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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. III. De Incommodis,
Daß aber die
Unterthanen
daran meist
selbst Schuld.

§. 9. Sie sind aber selbst Schuld dran, quia otio & luxui dediti
sunt. Luxus
machet paupertatem; die paupertas aber verursachet, daß
sie nichts zu nagen, und zu beissen haben. Non removeo culpam ab im-
perantibus;
aber wir müssen auch der andern ihre defectus beobachten.
Das hat Hobbesius de Cive schön gewiesen, der sagt auch: es wären
wohl die imperantes viel Schuld dran, aber die patres familiae selbst ver-
ursachten auch vieles. Er giebt das schöne Gleichniß, und saget: Wenn die
Menschen zuviel gegessen und getruncken, so sagen sie, der Alp habe sie
des Nachts gedruckt. Da sagt Hobbes: es thut solches die Hexe nicht,
sondern der Magen, daß sie so viel gegessen und getruncken haben. Al-
so sagten sie auch, der imperans druckte sie, da sie doch luxuriosi, und
wenn sie arm werden, so schieben sie es auf den imperantem. Dazu
kommen hernach auch noch die otiosi, welche die Leute encouragiren zu
bösen Anschlägen, zu Aufruhr, von welchen bisweilen auch die Geistlich-
keit nicht auszunehmen, ut infra clarius dicam. Ein eintziges Exempel
zu geben fingam: daß ein König wollte eine Kopff-Steuer haben, so
würde ein jeder heulen und Zähnklappen, und sagen, er habe nichts.
Wenn man nun aber fragt: Warum habt ihr nichts? so sagen sie, sie
könnten nichts erwerben, und alles, was sie erworben, gienge wieder
drauf. Fragt man aber: wovor das Geld hingehe, so findet man, daß
die Bürger jetzt alle Tage ihren Coffee trincken, und jährlich in man-
chem Hause 100. Rthl. vor Coffee depensiret wird. Thäten sie das nicht,
so könnten sie dem Könige viel Kopff-Steuer geben. Es muß einer den
Coffee-Magen zuschliessen, hat doch dein Vater und Groß-Vater auch
keinen getruncken. Daher ist gut, daß man denen Leuten die Instrumen-
ta luxuriae
nimmt, damit sie ihr Geld nicht so liederlich depensiren. Denn
wenn man acht giebet, was nur in kleinen Provintzen vor Geld wegen
des Coffees depensiret wird, so wird man finden, daß es eine ziemliche
Summa. Man nennet es klein Städtisch, wo das nicht geschiehet, aber
es wäre zu wünschen, daß wir alle in diesen Stücke klein Städtisch wä-
ren. Die Holländer sind hierinne viel klüger, welche vor viele 1000.
Rthlr. Waaren in ihr Land führen, aber sie brauchen solche nicht, son-
dern verkauffen sie an andere. Medium muß man tenere.

Was regentes
vor incommo-
da
haben?

§. 10. Dicis: Ein Fürst, ein Regent, ein Bürgermeister ist doch
was glückliches. Respond. Es siehet so aus, und es ist wahr, wenn sie
vigilant, attent, und Sapientes, so werden sie auch glücklich seyn, und ist
alsdenn keine bessere profession, als im Regiment zu seyn. Denn die
andern müssen alles thun, was man saget: Aber die Regenten sind theils
nicht so beschaffen; daher verliehret der peuple die Liebe gegen sie, wo aber

keine
Cap. III. De Incommodis,
Daß aber die
Unterthanen
daran meiſt
ſelbſt Schuld.

§. 9. Sie ſind aber ſelbſt Schuld dran, quia otio & luxui dediti
ſunt. Luxus
machet paupertatem; die paupertas aber verurſachet, daß
ſie nichts zu nagen, und zu beiſſen haben. Non removeo culpam ab im-
perantibus;
aber wir muͤſſen auch der andern ihre defectus beobachten.
Das hat Hobbeſius de Cive ſchoͤn gewieſen, der ſagt auch: es waͤren
wohl die imperantes viel Schuld dran, aber die patres familiæ ſelbſt ver-
urſachten auch vieles. Er giebt das ſchoͤne Gleichniß, und ſaget: Wenn die
Menſchen zuviel gegeſſen und getruncken, ſo ſagen ſie, der Alp habe ſie
des Nachts gedruckt. Da ſagt Hobbes: es thut ſolches die Hexe nicht,
ſondern der Magen, daß ſie ſo viel gegeſſen und getruncken haben. Al-
ſo ſagten ſie auch, der imperans druckte ſie, da ſie doch luxurioſi, und
wenn ſie arm werden, ſo ſchieben ſie es auf den imperantem. Dazu
kommen hernach auch noch die otioſi, welche die Leute encouragiren zu
boͤſen Anſchlaͤgen, zu Aufruhr, von welchen bisweilen auch die Geiſtlich-
keit nicht auszunehmen, ut infra clarius dicam. Ein eintziges Exempel
zu geben fingam: daß ein Koͤnig wollte eine Kopff-Steuer haben, ſo
wuͤrde ein jeder heulen und Zaͤhnklappen, und ſagen, er habe nichts.
Wenn man nun aber fragt: Warum habt ihr nichts? ſo ſagen ſie, ſie
koͤnnten nichts erwerben, und alles, was ſie erworben, gienge wieder
drauf. Fragt man aber: wovor das Geld hingehe, ſo findet man, daß
die Buͤrger jetzt alle Tage ihren Coffée trincken, und jaͤhrlich in man-
chem Hauſe 100. Rthl. vor Coffèe depenſiret wird. Thaͤten ſie das nicht,
ſo koͤnnten ſie dem Koͤnige viel Kopff-Steuer geben. Es muß einer den
Coffèe-Magen zuſchlieſſen, hat doch dein Vater und Groß-Vater auch
keinen getruncken. Daher iſt gut, daß man denen Leuten die Inſtrumen-
ta luxuriæ
nimmt, damit ſie ihr Geld nicht ſo liederlich depenſiren. Denn
wenn man acht giebet, was nur in kleinen Provintzen vor Geld wegen
des Coffées depenſiret wird, ſo wird man finden, daß es eine ziemliche
Summa. Man nennet es klein Staͤdtiſch, wo das nicht geſchiehet, aber
es waͤre zu wuͤnſchen, daß wir alle in dieſen Stuͤcke klein Staͤdtiſch waͤ-
ren. Die Hollaͤnder ſind hierinne viel kluͤger, welche vor viele 1000.
Rthlr. Waaren in ihr Land fuͤhren, aber ſie brauchen ſolche nicht, ſon-
dern verkauffen ſie an andere. Medium muß man tenere.

Was regentes
vor incommo-
da
haben?

§. 10. Dicis: Ein Fuͤrſt, ein Regent, ein Buͤrgermeiſter iſt doch
was gluͤckliches. Reſpond. Es ſiehet ſo aus, und es iſt wahr, wenn ſie
vigilant, attent, und Sapientes, ſo werden ſie auch gluͤcklich ſeyn, und iſt
alsdenn keine beſſere profeſſion, als im Regiment zu ſeyn. Denn die
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nicht ſo beſchaffen; daher verliehret der peuple die Liebe gegen ſie, wo aber

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/90>, abgerufen am 27.11.2024.