Leben Henrli le Grand. Cominæus erzehlet von Carolo Audaci, er habe niemahls ge- hoͤret, daß derſelbe traͤge geweſen, ſondern ſey am ſpaͤteſten ins Bette gan- gen, und am erſten wieder aufgeweſen. Moriz hat auch koͤnnen einen gantzen Tag und Nacht zu Pferde ſitzen, und batailliren, den andern Tag hat er ſich doch nicht einmahl ins Bette geleget. Dieſes iſt gut, aber Von den qua- litaͤten eines Feld-Herren. F f f 2

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/431>, abgerufen am 24.11.2024.