quemsten auf einer grossen, mit einzelnen Ge- büschen versehenen, oder theils umgebenen Wie- se, oder einem ähnlichen Gartenplatze. Einer wird zum Kadi ernannt, und dieser theilt die Ge- sellschaft in Paare ab, um aus diesen nach Anhang I Nro. 1 zwey Partheyen zu bilden, indem er von jedem zu ihm kommenden Paare die eine Per- son zum Wächter, die andere zum Diebe ernennt. So entsteht die Vertheilung der Gesellschaft durchs Loos in Wächter und Diebe. Beyderley sondern sich in 2 Haufen ab, und der Kadi nennt die Namen beyder Partheyen öffentlich, damit sie sich gegenseitig nach ihren Rollen kennen ler- nen. Jezt giebt er jeder Parthey eine Parole z. B. den Wächtern das Wort Bordeaux, den Dieben Rouen, und befiehlt jenen, sich zu be- zeichnen und diesen sich zu bewaffnen; worauf die Wächter ein weisses Tuch oder ein Stück Pa- pier um den Arm befestigen und die Diebe sich mit zusammengedreheten Schnupftüchern ver- sehen. Hierauf müssen sich die Diebe entfernen, um sich zu verstecken und in Hinterhalt zu le- gen, wo sie nur können. Der Kadi giebt ihnen dazu etwa 2 Minuten und weniger, binnen wel- cher Zeit er laut bis 20 zählt. Ist die Zahl 20 ausgesprochen, so gehet der Kadi mit den Wäch- tern aus, um die Diebe zu sangen. Man spürt aus, wo sich Diebe befinden, der Kadi detaschirt
quemſten auf einer groſsen, mit einzelnen Ge- büſchen verſehenen, oder theils umgebenen Wie- ſe, oder einem ähnlichen Gartenplatze. Einer wird zum Kadi ernannt, und dieſer theilt die Ge- ſellſchaft in Paare ab, um aus dieſen nach Anhang I Nro. 1 zwey Partheyen zu bilden, indem er von jedem zu ihm kommenden Paare die eine Per- ſon zum Wächter, die andere zum Diebe ernennt. So entſteht die Vertheilung der Geſellſchaft durchs Loos in Wächter und Diebe. Beyderley ſondern ſich in 2 Haufen ab, und der Kadi nennt die Namen beyder Partheyen öffentlich, damit ſie ſich gegenſeitig nach ihren Rollen kennen ler- nen. Jezt giebt er jeder Parthey eine Parole z. B. den Wächtern das Wort Bordeaux, den Dieben Rouen, und befiehlt jenen, ſich zu be- zeichnen und dieſen ſich zu bewaffnen; worauf die Wächter ein weiſses Tuch oder ein Stück Pa- pier um den Arm befeſtigen und die Diebe ſich mit zuſammengedreheten Schnupftüchern ver- ſehen. Hierauf müſſen ſich die Diebe entfernen, um ſich zu verſtecken und in Hinterhalt zu le- gen, wo ſie nur können. Der Kadi giebt ihnen dazu etwa 2 Minuten und weniger, binnen wel- cher Zeit er laut bis 20 zählt. Iſt die Zahl 20 ausgeſprochen, ſo gehet der Kadi mit den Wäch- tern aus, um die Diebe zu ſangen. Man ſpürt aus, wo ſich Diebe befinden, der Kadi detaſchirt
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quemſten auf einer groſsen, mit einzelnen Ge-
büſchen verſehenen, oder theils umgebenen Wie-
ſe, oder einem ähnlichen Gartenplatze. Einer
wird zum Kadi ernannt, und dieſer theilt die Ge-
ſellſchaft in Paare ab, um aus dieſen nach Anhang I
Nro. 1 zwey Partheyen zu bilden, indem er von
jedem zu ihm kommenden Paare die eine Per-
ſon zum Wächter, die andere zum Diebe ernennt.
So entſteht die Vertheilung der Geſellſchaft
durchs Loos in Wächter und Diebe. Beyderley
ſondern ſich in 2 Haufen ab, und der Kadi nennt
die Namen beyder Partheyen öffentlich, damit
ſie ſich gegenſeitig nach ihren Rollen kennen ler-
nen. Jezt giebt er jeder Parthey eine Parole
z. B. den Wächtern das Wort Bordeaux, den
Dieben Rouen, und befiehlt jenen, ſich zu be-
zeichnen und dieſen ſich zu bewaffnen; worauf die
Wächter ein weiſses Tuch oder ein Stück Pa-
pier um den Arm befeſtigen und die Diebe ſich
mit zuſammengedreheten Schnupftüchern ver-
ſehen. Hierauf müſſen ſich die Diebe entfernen,
um ſich zu verſtecken und in Hinterhalt zu le-
gen, wo ſie nur können. Der Kadi giebt ihnen
dazu etwa 2 Minuten und weniger, binnen wel-
cher Zeit er laut bis 20 zählt. Iſt die Zahl 20
ausgeſprochen, ſo gehet der Kadi mit den Wäch-
tern aus, um die Diebe zu ſangen. Man ſpürt
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/280>, abgerufen am 26.11.2024.
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