Je lebhafter die Blindekuh ihre Rolle spielt, je mehr die Sehenden um sie herspringen und sie im freundschaftlichen Spasse foppen, je angeneh- mer wird das Spiel. Die Blindekuh spizt die Oh- ren, um zu erforschen, wo ein Umstehender sey; sie schreitet mit hochaufgehobenen Beinen mehr heran, die Arme werden weit ausgestreckt, ihr Gegner drückt sich in einen Winkel, sie fährt zu, und ergreift -- nichts; durch eine schnelle Wendung des Körpers rettet sich jener unter ih- ren Armen weg, und ein allgemeines Gelächter belebt auf einmal die Gesellschaft.
Dieses Spiel vereinigt sehr viel Zweckmässi- ges in sich: Bewegung, Fröhlichkeit, Geschick- lichkeit des Körpers und Beobachtungsgeist. Wenn man es auf einem freyen Rasenplatze vor- nehmen will, so ist es nöthig, den Spielraum in Gränzen einzuschliessen, sonst möchte es der Blindekuh unmöglich werden, je einen zu er- haschen.
Abänderung. Die Blindekuh wird nicht schon da- durch frey, wenn sie irgend einen erhascht, son- dern sie muss, nachdem sie dem Gefangenen durch das Wort Halt! Stillstehn geboten hat, seine Hände, oder das Profil seines Gesichts betasten und daraus die Person erkennen. Kann sie diess, so ist sie frey und der Erkannte, Blindekuh. Durch diese Uebung des Gefühls in Beurthei-
Je lebhafter die Blindekuh ihre Rolle ſpielt, je mehr die Sehenden um ſie herſpringen und ſie im freundſchaftlichen Spaſse foppen, je angeneh- mer wird das Spiel. Die Blindekuh ſpizt die Oh- ren, um zu erforſchen, wo ein Umſtehender ſey; ſie ſchreitet mit hochaufgehobenen Beinen mehr heran, die Arme werden weit ausgeſtreckt, ihr Gegner drückt ſich in einen Winkel, ſie fährt zu, und ergreift — nichts; durch eine ſchnelle Wendung des Körpers rettet ſich jener unter ih- ren Armen weg, und ein allgemeines Gelächter belebt auf einmal die Geſellſchaft.
Dieſes Spiel vereinigt ſehr viel Zweckmäſsi- ges in ſich: Bewegung, Fröhlichkeit, Geſchick- lichkeit des Körpers und Beobachtungsgeiſt. Wenn man es auf einem freyen Raſenplatze vor- nehmen will, ſo iſt es nöthig, den Spielraum in Gränzen einzuſchlieſsen, ſonſt möchte es der Blindekuh unmöglich werden, je einen zu er- haſchen.
Abänderung. Die Blindekuh wird nicht ſchon da- durch frey, wenn ſie irgend einen erhaſcht, ſon- dern ſie muſs, nachdem ſie dem Gefangenen durch das Wort Halt! Stillſtehn geboten hat, ſeine Hände, oder das Profil ſeines Geſichts betaſten und daraus die Perſon erkennen. Kann ſie dieſs, ſo iſt ſie frey und der Erkannte, Blindekuh. Durch dieſe Uebung des Gefühls in Beurthei-
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Je lebhafter die Blindekuh ihre Rolle ſpielt,
je mehr die Sehenden um ſie herſpringen und ſie
im freundſchaftlichen Spaſse foppen, je angeneh-
mer wird das Spiel. Die Blindekuh ſpizt die Oh-
ren, um zu erforſchen, wo ein Umſtehender
ſey; ſie ſchreitet mit hochaufgehobenen Beinen
mehr heran, die Arme werden weit ausgeſtreckt,
ihr Gegner drückt ſich in einen Winkel, ſie fährt
zu, und ergreift — nichts; durch eine ſchnelle
Wendung des Körpers rettet ſich jener unter ih-
ren Armen weg, und ein allgemeines Gelächter
belebt auf einmal die Geſellſchaft.
Dieſes Spiel vereinigt ſehr viel Zweckmäſsi-
ges in ſich: Bewegung, Fröhlichkeit, Geſchick-
lichkeit des Körpers und Beobachtungsgeiſt.
Wenn man es auf einem freyen Raſenplatze vor-
nehmen will, ſo iſt es nöthig, den Spielraum in
Gränzen einzuſchlieſsen, ſonſt möchte es der
Blindekuh unmöglich werden, je einen zu er-
haſchen.
Abänderung. Die Blindekuh wird nicht ſchon da-
durch frey, wenn ſie irgend einen erhaſcht, ſon-
dern ſie muſs, nachdem ſie dem Gefangenen durch
das Wort Halt! Stillſtehn geboten hat, ſeine
Hände, oder das Profil ſeines Geſichts betaſten
und daraus die Perſon erkennen. Kann ſie dieſs,
ſo iſt ſie frey und der Erkannte, Blindekuh.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/255>, abgerufen am 27.11.2024.
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