Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

nen Schlägen seines Stockes an der Erde weg
zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er
ist behutsam, wählt diejenige Stelle, wo der
Kreis mit weniger schnellen und geschickten
Personen besetzt ist, dringt mit seinem Balle zu-
gleich hindurch, um ihn in das Mittelloch zu rollen.
Diess ist der Zweck seiner Arbeit, der aber schwer
und selten erreicht wird. In diesem Augenblik-
ke schreyet alles, der Geyer, der Geyer! Alle sind
in tausend Stellungen und Wendungen beschäff-
tigt, den Ball aus dem Kreise heraus zu bringen.
Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn
hinein zu bringen, oder irgend einem Andern,
der sichs eben recht angelegen seyn lässt, da-
durch ein Loch abzugewinnen, dass er seinen
Stock in dessen verlassenes Loch steckt. Hier-
durch wird der, welcher das Loch verliert so-
gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey-
des nicht; ehe man sichs versiehet, bekömmt
der Ball einen Schlag, dass er weit fortfliegt, und
unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald
vom neuen wieder zu kommen. Ist der Geyer ein
recht flinker Bursche, so macht er allen andern
oft genug zu schaffen und das Spiel wird unge-
mein lebhaft und luftig; ist er aber zu schläfrig,
so verliert es viel von seiner Annehmlichkeit.
Die Gesellschaft thut daher besser, 2 ja 3 Perso-
nen zu Geyern zu machen, und jedem einen

nen Schlägen ſeines Stockes an der Erde weg
zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er
iſt behutſam, wählt diejenige Stelle, wo der
Kreis mit weniger ſchnellen und geſchickten
Perſonen beſetzt iſt, dringt mit ſeinem Balle zu-
gleich hindurch, um ihn in das Mittelloch zu rollen.
Dieſs iſt der Zweck ſeiner Arbeit, der aber ſchwer
und ſelten erreicht wird. In dieſem Augenblik-
ke ſchreyet alles, der Geyer, der Geyer! Alle ſind
in tauſend Stellungen und Wendungen beſchäff-
tigt, den Ball aus dem Kreiſe heraus zu bringen.
Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn
hinein zu bringen, oder irgend einem Andern,
der ſichs eben recht angelegen ſeyn läſst, da-
durch ein Loch abzugewinnen, daſs er ſeinen
Stock in deſſen verlaſſenes Loch ſteckt. Hier-
durch wird der, welcher das Loch verliert ſo-
gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey-
des nicht; ehe man ſichs verſiehet, bekömmt
der Ball einen Schlag, daſs er weit fortfliegt, und
unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald
vom neuen wieder zu kommen. Iſt der Geyer ein
recht flinker Burſche, ſo macht er allen andern
oft genug zu ſchaffen und das Spiel wird unge-
mein lebhaft und luftig; iſt er aber zu ſchläfrig,
ſo verliert es viel von ſeiner Annehmlichkeit.
Die Geſellſchaft thut daher beſſer, 2 ja 3 Perſo-
nen zu Geyern zu machen, und jedem einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0142" n="110"/>
nen Schlägen &#x017F;eines Stockes an der Erde weg<lb/>
zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er<lb/>
i&#x017F;t behut&#x017F;am, wählt diejenige Stelle, wo der<lb/>
Kreis mit weniger &#x017F;chnellen und ge&#x017F;chickten<lb/>
Per&#x017F;onen be&#x017F;etzt i&#x017F;t, dringt mit &#x017F;einem Balle zu-<lb/>
gleich hindurch, <hi rendition="#i">um ihn in das Mittelloch zu rollen</hi>.<lb/>
Die&#x017F;s i&#x017F;t der Zweck &#x017F;einer Arbeit, der aber &#x017F;chwer<lb/>
und &#x017F;elten erreicht wird. In die&#x017F;em Augenblik-<lb/>
ke &#x017F;chreyet alles, der <hi rendition="#i">Geyer</hi>, der <hi rendition="#i">Geyer</hi>! Alle &#x017F;ind<lb/>
in tau&#x017F;end Stellungen und Wendungen be&#x017F;chäff-<lb/>
tigt, den Ball aus dem Krei&#x017F;e heraus zu bringen.<lb/>
Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn<lb/>
hinein zu bringen, oder irgend einem Andern,<lb/>
der &#x017F;ichs eben recht angelegen &#x017F;eyn lä&#x017F;st, da-<lb/>
durch ein Loch abzugewinnen, da&#x017F;s er &#x017F;einen<lb/>
Stock in de&#x017F;&#x017F;en verla&#x017F;&#x017F;enes Loch &#x017F;teckt. Hier-<lb/>
durch wird der, welcher das Loch verliert &#x017F;o-<lb/>
gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey-<lb/>
des nicht; ehe man &#x017F;ichs ver&#x017F;iehet, bekömmt<lb/>
der Ball einen Schlag, da&#x017F;s er weit fortfliegt, und<lb/>
unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald<lb/>
vom neuen wieder zu kommen. I&#x017F;t der Geyer ein<lb/>
recht flinker Bur&#x017F;che, &#x017F;o macht er allen andern<lb/>
oft genug zu &#x017F;chaffen und das Spiel wird unge-<lb/>
mein lebhaft und luftig; i&#x017F;t er aber zu &#x017F;chläfrig,<lb/>
&#x017F;o verliert es viel von &#x017F;einer Annehmlichkeit.<lb/>
Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft thut daher be&#x017F;&#x017F;er, 2 ja 3 Per&#x017F;o-<lb/>
nen zu Geyern zu machen, und jedem einen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0142] nen Schlägen ſeines Stockes an der Erde weg zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er iſt behutſam, wählt diejenige Stelle, wo der Kreis mit weniger ſchnellen und geſchickten Perſonen beſetzt iſt, dringt mit ſeinem Balle zu- gleich hindurch, um ihn in das Mittelloch zu rollen. Dieſs iſt der Zweck ſeiner Arbeit, der aber ſchwer und ſelten erreicht wird. In dieſem Augenblik- ke ſchreyet alles, der Geyer, der Geyer! Alle ſind in tauſend Stellungen und Wendungen beſchäff- tigt, den Ball aus dem Kreiſe heraus zu bringen. Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn hinein zu bringen, oder irgend einem Andern, der ſichs eben recht angelegen ſeyn läſst, da- durch ein Loch abzugewinnen, daſs er ſeinen Stock in deſſen verlaſſenes Loch ſteckt. Hier- durch wird der, welcher das Loch verliert ſo- gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey- des nicht; ehe man ſichs verſiehet, bekömmt der Ball einen Schlag, daſs er weit fortfliegt, und unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald vom neuen wieder zu kommen. Iſt der Geyer ein recht flinker Burſche, ſo macht er allen andern oft genug zu ſchaffen und das Spiel wird unge- mein lebhaft und luftig; iſt er aber zu ſchläfrig, ſo verliert es viel von ſeiner Annehmlichkeit. Die Geſellſchaft thut daher beſſer, 2 ja 3 Perſo- nen zu Geyern zu machen, und jedem einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/142
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/142>, abgerufen am 23.11.2024.