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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, dass
das Billard eines der vollkommensten Spiele sey.
Es interessirt durch grosse Mannichfaltigkeit der
vorkommenden Fälle, die ins Unendliche geht,
weil die Lagen der Bälle, ihre Entfernungen und
Winkel zu den Löchern unabsehbar verschieden
sind; durch Mannichfaltigkeit der Mittel, den
jedesmaligen vorliegenden Fall zu behandeln;
durch das damit verknüpfte sinnliche Beobach-
ten und Beurtheilen der Winkel und Entfer-
nungen, der Art des Stosses, die hier am besten
anzuwenden ist, und der Abwiegung der Kraft
des Arms und der Hand zum Stosse. Alles diess
gewährt für den Geist eine mässige Anstrengung,
und giebt ihm Gelegenheit in der gehörigen Lei-
tung des Körpers ein stilles Vergnügen zu fin-
den. Hierzu kommt endlich noch die sehr heil-
same Bewegung des Körpers, die zwar nur mä-
ssig, aber daher für manche Zeiten, besonders
nach Tische und nach sitzenden Arbeiten, um de-
sto zweckmässiger, durch einige Dauer dennoch
sehr wirksam, und durch die unzähligen damit
verknüpften Bewegungen und Stellungen des
Körpers sehr vortheilhaft ist. Alle diese guten
Seiten des Billards sind auch für die etwas her-
angewachsene Jugend geniessbar, warum, das
sieht Jedermann leicht von selbst ein. Ich wür-
de eilen, sie zu dieser Uebung zu führen, um ih-

Es iſt gar keinem Zweifel unterworfen, daſs
das Billard eines der vollkommenſten Spiele ſey.
Es intereſſirt durch groſse Mannichfaltigkeit der
vorkommenden Fälle, die ins Unendliche geht,
weil die Lagen der Bälle, ihre Entfernungen und
Winkel zu den Löchern unabſehbar verſchieden
ſind; durch Mannichfaltigkeit der Mittel, den
jedesmaligen vorliegenden Fall zu behandeln;
durch das damit verknüpfte ſinnliche Beobach-
ten und Beurtheilen der Winkel und Entfer-
nungen, der Art des Stoſses, die hier am beſten
anzuwenden iſt, und der Abwiegung der Kraft
des Arms und der Hand zum Stoſse. Alles dieſs
gewährt für den Geiſt eine mäſsige Anſtrengung,
und giebt ihm Gelegenheit in der gehörigen Lei-
tung des Körpers ein ſtilles Vergnügen zu fin-
den. Hierzu kommt endlich noch die ſehr heil-
ſame Bewegung des Körpers, die zwar nur mä-
ſsig, aber daher für manche Zeiten, beſonders
nach Tiſche und nach ſitzenden Arbeiten, um de-
ſto zweckmäſsiger, durch einige Dauer dennoch
ſehr wirkſam, und durch die unzähligen damit
verknüpften Bewegungen und Stellungen des
Körpers ſehr vortheilhaft iſt. Alle dieſe guten
Seiten des Billards ſind auch für die etwas her-
angewachſene Jugend genieſsbar, warum, das
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[178/0210] Es iſt gar keinem Zweifel unterworfen, daſs das Billard eines der vollkommenſten Spiele ſey. Es intereſſirt durch groſse Mannichfaltigkeit der vorkommenden Fälle, die ins Unendliche geht, weil die Lagen der Bälle, ihre Entfernungen und Winkel zu den Löchern unabſehbar verſchieden ſind; durch Mannichfaltigkeit der Mittel, den jedesmaligen vorliegenden Fall zu behandeln; durch das damit verknüpfte ſinnliche Beobach- ten und Beurtheilen der Winkel und Entfer- nungen, der Art des Stoſses, die hier am beſten anzuwenden iſt, und der Abwiegung der Kraft des Arms und der Hand zum Stoſse. Alles dieſs gewährt für den Geiſt eine mäſsige Anſtrengung, und giebt ihm Gelegenheit in der gehörigen Lei- tung des Körpers ein ſtilles Vergnügen zu fin- den. Hierzu kommt endlich noch die ſehr heil- ſame Bewegung des Körpers, die zwar nur mä- ſsig, aber daher für manche Zeiten, beſonders nach Tiſche und nach ſitzenden Arbeiten, um de- ſto zweckmäſsiger, durch einige Dauer dennoch ſehr wirkſam, und durch die unzähligen damit verknüpften Bewegungen und Stellungen des Körpers ſehr vortheilhaft iſt. Alle dieſe guten Seiten des Billards ſind auch für die etwas her- angewachſene Jugend genieſsbar, warum, das ſieht Jedermann leicht von ſelbſt ein. Ich wür- de eilen, ſie zu dieſer Uebung zu führen, um ih-

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/210>, abgerufen am 15.05.2024.